Bordellbetreiber kritisieren lasche Kontrollpolitik in der Stadt. Mehr als 100 Prostituierte werden innerhalb des Sperrbezirks in so genannten Budget-Hotels vermutet.
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Ulm Prostitution: Skandal im Ulmer Sperrbezirk?
Hans-Uli Mayer | 05.01.2017
Ulm Bordellbetreiber kritisieren lasche Kontrollpolitik in der Stadt. Mehr als 100 Prostituierte werden innerhalb des Sperrbezirks in so genannten Budget-Hotels vermutet.
Ulm Bordellbetreiber kritisieren lasche Kontrollpolitik in der Stadt. Mehr als 100 Prostituierte werden innerhalb des Sperrbezirks in so genannten Budget-Hotels vermutet.
Zum 1. Juni soll das neue Gesetz zum Schutz von in der Prostitution tätigen Personen (Prostituiertenschutzgesetz) in Kraft treten. Der Gesetzgeber erhofft sich dadurch mehr Schutz für die Frauen des Gewerbes, vor allem aber mehr Einblick ins Milieu und bessere Kontrolle. Gerade letzteres tut Not, wie ein Vorgang belegt, der derzeit Stadt und Polizei beschäftigt: Prostitution im Sperrbezirk, an zentralen Stellen mitten in der Ulmer Innenstadt.
Den Vorwurf erhebt ein der Redaktion namentlich bekannter Berater eines solchen offiziellen Bordellbetriebs. Demnach bieten bis zu 100 Prostituierte ihre Dienste mitten in der Stadt an, in Privatwohnungen, vor allem aber in so genannten Budget-Hotels, in denen es während der Nachtstunden keine Portiers gibt und der Zugang sowie die Abrechnung über Kreditkarte erfolgt – ohne jeden Meldeschein. In dieser Anonymität gebe es mitten in der Stadt Prostitution in großem Stil.
Tatsächlich bieten auf einschlägigen Internet-Seiten Dutzende junger Frauen auf vermeintlich eigene Rechnung und an der Steuer vorbei ihre Sexdienste an. Sie nennen sich „analluder“, „Zauberfee“, „fickbienchen“, oder heißen ganz normal „Eleonora“ und „Alexandra“, offerieren Vorlieben und Preise (150 Euro die Stunde, 100 Euro die halbe Stunde) und nennen als Treffpunkt häufig das Budget-Hotel Ibis in direkter Nachbarschaft zum Theater Ulm.
Dieser Vorgang ist bereits Ende August der Stadtspitze bekannt geworden. Die Betreiberin eines Bordells im Donautal hat auf diese Missstände hingewiesen. Und deren Berater führt im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE die große Konkurrenz für die offiziellen Bordellbetriebe an, weil denen sowohl die Kundschaft wie die Frauen fehlten. Mit dem Hinweis verbunden ist auch der Vorwurf an Stadt und Polizei, nichts zu unternehmen: „So nachlässig wie in Ulm wird das selten gehandhabt“, sagt der Insider.
Ein Vorwurf, den Stadt und Polizei nicht auf sich sitzen lassen wollen, wenngleich sie in dieser Frage den jeweils anderen in der Pflicht sehen. Das Problem sei bekannt und im Fokus der Polizei, sagte deren Sprecher, der allerdings darauf verweist, dass es sich beim genannten Phänomen nicht um Straftaten, sondern nur um Ordnungswidrigkeiten handele, für die die Stadt zuständig sei, wie Rudi Bauer sagte. Weitere Angaben machte er mit Verweis auf das zur Jahresmitte erwartete neue Gesetz nicht, auf das sich Stadt und Polizei intensiv vorbereiten würden.
Dem widerspricht Rainer Türke von den Bürgerdiensten bei der Stadtverwaltung gar nicht, weist aber auf die komplizierte Rechtslage hin. Arbeitet eine einzelne Prostituierte auf eigene Rechnung, stellt dies nach dem Gesetz kein Gewerbe dar. Ergo muss es auch nicht angemeldet werden, was die Sanktionsmöglichkeiten der Stadt stark einschränke.
Außerdem bestreitet Türke die Ausmaße und Dringlichkeit des Problems, dessen Ursprung er mehr in der Konkurrenzsituation des Bordellberaters sieht. Dass sich in den so genannten Budget-Hotels einiges abspiele, kann er sich zwar durchaus vorstellen. Der Stadt lägen aber außer der des Beraters keine weiteren Beschwerden vor.
Für das Hotel ist das eine unangenehme Situation, wie ein Sprecher der Accor Hotels wissen lässt, zu deren Gesellschaft die Ibis-Hotels gehören. „Die Hoteldirektion hat Kenntnis von den Vorgängen, distanziert sich hiervon jedoch ausdrücklich“, sagte Unternehmenssprecher Eike Alexander Kraft. Erste interne Maßnahmen zeigten bereits Wirkung und hätten abschreckenden Charakter, heißt es abschließend.
33 Bordellbetriebe in beiden Städten
Statistik Offiziell sind in Ulm 25 Bordelle, in Neu-Ulm 8 genehmigt. Darunter fallen Laufhäuser, aber auch so genannte Terminwohnungen und Tantra-Studios. Nach Ermittlungen der Polizei sind in Ulm 150 bis 170 Prostituierte gemeldet, von denen nach Schätzungen der Polizei täglich etwa 120 arbeiten, in Neu-Ulm wird die Zahl mit 80 angegeben. Zu den Betreibern gehören zwar auch Rocker, die aber „bei weitem nicht den Markt“ beherrschen, wie fälschlicherweise immer behauptet werde. In Relation zur Größe der Stadt und deren Einzugsgebiet seien diese Zahlen „nicht besorgniserregend“, sagt Türke.
Mein Kommentar:
Höchste Zeit, dass hier mal jemand die Missstände in Ulm offen anspricht. Verfolgte man in den vergangenen Jahren die Berichterstattung auch aus den Sitzungen des Ulmer Gemeinderats zum Thema Prostitution, konnte man leicht den Eindruck gewinnen, dass den Stadtoberen nicht geläufig ist, was ohnehin sonst jeder weiß: „Vogel-Strauß-Politik“ eben. Und im Hinblick auf das neue Prostituiertenschutzgesetz sollten die Behörden eher dort den Hebel ansetzen, anstatt den „offiziellen Bordellbetrieben“ und Prostituierten mit immer weiteren Auflagen und neuen Verpflichtungen ihre Arbeit zu erschweren.
Nein, ich bin kein Bordellbetreiber und auch kein Gegner der Prostitution sondern ein Freier wie ihr, zumindest die meisten hier im Forum.
Nur würde ich mir wünschen, dass die „offizielle Prostitution“ in unserer sonst so liberalen Gesellschaft auch den Stellenwert erhält, der ihr meines Erachtens zusteht, anzuerkennen und zu legalisieren. Sonst wird es in der Zukunft auch im Hinblick auf immer mehr Zuwanderung kaum noch zu bewältigen sein, illegale Prostitution einzudämmen und die Prostitution insgesamt zu entkriminalisieren.
Wünsche allseits interessante Lektüre.
Gruß Popp-Eye62
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Weitere Berichte zu "Prostitution: Skandal im Ulmer Sperrbezirk?" findest du evtl. hier...
Es war absehbar, das angesichts kaufmich & Co. und der allgemein wohl sehr stark angestiegenen "privaten" Hotel- und Wohnungsprostitution die Bordellbetreiber irgendwann auf die Pauke hauen.
Man hört schon munkeln, dass diese Entwicklung dem ein oder anderen alteingesessenem Laden so langsam an die Substanz geht.
Um mal einen Vergleich zu ziehen: Es sind meist örtliche Gastronome, die Vereinsheimen mit Bewirtung oder Sommerfesten usw. den WKD auf den Hals schicken, wegen vermeintlicher oder auch echter Verstöße.
Bleibt abzuwarten, ob die Ulmer Polizei bzw. das Ordnungsamt reagieren will und kann. Der Kampf gegen diese "wilde" Form des Pay6 dürfte sehr zeit- und personalintensiv sein und die Polizei hat so schon von beidem zu wenig.
Falls sich übrigens jemand wundert, warum ich hier keine Erfahrungsberichte mehr bringe: Habe seit geraumer Zeit mein privates Ficki-Ficki von der Sorte knackige, aber vernachlässigte Hausfrau 40+
Und nein, darüber gibts keine Infos und keine Adresse, weil das ist privat und soll auch so bleiben. Dafür werde dann auch nur ich abgemurkst, wenn der Alte mal dahinterkommen sollte
Habe allerdings noch eine To-Do in UL oder HDH zu erledigen, die nächsten Wochen tut sich bei mir vielleicht doch wieder was im RL-Millieu.