Türkei - Hagia Sophia

[dabello]

Zitat von Erdouan

'Die "Hagia Sophia" ist ab sofort wieder eine muslimische Kirche'

okay, Herr Diktator ...
(nachdem die "Hagia" erstmal fast 1.000 Jahre eine christliche Kirche war ... und seit 1933 auf Verfügung von Kemal Atatürk ein Museum ...)

an alle Touristen: Ist die Türkei (ab sofort ) für Euch ok?

[E.B.]

Das Schicksal eines Gebetshauses lässt mich als Atheisten kalt.

Der islamische Imperialismus lässt mich als weitere Verbreitung inrrationalen Gedankengutes weniger kalt (ist ja nicht nur Erdogan so unterwegs, die ganze Muselbande von Indonesien über Zentralasien (dort noch am wenigsten) bis naher Osten und nördliche Hälfte Afrikas ist ja ebenso drauf).

Irgendwie ist es mir in den letzten anderthalb Jahrzehnten sehr leicht gefallen, Nahost und Nordafrika zu meiden.

Ich war öfters auf Djerba, in Bodrum reparaturweise (Inboardmaschine defekt), und einmal ein Eisenbahntrip durch Türkei und Iran bis Teheran zwecks Teilnahme an einer Hochzeit.

Aber halt alles vor September 2001.

Das konnte mich nicht von diesen Landstrichen einnehmen, wenn auch vieles nicht der durch die Medien geprägten westlichen Wahrnehmung entsprechen mag. Und das liegt zu großen Teilen an dieser unsichtbaren Barriere zwischen Reisendem und Einheimischen, die es so nur in islamischen Ländern gibt. Wenn diese Schwelle durchbrochen scheint, dann nur weil man vom Islam überzeugt werden soll, scheinbar gibt es da Supersonderspiele oder Reiskocher im Jenseits für Kundenwerbung Sobald man durchblicken lässt, dass man damit nichts anfangen kann, ist diese unsichtbare Wand wieder da, oder man ist Luft, oder die Stimmung gleicht der neben einem Wespennest ("nur weg hier").

Das Paar lebt übrigens mittlerweile seit fast 20 Jahren hier (er Deutscher/Ingenieur/Unikollege, sie bezeichnet sich als Perserin, mit "Iran" mag sie nichts zu tun haben, vier Töchter, ein Sohn, alle an der Uni bzw kurs aufs Abi).

Der Iran sind drei Länder auf einmal: der Iran auf derStraße in der Öffentlichkeit, der Iran im Haus im Privaten, und der Iran im Haus im Privaten nach Sonnenuntergang, wenn auch Allah nichts sieht. Zwischen diesen Zonen bewegt man sich mit Taxis oder mit warten hin und her.

[Gwambada Uhu]

Die Hagia Sophia ist für Erdo ein Symbol für die Überlegenheit des Islam über das Christentum und setzt nur ein Ausrufezeichen hinter die Politik in der Türkei der letzten 20 Jahre.

Auch wenn ich mich wiederholen sollte: Ein Typ wie Erdo versteht Kompromiss nicht. Er ist wie ein Kleinkind das Grenzen auslotet. Wenn man ihm nicht bei Zeiten seine Grenzen aufzeigt geht es in den Graben. Die zahnlose EU und die Scheckkarten-Diplomatin Merkel hätten längst reagieren müssen. Er macht ein Fass nach dem anderen auf um das Osmanische Reich als Gottesstaat wiederherzustellen. Mit Zypern ging es los ... aktuell ist er in Syrien, Libyen und Irak mit seinen Truppen im Krieg. Zusätzlich verstärkt er seine Präsenz im Mittelmeer gegen Griechenland weil seiner Meinung so die eine oder andere Griechische Insel zur Türkei gehört und die Gasfelder im Mittelmeer ebenso. Die Wahrscheinlichkeit das sich hier ein Konflikt zwischen Natopartnern entwickelt ist sehr hoch.

Mir ist es grundsätzlich echt egal ob in der Hagia Sophia die Musel dem Westen ihren Arsch entgegenrecken ... das Signal das er damit gegen den Westen aussendet ist aber eindeutig. Türkei zählt immer noch als EU Beitrittskandidat und Erdo kassiert aus der EU Milliarden von Euro um sein Regime zu festigen und überall Kriege anzuzetteln oder zu befeuern und KEINER reagiert. Das gabs schon mal ... Elsass, Sudetenland, Österreich ... keiner hat reagiert... und BAMM

Die Politik lernt nicht aus der Geschichte....

[Joshua 3]

@byieni:
Nie mehr Urlaub in einem muslimischen Land? Die Malediven zählen auch dazu. Da wirst du jedoch (außer in der kleinen Insel-Hauptstadt Malé) nicht viel davon mitbekommen. Aber ich weiß, was du meinst.

Der Erdogan beschwert sich, daß der Tourismus in seinem Land zurück geht, sollte sich aber nicht wundern, wenn er durch solche Aktionen genau das vorantreibt. Ich fühle mich in den Ländern, in denen der Islam eine zu große Rolle spielt und auch die persönlichen Freiheiten durch strenge Vorschriften beeinträchtigt, (besonders in den arabischen Ländern, z.B. in puncto Kleidung oder der eigenen Freundin/Frau auf der Straße ein Küßchen geben), etwas unwohl.

[byieni]

Servus,

unabhängig davon, was nun die Hagia Sophia ist oder nicht:

Ich war ein einziges Mal in einem muslimischen Land in Urlaub. Und seitdem steht mein Entschluss so fest wie die Felsen des Wendelsteins: NIE MEHR WIEDER!

Ganz egal, wie schön es dort sein mag, wie "nett doch die Leut sind", wie billig das dort ist, wie schön das Wetter dort ist, wie - ach, was weiß ich denn....

Dahin, wo man sich freitags um halb drei gen Mekka verneigt, kriegen mich keine tausend Rösser mehr hin! Basta!

[woland]

Ganz so heiß wird die Suppe nicht gegessen: Die Hagia Sofia wird tageweise weiterhin als Museum geöffnet sein, und die verdeckten Bilder werden für Touristen frei sein. Eine Kirche war sie in den letzten 86 Jahren ja auch nicht gewesen.

Sich auf die Geschichte als Kirche zu berufen, wäre vergleichbar mit den Besitzansprüchen Israels in Palestina, die aus der Bibel abgeleitet werden. Nach der christlichen Nutzung war der Bau viele Hundert Jahre eine Moschee - wer hat recht? Kann man die Geschichte zurück drehen ohne die alten Konflikte wieder auszulösen? Man vergleiche auch die Umwidmung berühmter Moscheen in Kirchen, wie in Cordoba. Könnten Moslems hier alte Rechte beanspruchen? Wenn einmal Rechtsfrieden erreicht ist, dann war's das.

Das Zeichen - der Vormarsch der Islamisten - ist natürlich verheerend, aber es sind sicher nicht nur Islamisten, die sich über die Wiederverwendung freuen. Also so wenig mir diese Sache schmeckt - ich werde nie mehr wieder in die Türkei fahren, nicht nur deshalb - aber jede Regierung macht in ihrem Land das, was sie will. Die Mehrheit der Touris fährt dort ohnehin nur zum Baden hin.