Hallo in die Runde und Hallo Sabata,
ich habe zu diesem Thema noch etwas gefunden. Spremberg wird erwähnt und ein gewisses
Hotel Weingart in Luckau. Da war ich auch mal in der Zeit. Vielleicht wird das der Teil 4...
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13686988.html
Im Berliner Umland weitet sich die Rotlicht-Szene aus. Die Bosse des Milieus kommen aus der alten Bundesrepublik oder dem Ausland. Der nächtliche Frieden in Cottbus war schon lange gestört. Scheelen Blicks verfolgten die Herren von der "Tiffany"-Bar, wie der Konkurrenz-Klub "Zur Rennbahn" mit Mädchen aus mehreren Kontinenten und monatlich 95 000 Mark Umsatz zu einem rentablen Verkehrsknotenpunkt aufstieg. Bald entstand Streit, dann gab es mal Kleinholz, mal Feuer im Puff, und zu Pfingsten flogen sogar blaue Bohnen. Bei einer "munteren" Geburtstagsfeier, so recherchierte die Polizei, war im "Tiffany" beschlossen worden, denen von der Rennbahn nun "einmal wirklich die Meinung zu sagen". Bei der Auseinandersetzung starb ein 29jähriger Rennbahner durch Genickschuß.
"Harte Jungs in Cottbus im Zuhälterkrieg", überschrieb die Lausitzer Rundschau ihren Bericht über den Aufruhr im abgeschiedenen Sorbenland, wo sich, wie in vielen Brandenbur-ger Provinznestern, seit der Wende ungewohntes Leben regt.
Wenn es Nacht wird in Spremberg, geht in der "Romantic-Bar" das Rotlicht an, und im Hotel "Weingart" zu Luckau machen sich die tschechischen Damen fein. In Eberswalde, Senftenberg oder Prenzlau öffnet zur blauen Stunde die "Fluchttür" den nicht ganz legalen Weg von der Bar zur benachbarten Bettenetage. Bei Polizeirazzien kommt buntgemisch-tes Nightlife-Personal ans Licht: Bei einer Großaktion nahmen die 100 Beamten in einem einzigen Cottbuser Lokal 19 Prostituierte aus Kolumbien, Venezuela, Ghana und der Tschechischen Republik mit. Dreimal allerdings erwischten die Nachtjäger auch eigene Kollegen, die sich im Nebenjob als Rausschmeißer betätigten.
Spürbar wächst die Prostitution im Umland der Hauptstadt, für die Berliner Morgenpost vor Monaten eine "Pflanze, die noch im Verborgenen blüht", in neue Dimensionen. Begünstigt von der "einmaligen Verkehrslage" zwischen Großstadt und östlichen Anrainerstaaten tummeln sich im märkischen Flachland Polen, Russen und Tschechen neben örtlichem Ganovennachwuchs. Fachleute aus den alten Bundesländern fühlen auch schon vor: Beim Showdown in Cottbus schossen Kölner auf Frankfurter. Die Einreise osteuropäischer Prostituierter ist in der Unterwelt streng geregelt. Viele Tschechinnen etwa kommen über die Grenze bei Teplice. Dort arbeiten Hunderte von Mädchen die kilometerlangen Lkw-Schlangen ab. Manche Zuhälter überlassen ihre Frauen den deutschen Kollegen halbmonatsweise, Leihgebühr: 500 Mark. Der Verdienst der Frauen ist kärglich: Statt der zugesagten Hälfte des Lohns bekommen sie nur 20 Prozent; den Rest teilen sich Ver- und Entleiher. Weglaufen können die meisten nicht, die Zuhälter ziehen ihre Pässe und Papie-re ein. Prostituierte aus der GUS kommen im Gefolge von Autoschiebern in die deutsche Bordellszene. Kuriere, die gestohlene Wagen nach Kiew fahren, bringen auf dem Rück-weg Bardamen mit. Die Schieber, vielfach russische Ex-Soldaten, operieren vorzugsweise in der Nähe der letzten Stützpunkte der ehemaligen Sowjetarmee. Neben Sex und Autos haben viele auch Waffen und Armeelebensmittel im Angebot.
Als Bosse des Milieus hat die Kripo vor allem Ausländer und Verbrecher aus dem alten Bundesgebiet ausgemacht. Landeskinder agieren dagegen "eher in nachgeordneter Posi-tion", etwa als Strohmänner beim Betreiben von Nachtklubs. "Für Rollen in der Organisierten Kriminalität sind unsere wohl noch zu primitiv", vermutet der ostdeutsche Kripomann.
Doch die deutsche Einheit kommt auch nachts voran. Ältere Kriminalisten stoßen immer öfter auf Bekannte aus alten DDR-Tagen - "unsere Brandenburger", die einst aus dem Schwerkriminellen-Knast Brandenburg von der Bonner Regierung freigekauft worden waren, in der westlichen Unterwelt den letzten Schliff erhielten und nach der Wende heimkehrten. Helmut Büthke nach seinem Prozeß im November 1993.
Auch Helmut Büthke, 33, hatte nach einigen Jahren DDR-Haft West-Erfahrungen gesam-melt. Zurück in Potsdam, kollidierte er schnell mit dem Gesetz: Im November 1993 wurde er wegen Vergewaltigung und Anstiftung zum Mord zu lebenslanger Haft verurteilt.
Eine 16jährige, die Büthke ursprünglich auf den Strich schicken wollte, wurde in seinem Haus im August 1992 von ihm und drei Kumpanen vergewaltigt. Anschließend ermordeten die Freunde das Mädchen, angeblich in Büthkes Auftrag, und versenkten die Leiche unter Mitwirkung des Hausherrn in einem See. Büthke: "Sollt'' ick sie etwa in''n Besenschrank stellen?"
Der Staatsanwaltschaft erzählte Büthke Details aus dem Milieu: So seien ganze Kisten von Uzi-Maschinenpistolen und Pumpguns für mehrere 100 000 Mark vornehmlich an "Skins" und "Jugos" verhökert worden. Außerdem habe er einmal in der Potsdamer Ernst-Thälmann-Straße vor einem Wohnwagen Schmiere gestanden, während drinnen Gangster die Ermordung zweier Komplizen verabredeten. Seinen Freunden, gestand Büthke auch, war er durch Gründung eines Möbelladens bei der Geldwäsche behilflich.
Büthke stammt aus einer Nomenklaturfamilie der SED, sein Vater war Vize-Verkehrs-minister. Das Gericht verblüffte der Mann mit der Selbsteinstufung "Urkrimineller". Sein Motto: "Action kann man als Gutbürgerlicher nicht erleben."