„Sieht der Kerl nicht zum Anbeißen süß aus, Vick?“
Vicky blickte dem verteufelt gut aussehenden Rocky Mountain Parkranger nach und seufzte zustimmend. Brittney hatte wie immer recht.
„Ach was rede ich? Er sieht zum Kommen süß aus“, stöhnte Britt.
„Ich dachte, wir wollten diesmal wirklich eine Bergtour machen“, warf Vicky grinsend ein. Schließlich waren sie extra deswegen den weiten Weg von New York in den tiefen Westen Wyomings geflogen. „Dass wir uns Gesteinsproben ansehen und …“
„Das geht doch nebenbei, Süße!“ Britt kramte in ihrem Rucksack und fischte eine brandneue Wanderkarte hervor. „Wir haben Ferien. Da sollten wir uns schon etwas gönnen.“
„Der hat doch sicher eine Freundin. So heiß, wie der aussieht.“ Vicky betrachtete ihn ein weiteres Mal, wie er mit einem Uniformierten der Rangerstation sprach – diesmal verstohlen aus den Augenwinkeln. Er war wie sie und Britt Anfang zwanzig. Sein Name lautete Dan und … er hatte ein Gesicht, in das sie sich verlieben hätte können. Zumindest war er allemal einen zweiten Blick wert.
„Und wenn nicht? Außerdem …“, Britt hob grinsend die Augenbrauen, „Nicht meine Schuld, wenn seine ‚Freundin’ nicht besser auf ihn achtgibt.“
Vicky schüttelte den Kopf. „Ist dafür im Wintersemester nicht noch genug Zeit?“
„So lange will ich nicht warten“, gluckste Britt und ein Zittern lief durch ihren Körper, das sie voll auskostete. „Ich brauche dringend mal wieder Sex.“
Vicky blickte ihrer Freundin in die herrlich dunklen Augen.
„Sex mit einem Mann“, präzisierte Britt. „Soll die Bessere gewinnen. Oder hast du etwa Angst – VICTORIA?“ Sie grinste spöttisch.
„Oh nein …“ Vicky fühlte, wie sie errötete. Sie wusste, was es bedeutete, wenn Britt ihren Namen derart nasal aussprach. „Nicht schon wieder eine Wette. Du verlierst ja doch wieder.“
„Wetten nicht?“ Britt küsste sie auf die Lippen und ihre Augen funkelten unternehmungslustig. „Irgendwann endet auch deine Glückssträhne.“
Vicky stieg leise aufstöhnend in das Spiel mit ein. Ließ ihre Zungenspitze mit der ihrer besten Freundin flirten. Sie umkreisten einander und tauchten flatternd wie Schmetterlinge in den Mund des anderen ein.
„Letzten Winter war es der Snowboardlehrer“, hauchte Vicky erhitzt. Alle Liebesmuskeln ihres Schoßes zogen sich zusammen. „Anfang des Sommers der Surftrainer … Und vor Semesterbeginn soll es noch schnell … der Bergführer sein?“ Allmählich entwickelte sich das Ganze zu einem Sport zwischen ihnen. Der Kerl sah viel zu gut für einen simplen Bergführer aus.
„Er ist von der Rocky Mountain Bergwacht“, korrigierte Britt mit lustheiserer Stimme. „Das sind zähe Burschen. Der kann sicher die ganze Nacht. Da bleibt genug für uns beide.“
Vicky schüttelte resignierend den Kopf und lächelte. Jede Wette, dass sich Britt verkalkulierte und den süßen Typen komplett falsch einschätzte. Dieser Dan war ein braves Landei – und sie beide zwei waschechte New Yorkerinnen. Er kam zurück.
„Na Ladys, seid ihr bereit für eine Woche voller Abenteuer in den Rockies?“
Vick lauschte dem hübschen Klang seiner tiefen Stimme. Seine sinnlichen Lippen und die vor Tatendrang sprühenden Augen verliehen seinem Lächeln das gewisse Etwas. Vicky hielt den Atem an.
„Seid ihr … seid ihr ein Paar?“, erkundigte er sich. Von Verunsicherung keine Spur. Von wegen Landei, entschied Vick. Der hatte schon alles gesehen.
Britt warf grinsend diesen Blick herüber. Paar, so wie in … Ehepaar? Nein.
„Beste Freundinnen“, erwiderte Vicky lächelnd.
„Beste Freundinnen mit gewissen Vorzügen“, ergänzte Britt und grinste frech. „Aber keine Sorge – wir lieben auch Männer. Wann immer sich die Gelegenheit bietet.“
Vor Schalk triefende Skepsis huschte über Dans attraktive Gesichtszüge. „Niemand kann zwei Partner lieben.“ Mit einem Zwinkern wandte er sich ab und ging zu seinem Jeep voraus.
„Hab ich was Falsches gesagt?“, flüsterte Britt.
Vicky schulterte ihren schweren Rucksack und kam nicht umhin, sich zu freuen. „Ich glaube, du hast keine Chance.“
Ein Hubschrauber der Rocky Mountain Bergrettung hob vom nahen Helipad ab und flog über sie hinweg.
„Abwarten, Vick – noch ist die Woche nicht um!“
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