Dem Titel nach ist das hier der richtige Thread, um die Fakten in Deutschland und die Gesetzeslage zu diskutieren sowie die Rollen der verschiedenen Interessengruppen:
- Da gibt es vor allem die Ahnungslosen, die in jeder Talkshow ihr Gutmenschentum darstellen und sich Paysex in der Projektion auf sich selbst entweder nicht vorstellen können (die meisten Frauen) oder nicht zugeben können, dass sie Dienste von Huren beansprucht haben (die meisten Männer).
- Die Freier. Hier könnte das LH Aufgaben wahrnehmen, auch wenn bisher jeder eigentlich nur für sich selbst spricht.
- Die Betreiber würden sich in der Öffentlichkeit durch musterhafte Gesundheitsmaßnahmen und Steuerzahlungen am besten darstellen. Manche praktizieren das bereits und die tun das einzig Richtige.
- Dann gibt es die Huren, die ihre Anliegen entweder nicht verbalisieren können bzw. anonym bleiben müssen, und die wortgewandten und daher meist deutschen Frauen, deren Meinung dann sofort als nicht repräsentativ dargestellt wird oder auch nur zur Erregung von Aufmerksamkeit durch den ansonsten hochmoralischen Journalisten.
- Aber wo bleiben die Verbände der SexarbeiterInnen? Die meisten sind überwiegend sozial tätig und treten politisch kaum und wenn, dann sehr unterschiedlich in Erscheinung. Eine hervorragende Zusammenfassung gibt es bei
https://ludersocke.wordpress.com/2010...rganisationen/ Bei diesem letzten Punkt wollte ich ansetzen; denn hier tut sich gerade was.
"Ludersocke unterscheidet die Standpunkte:
Innerhalb der feministischen Bewegung, auf deren Definitionsrahmen – der Stellung der Frau in der Gesellschaft betreffend – sich viele Prostituiertenorganisationen bezogen haben, gibt es zwei grundsätzliche Standpunkte zur Prostitution. Der populärste besagt, dass Prostitution eine Form männlicher Unterdrückung darstellt und sexuelle, soziale und wirtschaftliche Abhängigkeitsverhältnisse bedingt. Der andere trägt den emanzipatorischen Diskurs dieser Thematik: die Anerkennung von Sexarbeit als gleichwertiges Lebens- und Arbeitsmodell in Hinblick auf die Erkenntnis das die Logik des Tausches auf der die Prostitution basiert, in versteckter Form, sich in den gesamten nicht-prostitutiven Liebes- und Arbeitsbeziehungen dieser Gesellschaft wiederfindet.
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Die meisten von uns werden die emanzipatorische Richtung interessieren und unterstützen. Dies ist z.Z. aktiv möglich durch die Unterstützung der "Frankfurter Erklärung", die eine in der Gründung befindliche Organisation (sexwork-deutschland.de) als Petition heraus gegeben hat. Ich weiß nicht, inwieweit andere Organisationen dabei eingebunden wurden, aber ich sehe die Gefahr der Zersplitterung durch Forderungen, die politisch nicht diskutabel sind. Tatsächlich finden sich im Diskussionsteil zu der Petition bereits Anmerkungen, wonach gerade
kein rechtsfreier Raum mehr hingenommen werden soll, auch wenn das Althuren als Betreiberinnen von Klein-Etablissements gerne hätten.
Ich denke, hier könnte das LH vorsichtig einen Beitrag leisten zum Wohl der von uns so geschätzten Frauen und auch derjenigen, die wirklich nur aus großer Not im Paysex arbeiten. Das ist allerdings nur möglich, wenn wir missionarischen Eifer jeglicher Färbung draußen lassen (herzliche Bitte!).