Hallo,
wie bereits angekündigt,
möchte ich jetzt hiermit einen neuen Thread eröffnen
und zunächst mit einer weiteren Buchvorstellung beginnen.
Es wäre schön, wenn mein neuer Thread im gewissen
Maße als sinnvoll erhalten bleibt und hier wirklich nur gepostet wird,
wenn man etwas zum eigentlichen Thema beizutragen
hat bzw. Fragen, Anregungen und Kritik entgegen bringen will.
Das Buch heißt "Susanne D. - Mein Leben als Prostituierte",
geschrieben von Juliana Balmer / Rita Dolder.
In diesem Buch wird die Lebensgeschichte einer
ausgestiegenden Prostituierten,
die über 30 Jahre in dem Gewerbe gearbeitet hat,
in alles Facetten dieses Berufes dokumentiert.
Susanna D. hatte eine schwierige Kindheit erlebt,
wurde selten gelobt, hatte sozusagen immer alles "falsch"
gemacht, weil sie nicht immer das tat,
was ihre streng katholischen Eltern verlangen
und war auch eine Art Außenseiter.
Aber sie sehnte sich danach, aus dieser "scheinheiligen"
Welt endlich ausbrechen zu können.
Ich denke mal, gerade so etwas könnte sehr prägend
dafür sein, später dieses "außergewöhnlichen" Job
machen zu wollen, weil man dadurch einfach unabhängig
und frei ist, und man selbst entscheiden kann,
was man tun möchte oder nicht.
Ihre "Karriere" begann damit, dass sie nicht die von
ihr gewünschte Ausbildung machen dürfte.
Damals ist sie Hals über Kopf im Alter von 17 Jahren
mitten in der Nacht von zu Hause ausgerissen.
Keine Ahnung von dem Job wurde sie zunächst nur
belogen und betrogen.
Von der Polizei nach Suchmeldungen aufgeschnappt,
wurde sie in ein Heim für schwer erziehbare Mädchen gesteckt.
Aber den inneren Appell für Freiheit haben ihre Eltern
durch diese Maßnahme nicht begriffen.
Die Zeit dort stand sie schnell durch,
denn sie mußte ja, was sie jetzt wollte.
Nachdem sie ihre Lehre machen dürfte und beendet hatte,
ging Susanna nach Bern, um dort den Grundstein für ihre
lange Karriere als Prostituierte in Bern zu legen.
Zunächst begann sie dort wie üblich als Straßendirn,
wo sie sich jedoch erstmal durch setzen mußte und ihren
"Kolleginnen" beweisen mußte, dass sie eine von ihnen ist,
also eine richtige Hure, die den Job nicht nur für kurze Zeit
zum schnellen Geld verdienen macht,
sondern auch weiß, dass es auch Tiefen geben kann.
Mitte der 60- er Jahre wurde dann die ersten Salons eröffnet,
in denen sie dann bis zu ihrem Ausstieg gearbeitet hat.
Sie wandelte ihren eigentlichen Job dann später um
und arbeite nur noch als Domina,
die es sehr gut verstand, die geheimen Wünsche der Männer
zu entlocken und all diese Wünsche mehr oder weniger
in die Realität umzusetzen.
Ihr Ausstieg begann mit einer Dokumentation im Fernsehen
"60.000 mal Sex - Eine Prostituierte im lezten Dienstjahr",
wo sie die Hauptrolle gespielt hat.
Der Ausstieg fiel ihr schwerer als sie gedacht hatte,
denn sie konnte zwar endlich die "Maske" abstreifen
und zu ihrer Identität stehen, aber im Grunde wußte sie
garnicht mehr, wer sie eigentlich war.
Meine Meinung zu dem Buch:
Man merkt, dass sie nach solanger Tätigkeit als professionelle
Prostituierte viele Schäden davon getragen hat.
Denn sie hat ja fast tagtäglich gearbeitet.
Ihre Umwandlung zur Domina begründet sie damit,
dass sie einfach irgendwann keine Lust mehr hatte,
mit Männern ins Bett zu steigen:
Zitat:
" Meine Freier kauften weder meine Person noch meinen Körper.
Zu Beginn meiner Arbeit auf dem Strich stellte ich ihnen noch
meine Vagina zur Verfügung und konnte deshalb aus
Unerfahrenheit das Überlebensprinzip der totalen Abgrenzung
nicht wirklich umsetzen. Doch mit den Jahren durfte kaum
mehr ein Freierpenis in mich dringen"
-> Das zeigt, wie schnell man bei ständiger Tätigkeit
über viele Jahre hinweg ultraprofessionell wird
und einfach keine Lust mehr hat.
Ich denke mal, vielen langjährigen Prostituierten wird es
ähnlich gehen und sie entwickeln sich mehr auf die Schiene
der Dominanz, wo man aber dann sozusagen auch "hängen"
bleiben kann, wenn man mal an die ganzen Wünsche denkt,
denn das bleibt dann fast geschlossener Kreislauf.
Zitat:
"Zu Beginn meiner Laufbahn als Prostituierte waren mir die
08/15 - Freier lieber gewesen. Erst im Lauf der Zeit erkannte
ich für mich und meine Arbeit nach und nach die Vorzüge der Freier mit Spezialwünschen".
Was mir persönlich überhaupt nicht gefallen hat, ist,
dass sie sich streng an die sogennanten "Hurenregeln" hält,
also kein küssen, nur Berührungen an wenigen ihrer
Körperstellen, möglichst viel Distanz zum Gast schaffen,
überhaupt keine Gefühle und Emotionen verbreiten, ...
Gut finde ich, dass sie nie geraucht, getrunken oder Drogen
genommen und hat immer nur mit Schutz gearbeitet
sowieso keine Gast gleich "behandelt" hat.
Zitat:
"Den typischen Freier gibt es nicht. Er kommt auch nicht aus
einer bestimmten Gesellschaftsschicht. Ein Freier ist dein
Nachbar, dein Quartiermetzger, dein Arzt, dein Chef,
dein Partner, dein Vater, dein Parteifreund, der Journalist
am Radio, der Poliker im Fernsehen, einfach jedermann".
Sehr interressant ist auf jeden Fall das Nachwort in dem Buch,
herausgegeben von der Xenia (Berratungstelle für Frauen
im Sexgewerbe).
Dort wird die Geschichte der Prostitution kurz erläutert,
der Einstieg aus welchen Gründen auch immer,
wie sich daraus die Prostitution zum "Broterwerb"
bei einigen entwickeln kann sowie das Thema
"Doppelmora = Doppelleben" und der schwierige Berufs-
wechsel für Prostituierte, die lange im Geschäft haben,
keine Referenzen oder manchmal sogar keine Ausbildung
oder eine normale Arbeit gemacht haben.
Wenn meine Empfehlunge gefallen hat,
das Buch gibt es auch bei Amazon.de zu bestellen.
Eure Linda