Hier ist endlich der langerwartete Thread für diejenigen unter uns, die einfach nur für sich posten wollen - Zeug dass niemanden interessiert, nur sie selber und das auch nicht notwendigerweise.
paula hat niemals gelernt, selber auszuwählen und zu bestimmen. paula erlebt alles in der leideform, nicht in der tätigkeitsform. das äußerste, was paula erlebt, ist, daß sie einmal nein sagen kann. man sollte aber nicht zu oft nein sagen, weil man sonst einmal zuviel nein gesagt hat, und das glück in zukunft vorbeigeht und nicht mehr anklingelt.
paula geht manchmal auf den tanzboden, wenn ein fest stattfindet. manchmal wird paula von einem besoffenen tanzbodenbesucher wieder in den wald weggeführt, was keiner sehen darf, weil es ihren marktwert gleich ins bodenlose sinken lassen würde.
im wald wird paula dann an den busen oder schlimmerenfalls zwischen die beine oder an den arsch gegriffen.
man hat paula beigebracht zu taxieren, wer ihr da zwischen die beine greift. ist es einer mit zukunft oder ohne zukunft.
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"Wir leben nur, um Schönheit zu entdecken. Alles andere ist eine Art des Wartens."
Khalil Gibran
"Ich bin Wachtmeister Fox", sagte sie, "dies ist meine eigene private Polizeiwache, und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir mitteilen könnten, welche Meinung Sie von ihr haben, denn ich habe keine Mühen gescheut, um sie tipptopp tadellos herzurichten."
Ich fühlte, wie mein Gehirn tapfer kämpfte, es wankte sozusagen, sank in die Knie, wollte aber noch nicht völlig aufgeben. Ich wußte: wenn ich jetzt für eine Sekunde das Bewußtsein verliere, bin ich tot. Ich wußte, daß ich nie wieder aufwachen, nie wieder die schrecklichen Umstände begreifen würde, in denen ich mich befand, wenn ich die Zusammenhänge dieses bitteren Tages verlor. Ich wußte, daß es nicht Fox war, sondern ...
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Khalil Gibran
Ich betrachtete meine Lage mit einiger Besorgnis. Es schien unmöglich, den Sergeant dazu zu bringen, irgend etwas auf der Welt zur Kenntnis zu nehmen, das kein Fahrrad war.
Ich wollte eine letzte Anstrengung unternehmen.
"Sie scheinen unter dem Eindruck zu stehen", sagte ich kühl, aber liebenswürdig, "daß ich ein goldenes Fahrrad amerikanischen Fabrikats mit fünfzehn Steinen verloren habe. Ich habe aber eine Uhr verloren, und sie ist ohne jede Klingel. Nur an Weckern befinden sich Klingeln, und ich habe noch nie im Leben eine Uhr gesehen, an der eine Luftpumpe befestigt gewesen wäre."
Wieder lächelte der Sergeant mich an.
"Vor vierzehn Tagen war ein Mann in dieser Stube", sagte er, "und er meldete mir den Verlust seiner Mutter, einer Dame von zweiundachtzig Jahren. Als ich ihn um eine Beschreibung bat - nur um die leeren Stellen auf dem amtlichen Formular auszufüllen, das wir so gut wie umsonst von der Materialverwaltung bekommen -, da sagte er, sie habe rostige Felgen, und der Rücktritt funktionierte nur gelegentlich."
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Hier lachte der Sergeant nachsichtig und schüttelte den Kopf. "Ich weiß, was Sie meinen", sagte er. "Aber das Gesetz ist ein äußerst verwickeltes Phänomen. Wenn Sie keinen Namen haben, können Sie keine Uhr besitzen, und die gestohlene Uhr existiert nicht, und wenn wir sie gefunden haben, muß sie ihrem rechtmäßigen Eigentümer zurückerstattet werden. Wenn Sie keinen Namen haben, besitzen Sie nichts und existieren nicht, und sogar Ihre Hosen haben Sie nicht an, obwohl es von hier so aussieht. Andererseits wiederum können Sie tun, was Ihnen beliebt, und brauchen das Gesetz nicht zu fürchten."
"Sie hatte fünfzehn Steine", sagte ich verzweifelnd.
"Einerseits aber nun wieder könnten Sie des Diebstahls oder eines unvorsätzlichen Eigentumsdelikts angeklagt werden, wenn man Sie mit jemand anderem verwechselt, der die Uhr trägt."
"Ich bin sehr verwirrt", sagte ich, und das war nur zu wahr.
Der Sergeant lachte gutgelaunt.
"Wenn wir die Uhr jemals finden", lächelte er, "so habe ich das Gefühl, daß sie mit Klingel und Luftpumpe ausgestattet sein wird."
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"Mein Lebtag hab ich noch von keinem Menschen gehört, der etwas anderes als ein Fahrrad gestohlen hätte, wenn er seine gesunden Sinne beisammen hatte", sagte der Sergeant, "- außer Luftpumpen und Hosenklammern und Lampen und derlei mehr. In meinem Alter werden Sie mir doch gewiß nicht weismachen wollen, daß die Welt sich ändert?"
"Ich sagte nur, daß man mir die Uhr gestohlen hat", sagte ich spitz.
"Nun gut", sagte der Sergeant, und in seinem Ton schwang etwas Endgültiges mit, "wir werden eine Fahndung veranlassen müssen."
Er lächelte mich strahlend an. Es war ganz klar, daß er kein Wort von meiner Geschichte glaubte und meinen Geistezustand für bedenklich hielt. Er versuchte mich aufzumuntern, als wäre ich ein Kind.
"Danke", murrte ich.
"Aber wenn wir sie gefunden haben, fängt der Ärger überhaupt erst an", sagte er ernst.
"Wie das?"
"Wenn wir sie finden, werden wir den Besitzer suchen müssen."
"Aber ich bin der Besitzer."
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Er sah mich durch eine Atmosphäre großen Erstaunens und Unglaubens an und zog die Augenbrauen fast bis in Höhe des Haaransatzes.
"Das ist eine verwunderliche Aussage", sagte er schließlich.
"Warum?"
"Warum sollte jemand eine Uhr stehlen, wenn er ein Fahrrad stehlen kann?" Hören Sie sich seine kalte, zwingende Logik an.
"Durchsuchen Sie mich", sagte ich.
"Wer hat je von einem Menschen gehört, der auf einer Uhr die Straße entlangradelt oder einen Sack Torf auf der Querstange seiner Uhr nach Hause transportiert?"
"Ich habe nicht gesagt, daß der Dieb meine Uhr zum Fahren benutzen wollte", wies ich ihn zurecht. "Höchstwarscheinlich hatte er ein eigenes Fahrrad, auf dem er sich dann auch mitten in der Nacht leise davongemacht hat."
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"Das will ich Ihnen gern beantworten", sagte er. "Im ganzen sind es fünf. Immer alle Fragen stellen, die gestellt werden müssen, und nie welche beantworten. Alles Gehörte zum eigenen Vorteil nutzen. Immer Reparaturwerkzeug dabei haben. So oft als möglich nach links abbiegen. Nie die vordere Handbremse zuerst betätigen."
"Das sind interessante Regeln", sagte ich trocken.
"Wenn Sie sie befolgen", sagte der Sergeant, "werden Sie ihre Seele retten und nie auf glatter Straße stürzen."
"Ich wäre Ihnen sehr verbunden", sagte ich, wenn Sie mir mitteilten, welche dieser Regeln für das Problem zuständig ist, das ich Ihnen heute zu unterbreiten versucht habe."
"Dies ist nicht heute, dies ist gestern", sagte er. "Aber um welches Problem handelt es sich? Was ist die crux rei?"
Gestern? Ich entschied ohne zu Zögern, daß es Zeitverschwendung wäre, auch nur die Hälfte dessen, was er sagte, verstehen zu wollen. Ich beharrte auf meiner Frage.
"Ich bin gekommen, um Sie offiziell vom Diebstahl meiner goldenen amerikanischen Uhr zu unterrichten."
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"Freilich", sagte ich.
"Vor fünf Jahren hatten wir den Fall mit dem lockeren Lenker. Und jetzt passen Sie auf, jetzt kommt der Clou. Wir drei hatten eine geschlagene Woche damit zu tun, die Anklageschrift zu formulieren."
"Lockerer Lenker", murmelte ich. Ich sah nicht so recht ein, warum man in dieser Weise über Fahrräder sprach.
"Und dann die Sache mit den schadhaften Bremsen. Dies Land ist mit schadhaften Bremsen übersät, fünfzig Prozent der Unfälle sind darauf zurückzuführen; schadhafte Bremsen scheinen erblich zu sein."
Ich hielt es für klüger, das Thema zu wechseln und nicht mehr über Fahrräder zu sprechen.
"Sie sagten mir die erste Regel der Weisheit", sagte ich. "Wie lautet die zweite?"
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"Die erste Regel der Weisheit", sagte er, "besteht darin, daß man Fragen stellt, nie aber solche beantwortet. Sie beziehen Ihr Wissen daraus, daß Sie fragen, ich daraus, daß ich nicht antworte. Würden Sie mir glauben, wenn ich Ihnen sagte, daß die Kriminalität in dieser Gegend stark im Ansteigen begriffen ist? Letztes Jahr hatten wir neunundsechzig Fälle ohne Lampe und vier Fälle, bei denen die Lampe entwendet worden war. Dieses Jahr haben wir zweiundachtzig Fälle ohne Lampe, dreizehn Fälle, bei denen auf dem Bürgersteig gefahren worden war, und vier Diebstähle. Es gab einen Fall mutwilliger Beschädigung einer Dreigangschaltung, der bestimmt vor die Gerichte kommen wird ... Und wer steht als der Dummme da? -: die Gemeinde. Bevor das Jahr zu Ende geht, rechne ich fest mit dem Diebstahl einer Luftpumpe. Eine doch recht verwerfliche und jämmerliche Offenbarung von Kriminalität und ein Schandfleck für die ganze Grafschaft."
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"Nie", antwortete ich beschämt, "aber ich vermute, es handelt sich um einen finsteren Saal, in dem es außer den Bildern an der Wand nichts zu sehen gibt."
"Nun, dort bekommt man die prächtigen Zähne zu sehen, die in Merika die Regel sind."
Er bedachte das Kaminfeuer mit einem durchdringenden Blick und stocherte geistesabwesend in seinen gelben Zahnstümpfen. Das geheimnisvolle Gespräch mit MacCruiskeen hatte mich in Erstaunen versetzt.
"Sagen Sie mir nur das eine", preschte ich vor, "was bedeuten die Aufzeichnungen im schwarzen Buch des Wachtmeisters?"
Der Sergeant warf mir einen forschenden Blick zu, der mich fast zu versengen drohte, nachdem er so lange auf dem Kaminfeuer geruht hatte.
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"Merika ist sicher das beste für ihren Paps", bemerkte er, "besonders wenn er Ärger mit den guten, alten Zähnen hat. Es gibt kaum eine Krankheit, die nicht mit der Zusammensetzung des Speichels zu tun hätte."
"Ja", sagte ich. Ich war entschlossen, so wenig wie möglich zu sagen. Erst sollten diese ungewöhnlichen Polizisten ihre Karten aufdecken. Danach würde ich wissen, wie mit ihnen zu verfahren war.
"Denn ein Mensch kann in seinem Speichel mehr Unrat und Krankheitskeime beherbergen als eine Ratte in ihrem Fell. Die Bevölkerung von Merika dagegen besitzt Zähne wie Rasierschaum oder Delfter Porzellan an einer frischen Bruchstelle."
"Sehr wahr", sagte ich.
"Oder wie Eier unter einer schwarzen Krähe."
"Wie Eier", sagte ich.
"Haben Sie auf ihren Reisen je ein Lichtspielhaus besucht?"
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Schließlich klärte sich sein Blick, und er richtete das Wort an den Kameraden:
"Gab es eine Senkung?"
"Gegen halb vier trat eine heftige Senkung ein."
"Sehr verständlich und unter gegebenen Umständen sogar zufriedenstellend", sagte der Sergeant. "In der Küche steht ihr Abendessen auf dem Herd; rühren Sie die Milch aber bitte um Himmels willen um, bevor Sie sich bedienen, damit wir anderen, die wir nach Ihnen essen, ebenfalls in den Genuß von Fett, Gesundheit, Herz und Sinn dieser Speise kommen."
Wachtmeister MacCruiskenn lächelte, weil vom Essen die Rede war, lockerte seinen Gürtel und schritt ins Hinterzimmer. Augenblicke später hörten wir ein ungebildetes Schmatzen, ganz so, als äße jemand Haferschleim, ohne sich dabei eines Löffels oder auch nur der Hände zu bedienen. Der Sergeant lud mich ein, in seiner Gesellschaft am Kamin zu sitzen und bot mir aus der Jackentasche eine runzlige Zigarette an.
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"Und ob", sagte MacCruiskeen.
"Seien Sie lieb, zücken Sie ihr schwarzes Buch und sagen Sie mir, woran ich bin", sagte der Sergeant. "Teilen Sie mir die Quintessenz Ihrer Erkenntnisse mit, damit ich sehe, was ich dann sehen werde", fügte er hinzu.
MacCruiskeen fischte ein kleines, schwarzes Notizbuch aus seiner Brusttasche.
"Zehn Komma Sechs", sagte er.
"Zehn Komma Sechs", sagte der Sergeant. "Und wie lautet die Eintragung für den Rahmen?"
"Sieben Komma Vier."
"Und für die Pedale?"
"Eins Komma Fünf."
Eine Pause trat ein. Der Sergeant trug eine Miene überlegener Pfiffigkeit zur Schau, als spielten sich in seinem Schädel Additionen und eingekleidete Aufgaben von ungeahnter Schwierigkeit ab.
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Allein. Das Übliche. Bitte keine dummen Sprüche + Gruppendynamik + facebook-freunde. Menschen sind Ungeziefer, man braucht einen Kammerjäger, um sie loszuwerden, da bleib ich lieber allein. Der kleine rotlockige Schmetterling ist mit draufgegangen, Phosphamidon war zu viel. Sorry, Simone. Mea culpa, mea maxima culpa. Wo schreib ich entlang, welche Gedankenstollen treibe ich durch den dunklen Berg dieser warmen Julinacht.
Mainkofen. Vollkommene Stille, Flieder- und Jasminduft in der Psycho-Folter-Hölle. Sehr fortschrittlich, da darf das Rote Kreuz nachschauen. HALTS MAUL ist die erste und wichtigste Medizin für psychisch Kranke. GIB A RUAH die zweite, die über Entlassung oder Verlegung entscheidende. STIRB LANGSAM mit Quilonium, Zyprexa, Haldol, Glianimon, Valproat. VERRECKEN SOLLST DU - das ist ein kategorischer Imperativ.
STIRB SCHNELL (Kaliumcyanid) wurde zuletzt vor siebzig Jahren angewandt, mit hervorragenden Ergebnissen, wie Sie sehen, meine lieben geschätzten Kollegen. Wie können wir's vertuschen. Den Blöden glaubt eh keiner.
"Nicht direkt", sagte der Sergeant. "Wir haben es hier mit einem privaten Besucher zu tun. Er behauptet, unsere Gemeinde nicht mit dem Fahrrad erreicht zu haben. Er führt nicht den geringsten persönlichen Namen. Sein Paps hält sich in Merika auf."
"In welchem der beiden Merikas?" fragte MacCruiskeen.
"In den Vereinten Stationen", sagte der Sergeant.
"Wenn er sich an jenem Ende der Welt befindet, dürfte er inzwischen steinreich geworden sein", sagte MacCruiskeen, "denn dort gibt es die Dollars, die Dollars und die Bucks, und der Erdboden quillt von Nuggets über; soweit das Auge reicht. Ein freies Land möchte ich wetten."
"Frei für jedermann", sagte der Sergeant zum Wachtmeister.
"Und nun sagen Sie mir das eine", sagte er, "haben Sie heute schon abgelesen?"
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"Wachtmeister MacCruiskeen", sagte Sergeant Pluck.
Wachtmeister MacCruiskeen stellte die Lampe auf den Tisch, reichte mir die Hand und entbot mir mit tiefem Ernst den Gruß der Tageszeit. Seine Stimme war hoch, nahezu weiblich, und er sprach mit zarter sorgfältiger Betonung. Dann trug er die kleine Lampe zum Schreibpult und unterwarf uns beide einer genauen Betrachtung.
"Handelt es sich um ein Fahrrad?", fragte er.
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In diesem Augenblick hörte man Schritte an der Tür, und es trat ein schwerer Polizist ein, der eine kleine Konstablerlampe trug. Er hatte ein dunkles jüdisches Gesicht, eine Hakennase und Massen schwarzen Lockenhaares. Er war blauwangig und schwarzwangig und sah aus, als müsse er sich täglich zweimal rasieren. Seine Zähne glänzten vor weißem Schmelz und kamen, daran hatte ich keinen Zweifel, sicherlich aus Manchester, zwei Reihen davon, im Innern seines Mundes arrangiert, und wenn er lachte, so war das ein schöner Anblick, wie Delfter Porzellan auf einer reinlichen, ländlichen Anrichte. Er stand gut im Fleisch und war von grobem Körperbau wie der Sergeant, aber sein Gesicht wirkte wesentlich intelligenter. Es war unerwartet mager, und die Augen darin waren durchdringend und aufmerksam. Wäre es nur um sein Gesicht gegangen, so hätte er eher wie ein Poet als wie ein Polizist ausgesehen, aber der übrige Leib sah alles andere als poetisch aus.
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"Er ist nach Amerika gegangen" gab ich zurück.
"Dahin also", sagte der Sergeant. "So so. Aha. Er war ein guter Familienvater. Als ich ihn das letztemal verhörte, ging es um eine verschwundene Luftpumpe, und er hatte ein Frauchen und zehn Sohnemänner, und zu der Zeit war seine Frau wieder in einem Zustand sehr sehr fortgeschrittener Sexualität."
"Das war ich", sagte ich lächelnd.
"Das waren Sie", bestätigte er. "Was ist aus den zehn starken Söhnen geworden?"
"Alle nach Amerika."
"Das Land ist mir ein großes Rätsel", sagte der Sergeant, "ein sehr ausgedehntes Territorium, ein Ort voll schwarzer Männer und Ausländer. Man sagte mir, in jener Gegend seien Schießwettbewerbe sehr beliebt."
"Es ist ein merkwürdiges Land", sagte ich.
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Darauf zog er sich von der Barriere auf seinen Stuhl vor dem Kamin zurück und saß vornübergebeugt in stille Gedanken versunken, als lasse er die Jahre, die er in seinem Gedächtnis gespeichert, nacheinander Revue passieren.
"Ich kannte mal einen ziemlich großen Mann", sagte er schließlich zu mir, "der auch keinen Namen hatte, und Sie sind bestimmt sein Sohn und der Erbe seines Unvermögens, und all seiner Unterlassenschaften Wie geht es Ihrem Paps denn immer, und wo steckt er?"
So unvernünftig fand ich die Annahme nicht, daß der Sohn eines Mannes ohne Namen ebenfalls keinen Namen hat, aber es war klar, dass der Sergeant mich mit jemand anderem verwechselte. Er meinte es nicht böse, und ich beschloß ihn zu ermutigen. Ich erachtete es als wünschenswert, wenn er nichts über micht wußte, aber noch besser war es, wenn er einige Einzelheiten erfuhr, die gründlich falsch waren. Das würde mir dabei helfen, ihn für meine eigenen Zwecke auszunutzen und schließlich die schwarze Kassette zu finden.
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"Ihr Pronomen?" wollte er wissen.
"Ich habe kein Pronomen", antwortete ich und und hoffte zu wissen, was er meinte.
"Und Ihr Zun.?"
"Mein Zun.?"
"Ihr Postnomen?"
"Besitze ich ebenfalls nicht."
Meine Antwort erstaunte ihn wieder, schien ihm aber auch zu behagen. Er hob die dicken Augenbrauen und verzog das Gesicht zu etwas, das man als Lächeln gelten lassen konnte. Er kam zur Barriere zurück, streckte seine enorme Hand aus, ergriff damit meine und drückte sie warm.
"Kein Name und nicht die Ahnung eines Schimmers über Ihre Herkunft?"
"Nichts davon."
"Nun, da soll doch gleich der von vorhin!" Signor Bari, der überragende einbeinige Tenor!
"Nun, da soll doch die heilige Macht Hiberno-Amerikas", sagte er, "beim Vati! Dann zeigt mir mein altes Kentucky noch mal!"
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"Ich habe nie behauptet, Zahnarzt zu sein", sagte ich scharf, "und einen Bullen habe ich schon gar nicht erwähnt."
Der Sergeant sah mich ungläubig an.
"Äußerst merkwürdig", sagte er. "Ein rechtes Rätsel ohne rechte Lösung. Ein Dickes Ding."
Er ließ sich vor dem Torffeuer nieder, kaute an seinen Knöcheln und schickte unter seinen buschigen Augenbrauen schneidende Blicke zu mir herüber. Hätte ich Hörner auf dem Kopf und einen Schwanz hinter mir her getragen, er hätte mich nicht mit größerem Interesse betrachten können. Ich war nicht willens, dem Gespräch eine neue Wendung zu verleihen, und so herrschte fünf Minuten lang völliges Schweigen. Dann glättete sich seine Miene ein wenig, und er ergriff erneut das Wort.
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"Es kann nicht schaden, wenn Sie diese Formulare ausfüllen", sagte er. "Sagen Sie mir", fuhr er fort, "trifft es zu, dass Sie ein ambulanter Dentist sind und mit einem Dreirad hierhergefahren sind?"
"Das trifft nicht zu", sagte ich.
"Auf einem Spezial-Tandem?"
"Nein"
"Zahnärzte sind ein unberechenbares Völkchen", sagte er.
"Würden Sie eher sagen, daß es sich um ein Veloziped oder ein Hochrad handelte?"
"Das würde ich nicht", sagte ich gleichmütig. Er sah mich lange forschend an, als wolle er ergründen, ob ich es ernst meinte mit dem, was ich da sagte, und wieder hob er seine Brauen.
"Dann sind Sie vielleicht gar kein Zahnarzt", sagte er, "sondern nur jemand, der seine Hundesteuer bezahlen will oder um eine Zuchtbullenlizenz einkommt."
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Er blickte erstaunt und verwirrt drein und lehnte sich seitlich mit Hilfe seines stützendes Ellenbogens auf die Barriere, wobei er sich die Knöchel seiner rechten Hand zwischen die Zähne schob und seine Stirnhaut zu drei enormen Runzeln der Verblüffung faltete. Ich entschied nun, daß er ein einfacher Mensch sei, mit dem ich ohne Schwierigkeiten nach Gutdünken fertigwerden könne; durch ihn würde ich herausfinden., was mit der schwarzen Kassette geschehen war. Ich verstand nicht genau, warum er diese Frage nach Fahrrädern gestellt hatte, aber ich beschloß alles gewissenhaft zu beantworten, meine Zeit zu opfern und im Umgang mit ihm Schläue walten zu lassen. Er entfernte sich geistesabwesend, kam zurück und händigte mir ein Bündel verschiedenfarbiger Papiere aus, die wie Anmeldungsformulare für Zuchtbullen-Lizenzen und steuerpflichtige Wachhunde und ähnliches aussahen.
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"Nein", antwortete ich und streckte meine Hand aus, um mich auf die Barriere zu stützen. Der Sergeant sah mich ungläubig an.
"Sind Sie sicher?" fragte er.
"Gewiß."
"Auch nicht um ein Motorrad?"
"Nein."
"Eins mit Doppelkopfzylinder und einem Dynamo zur Lichterzeugung? Oder mit Rennlenkrad?"
"Nein."
"Unter diesen Umständlichkeiten kann es sich nur um ein Fahrrad mit Hilfsmotor handeln", sagte er.
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