Sex & Gesundheit - Leichtes Trauma von Krankheits-Präventions Training in der Schule?

[25cm]

In der ich glaube 8ten Klasse hatten wir in Sexualkunde zwei Homosexuelle Aids - Kranke in der Schule die uns über Krankheiten und deren Prävention aufklären sollten. Die haben mir mehr Angst gemacht, als das sie geholfen haben. Jemand ähnliche Erfahrungen?

[pnetratie]

Ich bin etwas älter als @E.B. (BJ 1966) - und daher war AIDS zwar ein Thema, aber nicht unbedingt in meiner Schulzeit.

Aufklärung in der Grundschule (Berlin, Schule war einigermaßen progressiv wenn ich meinen Eltern glauben darf) - war erst Blumen und Bienen, dann Menschen, aber auf eine Art und Weise, die weder Angst machte noch detailliert war. Als keine Bilder.

Viel interessanter war, dass zwei Mädchen ziemlich genau wussten, das da beim Mann eine milchige Flüssigkeit rauskam. Das hatten sie auf den Super-8 Filmen bei den Eltern gesehen (wahrscheinlich heimlich). Da wir im letzten Schuljahr waren (in Berlin 6 Jahre) stand die große Abschiedsfeier an. Mit einer der beiden dann heftig geknutscht und nach der Feier im Park schon mal herausgefunden was sie da so im BH hatte - sie war für ihr Alter schon ziemlich weit mit einem C-Cup.

In der Oberschule war es dann mehr wie bei @Yossarian mit dem

Abmalen von Spermatozoen und Eizellen

. Aber im Biobuch stand ein nacktes Mädchen neben einem nackten Jungen. Rest des Buches interessierte mich nicht mehr. Auf dem Weg nach Hause fuhr der Bus damals bei Beate Uhse vorbei. Ich versuchte immer oben im Doppeldecker vorne zu sitzen, weil ich dann an der Haltestelle direkt vor den guten Postern sass.

Und getreu dem Motto:

Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir

habe ich die Theorie ab dem 14. Lebensjahr mit Praxis angefüllt.

Ja, mit Gummi, denn uns wurde eingetrichtert, dass gerade junge Menschen ziemlich zeugungsfähig sind.

Also, bei mir kein Trauma.

[Henrytricks11]

Es ist besser, sich über die Dinge zu informieren, die man in der Schule über Sexualerziehung hört. Denn die meisten Institute für Sexualkunde machen den Kindern nur Angst, anstatt sie mutig zu machen.

[25cm]

@ Roberts inzwischen bin ich mit der Gesamtsituation ( meiner persönlichen jedenfalls) zufrieden, danke

[yossarian]

Das erste Land weltweit, das praktische Sexualaufklärung in der Schule betrieb, war Schweden. Dort gab es nicht nur Warnungen und Abschreckung, sondern echte Handlungsanweisungen schon Mitte der 60er Jahre in einer Broschüre namens Samspel https://www.booklooker.de/B%C3%BCche.../A02p1IiF01ZZe
Die konservativ-religiöse Welt war empört. Wie kann man nur solche Schweinereien den unschuldigen Teenagern vorsetzen. Sex war der Ehe vorbehalten und eine Pflicht zum Kinderzeugen. Spaß durfte er nur der reichen Oberschicht machen, die sich eine Rosemarie Nitribitt leisten konnte.
Dieses revolutionäre Büchlein kam 1969 auf Deutsch im linken Beltz-Verlag heraus und erregte wütenden Protest. Willy Brandt, kein Kostverächter, war inzwischen Kanzler geworden. Man wagte nicht einmal, den schwedischen Titel Samspel (= Zusammenspiel) zu übersetzen. Es wurde vom damaligen linken schwedischen Schulminister Olof Palme eingesetzt. Palme wurde später Ministerpräsident und 1986 (vermutlich vom südafrikanischen Geheimdienst in Zusammenarbeit mit der CIA und rechten Kreisen in Schweden) ermordet. Der professionell durchgeführte Mord ist bis heute unaufgeklärt.
Schweden bekam den Ruf, ein einziger Sündenpfuhl zu sein. Als dann noch die Dänen die Pornographie freigaben, hatte Skandinavien seinen Ruf weg. Scharen von Deutschen pilgerten über die deutsch-dänische Grenze. um Prima-Prima Porno aus Dänemark zu kaufen. Bei uns war Pornographie dank CDU bis 1970 verboten.
In Schweden wurde schon 1933 die RFSU (Riksförening för sexuell upplysning = Reichsvereinigung für sexuelle Aufklärung) gegründet, während bei uns die Pfaffen von der Enthaltsamkeit predigten. Wie enthaltsam sie selbst waren wissen wir inzwischen.
In der angloamerikanischen Welt war man da gschamiger. Dort gab es z.B. eine Planned Parenthood Association.
Der Erfolg der 67er Studenten (fäschlicherweise als 68er bezeichnet) beruhte darauf, weil Frau und Mann einfach taten, was ihnen Spaß machte,auch ganz ohne Trauschein.

[E.B.]

Bei uns kamen binnen zwei Wochen der Sportlehrer, der Biolehrer und der Religionslehrer mit Bananen und Kondomen an und zeigten uns wie man Bananen verpackt. Der Religionslehrer war der einzige der nicht mit rotem Kopf stammelte und den Gummi mit links über die Banane in der rechten zog - glernt ist glernt.

In der Folge hatten wir alle Angst. Wir 1970-1974 geborenen sind die gekniffenen, uns wurde diese AIDS Hysterie genau dann übergestülpt, wenn man eigentlich seine ersten Schritte tun sollte.

Oh ich hab noch Peter Gauweiler vergessen, der Aidskranke in zentralen Lagern konzentriert unterbringen wollte.

Die vor uns haben noch gelebt wie die '68: love, peace and happiness, wir sollten enthaltsam sein bis zur Ehe. Na Mahlzeit.

Ich habe Achtklassparties hinter mir, wo die Mutter der Gastgeberin verzweifelte, weil die Jungs in einem Eck, die Mädels im diametral anderen Eck des Partykellers saßen und nicht zum Flaschendrehen zu bewegen waren. Tanzstunden mit unsichtbaren 30cm Polstern zwischen den Paaren.

Das Dauerbombardement in Zeitungen, Zeitschriften, TV&Radio, "ElfrIIIIIIIIDEEEE, was kosten die Kondome???", und eine Broschüre von ich glaub pro familla mit 4 Farbdruckseiten von sexuell übertragbaren Krankheiten in vollster Blüte verdarb einem jeden Anflug von Lust. Computer und Compiler waren in der Folge wesentlich interessanter.

Besser wurde es erst im Studium.

Die Ärzte (ein paar Jahre älter wie ich) haben sich in einem Interview übrigens mal sehr ähnlich zum Groupiewesen in der Musikwelt der späten 80er geäussert: "Wie willst denn das machen, wenn "die Lustseuche" jede Woche der Aufmacher im Spiegel, Stern und anderen Zeitschriften ist?"

[Roberts]

Von was die Millenials heutzutage alles ein Trauma bekommen.
"Ich hatte in der 5ten Klasse übelst Verstopfung, seitdem habe ich Angst vor dem Klogehen!"
Aber schön dass Du darüber geredet hast.
Mit der Gesamtsituation bist Du aber schon zufrieden?

[yossarian]

Als ich 1959 Abitur machte, wurden alle männlichen Abiturienten zusammengerufen, um von einem Arzt des Gesundheitsamtes aufgeklärt zu werden. Zwei Abiturientinnen hatten sich in die Männerrunde verirrt und wurden wieder hinauskomplimentiert. Man zeigte uns über eine Stunde lang Bilder von Schwänzen, die durch diverse sexuell übertragbare Krankheiten verunstaltet waren und was für Folgen eine Syphilis etc. habe. Am Schluss sagte man uns, dass Enthaltsamkeit der einzige Schutz vor Geschlechtskrankheiten sei.
Im Biologieunterricht flüchtete sich der Lehrer in die Mikrobiologie und erzählte uns was von Spermatozoen und Eizellen, die wir dann in unsere Hefte abmalen mussten.

[25cm]

@ hardfucker89
Nope, mir wurde nur angst vorm Sex gemacht.

[25cm]

Nö ich meine nur ist doch irgendwie blöde unter Kindern Panik zu verbreiten. Ich habe das Gefühl ich bin dadurch ein Stück zu zurückhaltend bezüglich dieses Themas geworden/gewesen. Ich hätte mich etwas ungehemmter entwickeln können und wäre dennoch gesund geblieben, ob mir zwei aidskranke Homos etwas predigen oder nicht. Und ganz nebenbei, was sind das für Aufklärer bezüglich dieses Themas wenn sie es offensichtlich selbst völlig falsch gemacht haben.

[Brett vorm Klopf]

Wenn wir mal Sexualkunde gehabt hätten, wäre es ja schön gewesen...

[wüstenwind]

Nein, keine ähnlichen Erfahrungen.

Weder in der Schule diesbezügliche Aufklärung durch Aids-Kranke.
Noch so oder anderweitig Angst gemacht.
Kein Trauma bei mir.

[michael120]

Und hast Du die Schule dann nach der 8. Klasse aus Angst verlassen oder Dich der Angst gestellt?

[Hardfucker89]

Und jetzt hast du Angst, schwul zu werden?