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Alt  09.06.2017, 08:59   # 68
kuching
Immer auf der Jagd
 
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„Mörderisches Tal - Pregau“ und „Hindafing“ – zwei Mal mit Maximilian Brückner

Ein wirklich guter Schauspieler ist er ja schon, der „Maxi“ Brückner, damals recht unsanft aus dem Saarland-Tatort geworfen und auch hier in den beiden Miniserien gibt er sein Bestes. Moderner Heimatfilm als Serie aufgeblasen oder die Neue Deutsche Serienwelle?

Jedenfalls sind beide Werke für das, was im deutschsprachigen Raum größtenteils sonst so produziert wird, doch recht gelungen und völlig frei von den üblichen Super-Peinlichkeiten, wäre da nicht wieder der – wenn auch „versteckte“ – Hinweis auf die großen Vorbilder der skandinavischen oder amerikanischen Serien Highlights. Ich kann das nur wiederholen: man sollte sich das endgültig sparen. Diese beiden Miniserien sind das nicht, was man wohl gerne hätte: die deutsche Antwort auf den schon längst in voller Fahrt rasenden Serienzug. Beide Serien spielen in der Provinz. „Pregau“ in einer kleinen Stadt in der Steiermark (Eisenerz) und „Hindafing“ ist im weiteren Donautal, irgendwo an der Grenze Oberbayern/Niederbayern, ebenfalls im „nowhere“ angesiedelt.

Die jeweilige Hauptfigur (Maximilian Brückner) darf ordentlich aufs Gas drücken, mir war das manchmal ein bisserl zu viel, vor allem bei 4 langen oder 6 kürzeren Folgen, weil die Hauptfigur eben nur eine Aufgabe hat: retten was zu retten ist und dabei natürlich nur immer tiefer in den Schlamassel gerät. Alles das ist doch vorhersehbar, die Wendungen schmal und wenn, dann etwas zu dick aufgetragen. Was ich kritisiere ist: es fehlt eine ordentliche Portion Lakonismus, etwas was ich an der Serie „Patriot“ so bewundere.

Mörderisches Tal – Pregau

Hannes Bucher, der örtliche Kriminalinspektor, aus seiner alten Dienststelle weg gemobbt, versucht mit seiner Frau Maria (mit Ursula Strauss sehr gut besetzt) einen Neuanfang. Marias Familie hat das Sagen in Pregau und liefert sich mit einer anderen Großfamilie den „Kampf“ um die Vorherrschaft im Ort. Eine Tierkörperverwertungsanstalt, eine Ortsumgehung, uralte Feindschaften und mittendrin Bucher, der einen folgenschweren Fehler begeht:

"Wenn ich diesen einen Fehler nicht gemacht hätte, dann wären niemals so viele Menschen gestorben", sagt er zu Beginn der Serie und so geht es für ihn nur noch darum das Passierte zu vertuschen und das Nachfolgende in den Griff zu bekommen. Armin Rhode darf dazu noch einen Nebenrollen-Sonderling mit der ihm eigenen Präsenz und Kraft spielen.

Nicht schlecht gemacht das Familiendrama für Erwachsene, aber nach 4 Folgen war es dann auch wirklich genug….

https://www.youtube.com/watch?v=gNl5rqdgaFQ


Hindafing

Alfons Zischl ist Bürgermeister in Hindafing, mit seinem Windpark pleite gegangen und sieht nun mit einem aus der N*S*-Zeit stammenden Bau einer Konservenfabrik die Chance auf ein modernes Öko-Donaueinkaufszentrum, bis ihm dann die Flüchtlinge, seine notorische Pleite, der andauernde Kokskonsum, Fracking, Tierabfälle aus der Ukraine beim örtlichen Schlachter, ein schwuler Pfarrer und ein türkisch-stämmiger Polizist, deutscher als das, was man sich als deutschen Beamten vorstellen könnte, in die Quere kommen.

Zischl sitzt in einem Boot mit Löchern auf einem See und versucht mit den Fingern diese Löcher zu stopfen, so habe ich das irgendwo gelesen und das trifft es ganz gut. Zwischen arrogantem Arschloch und jammerndem kleinen Kind, die ganze Bandbreite deckt Maximilian Brückner ab, durchaus virtuos, aber auch hier gilt: nach sechs Folgen war es wirklich genug. Dennoch eine grundsätzliche Empfehlung: bitterböser Witz, das gibt es ordentlich, kleine feine Anspielungen auch und wenn man sich beim teilweisen „over acting“ etwas zurückgenommen hätte, dann wäre daraus eine uneingeschränkte Empfehlung geworden.

https://www.youtube.com/watch?v=J2iFTDsBe6Y
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