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Alt  07.04.2019, 08:17   # 104
kuching
Immer auf der Jagd
 
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Der Pass – Sky

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Sky spielt mittlerweile auch auf dem Produktionssektor von Serien eine Rolle: „Babylon Berlin“ und das „Das Boot“ seien hier als Beispiele genannt (wobei ich mir „Das Boot“ nicht gegeben habe, waren das Buch von Lothar-Günther Buchheim und die filmische Adaption von Wolfgang Petersen einfach zu gut, zu allumfassend, vor allem der Director´s Cut).

Die achteilige Serie spielt im Grenzgebiet des Berchtesgadener Landes und des Bundeslandes Salzburg. Hoch oben, genau auf der Grenze an einem Pass, wird die Leiche eines rituell hindrapierten Mannes gefunden und so werden auf deutscher Seite Elli Stocker (Julia Jentsch) und auf österreichischer Seite Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek) als Ermittler hinzugezogen. Diese Grundidee ist nunmehr wohlbekannt: „Die Brücke“, das skandinavische Original und die Adaptionen „The Bridge of the Americas“ (Eingangsposting zu diesem Thread) und „Der Tunnel“. Die Musik wurde von Hans Zimmer produziert (und der Inception-Sound BRAAAM ist auch zu hören).

Wenig später stellt sich heraus, dass es sich um die Tat eines Serienkillers handelt, dessen Offenbarung für den Zuschauer schon relativ früh erfolgt: also kein „whodunnit“. Dabei spielen alte Bräuche wie die des Krampus eine wichtige Rolle und natürlich die tiefverschneite Landschaft auf beiden Seiten, der Wald, das Mystische, also eine der Grundideen der deutschen Märchen. Bei den Kamerafahrten in der Natur werden beinahe alle Farben herausgefiltert, so dass das Ganze noch unheimlicher, noch mystischer, noch kälter wirkt.

Beide Hauptdarsteller machen ihren Job wirklich ausgezeichnet. Julia Jentsch (u.a. „Sophie Scholl-Die letzten Tage“ – „Das Verschwinden“ – „Hannah Arendt“) und Nicholas Ofczarek (Burgtheater Wien und unzählige Film- und Fernsehrollen) sind die ungleichen Ermittler, deren anfängliche Rollen sich im Verlauf der Serie doch wandeln. Gedeon Winter ist der Drogen konsumierende Kommissar mit mannigfaltigen Kontakten in die Unterwelt, erpressbar, korrupt und wirkt mit seinem ganzen Aussehen und Auftreten wie ein abgewrackter Lude. Elli Stocker gibt die etwas nassforsche, junge Ermittlerin mit leichtem Piefke-Einschlag. So hat Winter auch zunächst kaum Interesse an dem Fall, ganz anders als Stocker.

Aber beide wären nicht so gute Schauspieler, wenn sie diesen etwas eindimensionalen Beginn nicht im Verlauf der Serie durchbrechen würden und das ist neben den grandiosen Naturaufnahmen auch die eigentliche Stärke der Serie. Die Geschichte an sich haut einen nicht mehr vom Hocker, die ist ziemlich konventionell geraten mit den üblichen Thriller-Versatzstücken. Die Entwicklung der Ermittlerfiguren, das Gegen- und das Zusammenspiel, die machen den eigentlichen Reiz aus.

Alles in allem eine solide Serie: kann man schauen, ohne sich ärgern zu müssen.

https://www.youtube.com/watch?v=PQtOR9ho0-Y
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