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Alt  15.05.2018, 22:55   # 89
kuching
Immer auf der Jagd
 
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Seven Seconds – Netflix

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Sollte der Untertitel „Black Lives Matter“ heißen oder doch nur „Die Sozialdemokraten schreiben ein Drama“? Letzteres würde der Miniserie (es wird keine 2. Staffel geben) jedoch sehr unrecht tun, auch wenn dieses Drama zuweilen doch mit Klischees arbeitet. Die Bullen sind böse, die Afro-Amerikaner verticken Drogen und schmieren die bösen Bullen, die Anwältin des Bullen ist ein eiskalter, blonder „Engel“, während die schwarze Staatsanwältin säuft und nicht gerade das zu verkörpern scheint, was sich der Staat als vorbildliche Vertreterin zu wünschen scheint.

Zunächst einmal muss man Netflix ein Kompliment machen, so eine Geschichte überhaupt zu bringen. Veena Sud („The Killing“) ist ausführende Produzentin, hat zu einigen Folgen das Drehbuch geschrieben und Jonathan Demme („Das Schweigen der Lämmer“, „Philadelphia“) sogar in der 2. Folge Regie geführt.

Das die USA nach wie vor ein Rassenproblem haben, ist evident. Die absolute Mehrzahl der Gefängnisinsassen ist schwarz, die Polizeigewalt gegen Schwarze ist auch in unserer Presse ständig in den Schlagzeilen und man hat das Gefühl, dass sich nach dem Fall „Rodney King“ nichts, aber auch gar nichts gebessert hat.

Dabei geht es hier gar nicht um unangemessene Polizeigewalt gegen Schwarze, sondern um das Vertuschen eines Unfalls. Pete Jablonski (Beau Knapp) ist auf dem Weg zu seiner schwangeren Frau die Blutungen hat. Auf dem Weg dorthin gibt es einen Unfall, nicht zuletzt, weil er auch noch telefoniert. Ein heftiger Schlag erfasst sein Auto und als er aussteigt sieht er, dass unter dem Auto ein Fahrrad liegt und nicht weit weg eine große Blutlache und Schuhe auf schneebedecktem Grund.

Brenton Butler, der angefahrene Junge, ist aber nicht tot, sondern nur schwer verletzt. Jablonski ruft seine Kollegen an den Unfallort und Mike Diangelo verdonnert alle anwesenden Kollegen dazu den Unfall zu vertuschen: „Es gibt keine Scheiß-Unfälle mehr…Sie ficken dich für Ferguson, Baltimore, Chicago, für jeden weißen Cop, der ein schwarzes Kind getötet hat.“ Diangelo macht zudem noch Deals mit dem örtlichen Drogenboss und sieht die Einnahmequelle für alle bedroht. So lassen sie den schwerverletzten Jungen einfach liegen.

Brentons Eltern Latrice (Regina King, „American Crime“) und Isaiah (Russell Hornsby) wollen Gerechtigkeit und werden zunehmend misstrauischer gegenüber den Behörden. Die Staatsanwältin KJ Harper (Claire-Hope Ashitey) und der Detective Joe „Fish“ Rinaldi (Michael Mosley) führen die Ermittlungen.

Der Aufbau ist der eines klassischen Crime-Dramas. Zunächst wird ermittelt, dann folgt der Prozess. Die Geschichte spielt im hauptsächlich winterlichen Jersey City, dem sehr unglamourösen Gegenpart von NYC auf der anderen Seite des Hudson, mit Blick „auf den Arsch der Freiheitstatue“, also fast im klassischen backyard.

Wenn man von den wohl unvermeidlichen Klischees absieht, ist das ein spannender Fall mit einer klaren politischen Aussage. Wir wissen alle, wie das ausgeht, da brauche ich auch keine Spoilerwarnung geben. Etwas anders hätte auch wie Hohn ausgesehen. Gott sei Dank ist die Schwarz-Weiß-Malerei nicht übertrieben worden, es gibt schon den einen oder anderen Klischee-Bruch. Ein paar Unwahrscheinlichkeiten müssen noch akzeptiert werden, aber danach ist die Story insgesamt schon rund und bis zum Ende doch sehr spannend.

Ob das was ändern wird? Natürlich nicht! Das hat selbst ein schwarzer Präsident nicht hinbekommen…

https://www.youtube.com/watch?v=fJeX0z9jnTs
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