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Alt  23.11.2018, 19:47   # 97
kuching
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Das Haus des Geldes – La casa de papel – von Alex Pina

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Lange wird es nicht dauern, beim Betrachten der Serie, bis einem der Ohrwurm „Bella Ciao“ einfach nicht mehr aus dem Ohr gehen will. Das Lied, das durch die italienischen Partisanen im 2. WK bekannt und zu einer Hymne der antifaschistischen und linken Bewegungen wurde, ist auch die Hymne in der Serie „Das Haus des Geldes“.

https://www.youtube.com/watch?v=Xm-hdblSa9E

Ist die Serie ein klassisches „Heist-Movie“? Nicht ganz…

Ein kluger Mann – „Der Professor“ – versammelt 8 Personen (Frauen und Männer) in einer alten Villa um den riesigen Raubüberfall zu planen. Allerdings wollen sie sich nicht mit ein paar schnöden Millionen aus dem Safe begnügen, nein, es sollen 2,4 Milliarden EURO insgesamt für sie herausspringen und so viel liegt natürlich nicht im Safe einer Bank.

Deswegen stürmen sie auch die spanische Gelddruckerei, nehmen 60 Geiseln, verschanzen sich und werfen die Presse an: frisches Geld, was sich nicht zurückverfolgen lässt, soll nach einem ausgeklügelten Zeit- und Ablaufplan des „Professors“ gedruckt werden. In zahlreichen Rückblenden wird erklärt, wie die Acht vom „professore“ gebrieft und instruiert werden. Jeder der Acht trägt einen roten Overall und eine Dali-Maske. Um ihre Identität zu schützen geben sich die Acht Städtenamen: Tokio, Berlin, Oslo, Helsinki, Rio, Moskau, Denver und Nairobi. Persönliche Beziehungen sind nicht erlaubt, persönliche Details sollen nicht besprochen werden. Damit das alles auch so klappen kann, muss die Truppe der Polizei immer einen Schritt voraus sein.

Im Verlauf der Serie – das kann man schon verraten – lässt sich das nicht so durchhalten. Es kommt sogar noch ein „Stockholm“ dazu und damit weiß dann wohl jeder, was auch passieren wird. „Berlin“, der der Kopf der Truppe in der Druckerei sein soll, wird auch noch zunehmend irrer, was „Der Spiegel“ mit einem netten Verweis auf die tatsächlichen Verhältnisse kommentierte.

Auf der anderen Seite ist die spanische Polizei, hauptsächlich verkörpert von der „inspectora“, die nichts unversucht lassen will, die Acht in der Bank zu schnappen und die Geiseln zu schützen.

Das Gegen- und das Zusammenspiel von „Professor und „Inspektorin“ ist eine höchst vergnügliche Geschichte, die aber nie ins allzu Seichte abdriftet, also bestens geeignet zum „Komaschauen“. Die Schlinge um die Acht in der Bank und die Schlinge um den „Professor“ wird immer enger und man fiebert auf der Couch mit: werden sie, wird es der Professor wieder schaffen und man leidet auch ein wenig mit der „inspectora“, die nicht nur den Fall, sondern auch privat noch einiges heben muss. Dazu hat die Serie wirklich Witz und Charme, denn auch die acht „Räuber“ zeigen sich mit fortlaufender Seriendauer von ihrer besseren oder auch von ihrer schlechteren Seite. Der Bankdirektor ist dazu ein ausgesprochener Unsympath, also alles nach Berthold Brecht?

„Was ist der Einbruch in eine Bank, gegenüber der Gründung einer Bank“, dieses Zitat aus der Dreigroschenoper muss einem unwillkürlich einfallen, die roten(!) Overalls und die Masken eines Mannes, der eben nicht den typischen Moralvorstellungen entspricht, alles das ist schon als ein Statement zu sehen. Und ist Geld drucken wirklich ein Raub?

Ein fieser Cliffhanger zum Ende der Staffel 1, viele Wendungen und ein Finale in der Staffel 2, dass man fast als ein kleines Augenzwinkern werten könnte, ganz sicher aber möchte…

Sehr sehenswert!

Zwei Staffeln (13 + 9 Folgen) sind hierzulande auf Netflix in der deutschen Version zu sehen, eine dritte in Auftrag gegeben.

https://www.youtube.com/watch?v=Qofw470E0-k
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