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Alt  23.10.2018, 12:39   # 94
kuching
Immer auf der Jagd
 
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Aquarius (Sky, Netflix)

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John McNamara, der Showrunner, hatte ursprünglich wohl die Idee, die Serie auf 5 – 6 Staffeln auszulegen. Allerdings stellte NBC wegen schwacher Quoten in den USA die Serie nach 2 Staffeln ein.

Wer kennt nicht den Song aus „Hair“?

https://www.youtube.com/watch?v=06X5HYynP5E

Schon deswegen war ich gespannt auf die Serie und gleich vorweggesagt: die Fans der unzähligen Hits auf den 60gern kommen nicht zu kurz, auch wenn diese oft nur angespielt werden.

Aquarius spielt in den sechziger Jahren in Kalifornien, beginnend 1967 und endend mit der letzten Folge am 09./10. August 1969. Am 09. August 1969 geschahen die „Tate-Morde“ in 10050 Cielo Drive (Beverly Hills) an der hochschwangeren Sharon Tate (Ehefrau von Roman Polanski) und weiteren Opfern. Verübt wurden diese Morde durch Mitglieder der Manson-Family, angestiftet von Charles Manson. Die Morde vom 10.August 1969 an dem Ehepaar LaBianca waren nicht mehr Gegenstand der Serie.

Sam Hodiak (David Duchovny), 1st Detective im LAPD, sucht zusammen mit seinem meist undercocver arbeitenden Kollegen Brian Shafe (Grey Damon) nach Emma Karn (Emma Dumont), die nach einer Feier vermisst wird. Auf Umwegen stoßen die beiden Cops auf die Manson Familiy, die unter der Führung (besser Diktat) von Charles Manson (Gethin Anthony) in der Nähe von L.A in einer Hippie-Kommune leben. Der grundsätzliche Rassist hatte einen Rassenkrieg prophezeit und ließ, als dieser nicht eintrat, die Mitglieder seiner „Family“ morden. Mit dem Blut der Opfer sollten die Mörder „Pig“ und „Helter Skelter“ an die Hauswände schreiben…

https://www.youtube.com/watch?v=7csHqpcCiFQ

Viele Bücher und Artikel im Internet gab und gibt es zu Charles Manson, der interessierte Leser findet also jede Menge Stoff. Ein kürzeres Zitat aus Wikipedia zu den Tate-Morden:

In zahlreichen Büchern über Dennis Wilson (The Beach Boys, Anm. kuching) und Terry Melcher (Produzent, Anmerkung kuching) wird auch dem Mord an Sharon Tate ein eigenes Kapitel gewidmet. Wilson, Mitglied der Band The Beach Boys, war 1968 kurzzeitig mit Manson befreundet, als dieser noch die Ambition hatte, als Musiker erfolgreich zu sein. Wilson nahm mit Manson ein Achtspur-Demoband auf und machte ihn mit Melcher bekannt, den er bei einer Party in Melchers Haus kennengelernt hatte. Melcher hörte sich Mansons Demoband an, lehnte es aber ab. Einige Zeit später zog Melcher aus dem Haus am Cielo Drive aus und der Besitzer Rudi Altobelli vermietete es an Polański und Tate. Einige Monate später geschahen die Morde.

Die Vermutung, dass es sich um eine Verwechslung handelte und der Mordanschlag eigentlich Melcher galt, konnte weder belegt noch eindeutig widerlegt werden. Allerdings gibt es Anhaltspunkte dafür, dass Manson sehr wohl wusste, dass Melcher nicht mehr in dem Haus wohnte – er war laut den Aussagen von Altobelli und des Fotografen Sharok Hatami am Tag vor Tates Abreise nach London auf dem Grundstück und wurde dort abgewiesen. Als wahrscheinlich gilt, dass es ihm letztlich egal war, wer die Mordopfer waren und dass er das Haus wegen der abgelegenen Lage und der prominenten Bewohner ausgewählt hatte, deren Tod mit Sicherheit für Aufsehen sorgen würde.
Die insgesamt 26 Folgen à ca. 45 Minuten handeln aber beileibe nicht nur von der Charles Manson Family. Sam Hodiak ist ein Kriegsveteran mit Bürstenhaarschnitt, zynisch, sarkastisch und handelt oft nach der Devise „Der Zweck heiligt die Mittel“, hat einen Sohn der desertierte (Vietnam) und ist dem weiblichen Geschlecht absolut zugetan. Zudem gibt er sich – im Gegensatz zu den Kollegen beim LAPD - relativ liberal. Ein durchaus komplexer Charakter also, dem nur eins fehlt: der richtige Schauspieler!

Als Hank Moody in „Californication“ fand ich Duchovny umwerfend, hinreißend, genial, die beste Besetzung. Hier aber…das passt nicht so wirklich und das ist sehr schade. Da kommt Grey Damon als Brian Shafe schon deutlich besser, der mit einer Schwarzen verheiratet, als Undercover-Agent unterwegs und drogensüchtig, deutlich glaubwürdiger spielt. Gethin Anthony als Charles Manson müht sich redlich, das kann man nicht anders sagen, aber das total Diabolische, das fehlt doch ein wenig…etwas zu harmlos das Ganze (auch wenn es in einem „Schlachtfest“ endet). Sehr gut wiederum Emma Dumont als Emma Karn, die Mischung aus „scheuem Reh“ und „Coming Of Age“ ist außergewöhnlich gut besetzt. Charmain Tully ist von Claire Holt als besessen ehrgeizige junge Polizistin ebenfalls gut getroffen.

Eine zweite und die größere Schwäche:

Die Serie spielt in einem doch recht konventionellen Polizeidrama-Rahmen und packt nebenher alles rein, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist. Die Ermordung Ted Kennedys, die Wahl Nixons, die amerikanischen Kriegsverbrechen in Vietnam, Laos und Kambodscha, die Black Panthers, die Nation of Islam, Emanzipation, noch ne Liebesgeschichte, Homosexualität, japanische Gefangene in amerikanischen Internierungslagern nach `45… Das ist eigentlich Stoff für 10 Serien und das tut Aquarius einfach nicht gut alles hier hinein zu pressen.

Nicht, dass die Serie unspannend wäre, nicht dass die Charaktere langweilig wären, aber es ist einfach zu viel des vermeintlich Guten. Setting, Sound, die braun-grauen Farbtöne, alles erste Sahne, der Rahmen „Cops bei der Arbeit“ (andere Fälle werden nebenher gelöst!) für den Stoff aber zu konventionell und das haben die Zuschauer in den USA eben bestraft.

https://www.youtube.com/watch?v=XvaFb6wZwTg
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