Zitat von sueddeutsche.de
... Dass sich gar nichts aufgehellt hätte in der schummrigen Rotlichtwelt Berlins, kann man freilich nicht sagen: Eine ganze Welle neuer Geschäftsleute, so hört man, ist in den Markt eingestiegen, seit es grundsätzlich legal ist, einen "bordellartigen Betrieb" zu führen. Früher regierten hier Männer aus der Halbwelt bis hinauf in die Edelprostitution, das Geschäft konnte man ja nur mit einem Bein im Gefängnis betreiben. Heute melden auch seriösere Investoren Interesse an den hohen Gewinnspannen an.
Neue Gesichter - das sei vielleicht die wichtigste Veränderung, sagt auch die Ex-Prostituierte Stephanie Klee. Diese neuen Gesichter kämen oft aus legalen Branchen, würden sich mit Steuern auskennen, ein vernünftiges Verhältnis zur Berliner Gewerbeaufsicht unterhalten - und sich nun erstmals trauen, Prostituierten ein Angebot zu machen ...
... die neuen Arbeitgeber - so erzählen es in Berlin zumindest Anwältinnen, Soziologinnen, Mitarbeiterinnen von Beratungsstellen - bringen neue, angenehmere Umgangsformen in die Branche...
... Kerstin Berghäuser, 47, arbeitete früher selbst in Bordellen, heute lässt sie für sich arbeiten: in ihrem kleinen Bordell "Liberty" im Stadtteil Schöneberg. Liberty heißt Freiheit, und befreit hat der Club sie tatsächlich: von den finanziellen Sorgen, von einem Schuldenberg, der sie vor zwanzig Jahren nach Berlin zwang, ins Rotlichtgeschäft. 2007 hat sie ihr Bordell gegründet, 15 Zimmer auf zwei Etagen, jedes in einem anderen Stil, blaues, goldenes, Spiegelzimmer. Früher, als Bordelle noch illegal waren, stellten die Zuhälter den Frauen nicht einmal einen Aufenthaltsraum zur Verfügung, die Staatsanwaltschaft hätte es für "Förderung der Prostitution" halten können.
Heute öffnet Berghäusers Bordell morgens und schließt am Abend. Das Arbeiten dazwischen beschreibt die Chefin als "Direktgeschäft": Das Anbandeln mit betrunkenen Nachtclubbesuchern bleibt den Frauen erspart, Alkohol gibt es überhaupt nicht, dafür bekommt jeder Besucher einen Apfel geschenkt...
|