Private Investigations (Teil 2 der Trilogie): F. Marlowe nimmt Nachhilfestunden der besonderen Art
Die anstrengenden Ermittlungen der letzten Wochen hatten ihn ganz ordentlich geschlaucht. Deshalb hatte er beschlossen sich erst mal ausgiebige “vacaciones“ südlich der Staatsgrenze zu gönnen; „relaxen“ und „aushängen“ waren angesagt, wie man das heutzutage so schön nennt!
Da die Menschen dort aber selten seiner Muttersprache mächtig sind, hatte er beschlossen zunächst einmal seine Fremdsprachenkenntnisse auf Vordermann zu bringen. Mit „Buenos dias, senorita. Que es el vuestro servicio?“ und “Gracias, ha sido una tarde muy agradable!” würde er nicht allzu weit kommen, wenn er im Land der „putas“ und deren „hijos“ mehr als nur den üblichen Service erfragen und sich einigermaßen gentlemenlike von den feurigen Latinas verabschieden wollte.
Da momentan weiter nichts anlag, also die „Roten Seiten“ aus der Schreibtischschublade gekramt und nach entsprechenden Dienstleistungsangeboten durchgeblättert, während er sich schon die „lazy days“ mit Jay Lo und ihren Schwestern in den buntesten Farben ausmalte. Das Angebot an Nachhilfestunden war allerdings sehr begrenzt und schließlich blieb sein Auge bei „Claudia (23), Fremdsprachenkorrespondentin“ hängen. Das Foto der Anzeige zeigte zwar eine in züchtigem Schwarz gekleidete langhaarige Blondine, Typ germanische „Heidi“, er hätte eher eine glutäugige „Morena“ erwartet, aber gut, er wollte ihr schließlich nicht Zöpfchen flechten, also nahm er den Telefonhörer ab und rief an.
Eine charmante Stimme meldete sich und flötete:
„Ja hallo, hier spricht Claudia.“
„Guten Tag Profesora, ich habe gelesen, ihr bietet Privatnachhilfe in Spanisch an. Ist das richtig?“
„Ja das stimmt, aber auch Französisch und andere nützliche (Sprach-) Kenntnisse!“
„Was soll denn so eine Privatstunde zuhause kosten?“
„So um die 200; Transfer exclusive, wenn Du in der Nähe wohnst.“
„Na dafür erwarte ich aber einen Super-Crash-Kurs für Hochbegabte mit Erfolgsgarantie!“
„Hmm, es gibt auch einen Tages- oder Wochenendkurs zu buchen. Da gibt’s dann Pauschalen und ich könnte mich ausgiebiger um Dich kümmern.“
„Und das hieße?“
„Das besprechen wir dann persönlich; hängt auch von Deiner Begabung ab!“, meinte sie vielsagend und lachte herzlich.
„Gut dann lass uns erst mal den einstündigen Einstufungstest hinter uns bringen“, entgegnete er, und sie vereinbarten einen Termin noch für den gleichen Abend.
..... Nachdem er sich unter der Dusche erfrischt, scharf rasiert und das aphrodisierende After Shave von Issey Miyake aufgelegt hatte, zog er sich den leichten hellgrauen Sommeranzug und ein anthrazitfarbenes Hemd an, goss sich einen ordentlichen Four Roses ein und rauchte genüsslich eine PM ohne. Ein Blick auf seine mechanische Uhr am Handgelenk, sagte ihm,dass es kurz vor 21 Uhr war, als es auch schon summte an der Tür des Apartmenthaus in dem er wohnte.
Er drückte auf den Türöffner und wartete an der Wohnungstüre. Was da die Treppe hinaufkam übertraf die Erwartungen denn doch. Kurzer schwarzer, seitlich geschlitzter Rock, der jede Menge Bein zeigte, zarte Nylons und eine dieser modischen superengen Blusen, die offenbar mehrmals zu heiss gewaschen werden, so dass sie nur noch knapp über den Bauchnabel reichen; darüber einen leichten Sommermantel und dezente Highheels. Das ganze wirkte sehr geschmackvoll und sexy zugleich. Umwerfend, wenn man eine Schwäche für große, nicht zu schmale, gut durchtrainierte Mitzwanziger-„Frooleins“ hat, mit einem Brustumfang der weit über die Nasenspitze hinaussteht.
Ja und diese Schwäche hatte er in der Tat!
Er dachte, ein Gläschen der überbewerteten italienischen Prosecco-Sprudelbrause würde ihr sicherlich munden und außerdem noch seine Zunge, für die kommenden (Sprach-) Übungen, etwas lockern. Er bot also ein Glas an und man setzte sich erst mal auf die Dachterrasse, um mit der ersten Lektion „Small Talk“ zu beginnen.
Sie erwies sich als unterhaltsame Plauderin, die gleich den richtigen Ton traf, locker eine elegante Dunhill extra slim zwischen den langen Fingern mit den scharfen dunkelroten Krallen balancierend. Nach etwa 20 Minuten fing sie allerdings an unruhig auf dem Stuhl hin- und herzurutschen, mehrmals die Beine übereinanderschlagend, was immer wieder den Rand der halterlosen Nylons aufblitzen lies.
„Sollten wir es uns nicht etwas gemütlicher machen?“ schlug Sie vor.
„Mais Oui, Signorina!“, war alles was ihm dazu einfiel, alle verbliebenen Schulfremdsprachenkenntnisse durcheinander schmeißend.
„Na, dann lass uns doch bei schöner Musik ein wenig auf dem Bett entspannen!“ war ihr Vorschlag.
Da er mal was von einer neuartigen Lernmethode, die auf dem Prinzip der völligen körperlichen Entspannung bei gedämpfter Hintergrundmusik basieren soll, gehört hatte, fand er diese Idee sehr überzeugend. „Superlearnig“ nannte sich das wohl, wenn er sich recht erinnerte.
Ehe er sich versah, lagen sie beide splitternackt auf seinem Kingsize und er bekam Ausblick auf die prachtvolle Landschaft die sich neben ihm ausbreitete. Vom Grand Canyon bis zu den hohen Bergen der Siera Madre, erschien alles wie ins Licht eines zarten Morgenrots getaucht. Wunderbar glatt die Ebenen und frisch duftend und lockend die wohlgeformten Höhenzüge und geheimnisvollen Untiefen. Sein Geographieinteresse war geweckt; dementsprechend wanderte die Zunge an die schönsten Erhebungen und Einschnitte. Nach einer Weile war dann aber Schluss mit Landeskunde. Es gab nun die zweite Lektion!
„Es wird Zeit, dass ich Dich mal ein wenig prüfe.“, sagte sie leicht tadelnd. So sind sie eben die Lehrerinnen; nie ganz entspannt!
Sie begann ihm das französische Zungenspiel mit Gummi zu erläutern und praktisch zu demonstrieren. Trotz des Missverständnisses, eigentlich wollte er ja Spanisch lernen, versetzte ihn die strenge Lehrerin in Verzücken! Am städtischen College hatte er Französisch nie gemocht!
„Wird Zeit dass die Lehrstunde eine andere Richtung einschlägt“, dachte er bei sich „zu guter letzt reise ich noch an die Cote d’Azur anstatt zu den chicas.“
Er besann sich seiner eigenen Stärken und forderte Mlle. Professeur, zu einer Reitstunde auf, die sich zu einer echten Corrida, die jeder mexikanischen Fiesta zur Ehre gereicht hätte, auswuchs. Drunter und drüber, mal oben, mal unten, von vorn und von hinten wirbelten die beiden Protagonisten durch das Rondell der „Kampf“-Arena.
Schließlich wurde der Bulle erlegt, und der Torero erntete den Lohn für seine passionierte Vorstellung.
„Du bist ja richtig begabt!“ lobte die Profesora.
„Das hört man gerne. Na, aber ich brauche wohl noch zwei bis drei weitere Nachhilfestunden, um wieder so richtig in Form zu kommen.“
„Aber gerne. Du hast ja meine Nummer. Ruf mich einfach an.“
„Claro, mach ich!“
Der wilde Ritt hatte doch beide so ermattet, dass für das weitere Einüben mündlicher Konversation die nötige Lernmotivation abhanden gekommen war. Das war aber auch im Moment gar nicht nötig, denn es hatte sowieso alles eine Wendung im Sinne der Iberer genommen!
Gemeinsam lauschten sie den einschmeichelnden Salsaklängen der LP auf dem betagten Marantz-Drehteller und dösten eine Weile aneinandergeschmiegt vor sich hin .....
Zum Abschluss der Unterrichtsstunde gab’s nochmals ein Schlückchen des Italogetränks und Frl. Lehrerin vergaß nicht, ihm ein paar Vokabeln zum Üben aufzugeben. „Besitos“ zum Abschied und ein gehauchtes „Hasta la vista!“, und weg war sie.
.... Mit einem angenehm wohligen Gefühl in der Magengegend saß er zufrieden auf der Dachterrasse, blies dünne Rauchschwaden in die laue Sommernacht hinaus und ließ sich die liebliche Süße eines Mojitos durch die Kehle rinnen.
„Keine schlechte Urlaubsvorbereitung so ein Sprachkurs! Es ist doch immer besser sich vorab etwas mit den Gebräuchen und Sitten eines Landes vertraut zu machen.“ ging es ihm durch den Kopf. „Demnächst ist dann aber auch mal ein Trip ins Land der Froschschenkel- und Schneckenliebhaber fällig ....“
So long, Fritz
Rote Seiten - Nachhilfe