Jessy - deutsch
Wallsteins Tagebuch: Teil 3: Jessy, das Tattoo und die Wetter-App.
Die Werbung:
„Jessy, 25
Blond, hübsch, deutsch
Mit meinem vielseitigen Service bringe ich Dich zum Träumen.
Die Treppe hinab könnte man schöner gestalten.“
Sie öffnet die Tür, ist blond, Pferdezopf, dünn, relativ groß, hat blaue Augen und ist in ein schwarzes Hauch von nichts gehüllt, in ihren späten 20igern, sieht mich an und bittet mich herein.
Ich frage nach ihren Service, sie meint: außer … und … eigentlich alles.
O.k., an der Stelle fällt einer Wallstein-Figur in einem Comic normalerweise die Kinnlade herunter. Die Augen drehen sich aus den Augenlöchern heraus und vergrößern sich, fangen an zu rotieren, dazu schlabbert die Zunge nach vorne hinweg und der Protagonist schreit „Ei Caramba“.
Die Welt ist aber kein Comic, zumindest heute und Wallstein zuckt deshalb ein bisschen zusammen. Hmm. O.k., cool bleiben, meldet das Stammhirn an den Rest.
Ähm, ich möchte gerne die 50 € Standardnummer wählen, sie rät mir allerdings unverbindlich zur 70 € Nummer und erklärt mir die Vorteile.
Ähm, tja, ich bin auch nur ein Mann. Wallstein Junior auch. Und damit hat sie uns.
Sie begleitet mich in den hinteren Raum, im vorderen plärrt ein Fernseher die Mittagsprogramme heraus, ohje, nicht schön, sie jedoch meint, dass ich noch duschen gehen kann, was ich gerne annehme, man muss immer sauber bleiben.
Sie begibt sich in das Empfangszimmer und macht sich fertig. Während ich und Wallstein Junior unter der Brause stehen, klopft ein Nebenbuhler an die Tür und hofft auf Einlass. Wahnsinn, diese qualitativ hochwertige Dämmung im Tiefparterre. Tja, der erste malt zuerst, vermittelt sie ihm höflich und ich kann mir nun sicher sein, dass ich weder der erste heute bin, noch er weiniger wartet, bis ich die Räumlichkeit verlasse. Komischer Gedanke. Aber normal.
Dies ist der andere Preis des Spiels, werter Leser.
Wir begeben uns auf das Bett, sie gibt ein paar Körperküsse und arbeitet sich langsam aber sicher tiefer. Tja, das Programm passt. Passt genau. Piiiiep.
Danach reitet sie mich mit Schmackes. Auch das passt. Wechsel in die Doggy-Position. Tja, also hier läuft es irgendwie gar nicht mehr, denn:
Der Blick offenbart einen vertikalen Wirbelsäulen-Tattoo-Schriftzug „ÖZGÜR“, ohne die Anführungszeichen, versteht sich.
O.k., echt nicht schön. Ich verfange mich in solchen Einzelheiten, beginne zu denken, während Wallstein Junior weitermachen will und muss, aber ich kann da schlecht:
Man poppt sie von hinten und muss dabei den Namen ihres hochverehrten (Ex- oder Noch-) Ehemannes lesen. Soll ich meinen (imaginären) Hut vor Dir ziehen? Was macht denn Deine (Ex- oder Noch-) Frau da gerade?
Ist stolz auf Dich, Özgür? Weil du so eine schöne Familie gegründet hast? Sie auf Händen getragen und so für sie gesorgt hast bis in alle Ewigkeit, so dass sie nie wieder arbeiten muss?
Weil Du dazu noch so ein sauberer Ehrenmann warst, der sich auf dem Rücken verewigen musste?
Hmm, quid pro quo, soll ich jetzt meine Tattoo-Maschine rausholen und mich auch verewigen, Özgür? Soll ich meine Rezession gleich mit niederschreiben? Und dann signieren?
W-a-l-l-s-t-e-i-n, neun Buchstaben, hm, passt vielleicht grad noch hin, wenn ich kleinschreibe. Vielleicht besser horizontal? Dann könnten wir uns einen Buchstaben teilen? Achne, geht ja nicht.
Wie kann man sich nur so eine Scheiße wie eine Kuh einzeichnen lassen?
O.k., interveniert Wallstein Junior: jetzt reicht’s, VETO! Wir sind hier wegen was anderem.
Also konzentriere ich mich wieder auf die eigentliche Arbeit und blicke weiter tiefer hinab. Die Sache mit den außergewöhnlichen Schamlippen stimmt. Respekt. Dazu kommt, dass dies auch für ihr Hintertürchen zu stimmen scheint. Wow. Hab ich noch nie gesehen. Einzigartig.
Hmm, aber sagt uns das was? Und wenn ja, was?
Ich beende das Rumdenken jetzt besser, komme damit Wallstein Juniors zweitem Einspruch zuvor und nehme sie jetzt mehr und mehr von hinten ran, sie hält gut dagegen und ich komme schließlich. Heureka.
Kurzer Small-Talk noch zum Abschluss: Was ich jetzt noch mache, wie das Wetter so wird, dabei erklärt sie mir auch noch irgendwas über eine neue Wetter-App. Technik-Schnickschnack.
Naja, immer freundlich und nett ist sie schon, die blondierte Dame.
Achja, dabei fällt mir dann doch auf, dass sie wohl einen (unterdrückten) Ossislang hat.
Fazit:
Alles in allem war ich gut 15 Minuten bei Jessy. Der Service war tadellos, exakt wie besprochen, sie ist darüber hinaus nett und freundlich. Für meine Gedankenspiele rings um den Rest kann sie nichts.
Der Kunde wird hier annähernd bestens bedient. Ein zweiter Besuch wird folgen.
Wiederholungswunsch: 71,00 %.
Nächste Woche: ?
Wallstein, Juli 2012