Da hier doch schon einige Berichte über das schöne Gambia stehen, habe ich mich auch mal entschlossen die Bevölkerung da unten kennen zu lernen.
Da mich mein Chef bat, die restlichen Tage Urlaub des vergangenen Jahres doch endlich abzufeiern, hab ich die Chance ergriffen. Was man mit 19 Urlaubstagen, den Weihnachtsfeiertagen usw. so alles anstellen kann, werdet ihr hier zu lesen bekommen.
Und wie es so ist, gibt es unter den Verrückten noch die richtig durchgeknallten. Fliegen? Mach ich beruflich schon genug, will das jetzt nicht noch im Urlaub machen. Also was bleibt anderes übrig, als zu fahren? Sind ja nur ein paar Kilometer. Und nach Afrika wollte ich schon immer mal mit dem Auto.
Also, gesagt, getan, ging es an die Planung der Reise.
Das Auto
Für alle, die schon mal in Afrika waren, Mercedes geht immer. Nur, welches Modell? Nach ausführlichen Recherchen stellte sich der W124 als ideal heraus. Und zwar als 200D. Also der Vorgänger der E-Klasse. Und schon ging die Suche los. Die W124 sind ja in Deutschland nicht mehr so häufig zu finden. Trotzdem braucht man ein Modell mit wenig Rost (wird ja sowieso später zum Taxi umlackiert) aber mit einwandfreier Technik. Das macht natürlich die Suche nicht leicht. Ich bin dann bei Ingolstadt bei einem Händler fündig geworden. Konnte ihn noch von 1450€ auf 1000€ runterhandeln. War also jetzt meiner.
Als nächster Schritt ist das Auswechseln aller Öle dran. Motoröl, Getriebeöl und Hinterachsdifferentialöl. Wer weiß, wie lang die Pampe schon drin ist. Sind ja noch 8000 km vor uns. Ebenfalls werden alle Filter getauscht. Gleichzeitig solle man versuchen den Auspuff hochzuschweißen und Halterungen zu verbiegen, sodass das Ding höher kommt. Ich habe es nicht gemacht, bin oft genug aufgesessen. Oder ihr legt das Auto gleich höher. Soll angeblich mit den Federn und Dämpfern der S-Klasse funktionieren. Mehr Infos habe ich aber auch nicht. Sind sicherlich leicht zu finden. Ach ja, Leute. Baut einen Tempomaten ein. Ihr werdet ihn dringet benötigen. Gibt’s ja von Waeco so Nachrüstsets. Ist in 10 h erledigt, wenn man etwas Autoschrauber-Erfahrung hat.
Ersatzteile kann man sich auch noch mit reinlegen. Hatte alle Filter, 10 l Motoröl, Keilriemen, Bremsflüssigkeit, Bremsscheiben und – beläge rundum dabei. Wie sich dann rausstellte, brauchte ich nichts davon. Bremsscheiben und Beläge kann man ja vor Abfahrt kontrollieren und, falls nötig, in D tauschen. Einen Satz Reifen hab ich auf den Dachgepäckträger geschnallt. Die Karre war mit Winterreifen bereift. Haben sogar ganz gut gehalten. Das Auto ist damit noch in Gambia unterwegs. Ein Glück, dass die keine Winterreifen kennen
Der Verkaufswert des Fahrzeuges liegt in Gambia so um die 1500€, wer Zeit hat und gut handeln kann, bekommt in auch mal für über 2000€ los.
Möglich wäre auch noch ein 190er Benz oder alle Arten von Kleinbussen. Bevorzugt der MB100 oder Toyota Hiace.
Und achtet darauf, das Auto sollte leicht bleiben. Wir hatten oft genug Bodenkontakt.
Als Kennzeichen ist ein Zoll- bzw. Exportkennzeichen recht gut. Ihr bekommt einen normalen Brief und Schein, müsst das Auto aber nicht abmelden, weil er automatisch verfällt. Also Auto verkaufen und alles vergessen. Mit normalen Kennzeichen müsste man ja alles nach D bringen und das Auto abmelden. Die hier in Afrika benötigen aber auch den Brief. Würde ein bisschen Stress bringen.
Die Exportkennzeichen gibt es mit Anmeldung, Kennzeichen, Versicherung und allem drum und dran bei den ganzen Schilderfritzen. Müsst euch ein bisschen umhören, macht nicht jeder. Kostet so um die 150€ für 30 Tage. Achtet drauf, dass in der grünen Versicherungskarte Marokko mit freigegeben ist. Wenn dann das Kennzeichen in Mauretanien abläuft, stört es sowieso keinen. Ihr braucht dann eine extra Versicherung für die kommenden Länder.
Bitte benutzt keinen Dachgepäckträger. Die Senegalesis drehen da voll am Rad. Keine Ahnung wieso. Wir mussten uns 3 mal bei Polizeikontrollen freikaufen. Hat jeweils zwischen 10000 und 12500 FCFA gekostet.
Die Visas
Bis auf den Senegal muss man sich nach heutigem Stand nicht vorbereiten. Die Senegalesis schöpfen jedoch wieder aus dem Vollen und müssen es wieder übertreiben.
Das Vorgehen: Online-Antrag ausfüllen, 50€ per Kreditkarte bezahlen und dann bekommt man eine Zahlungsbestätigung per E-Mail. Auf dieser sind 3 Barcodes drauf. Als Abholort haben wir die Botschaft in Nouakchott, Mauretanien, angegeben. Ihr könnt das Visum aber auch in Berlin abholen. Naja, nach dieser Zahlungsbestätigung sollte man in 48h eine weitere Mail bekommen mit der Bestätigung für das Visum. Damit könnte man dann zur Botschaft und das Visum machen lassen. Aber wie es so ist. Senegal liegt ja in Afrika. 3 Wochen später war noch keine Mail da. Also einfach mal los mit der Zahlungsbestätigung, hatten ja nichts anderes. (Auch mehrfache Nachfragen in Dakar, Berlin und Nouakchott brachten keine wirklichen Infos).
Das Visum für Marokko bekommt man auf der Fähre bzw. im Fährhafen, für Mauretanien und Gambia direkt an der Grenze.
Sonstige nötige Dinge
Leute, nehmt für Marokko und Mauretanien Fiche mit. Aber genügend. Mindestens 30 Stück.
In diese Fiche schreibt ihr euren Namen, Adresse… rein, gibt genügend Vorlagen im Internet. Ebenfalls müsst ihr eure Einreise-Nummer vom Visa angeben (bekommt ihr auf der Fähre). Die habt ihr natürlich nicht in D. Also müsst ihr die dann handschriftlich nachtragen. Habt ihr diese Fiche nicht, kommt bei jeder Kontrolle der Polizist, Zöllner oder Militärler mit seinem dicken Buch und die Daten werden schön handschriftlich eingetragen. Dauert halt dann jedes Mal so 30 Min. Die Zeit hat wohl keiner. Oft fragen die Komiker einfach nur nach den Fichen, wo ihr her kommt und wo es hin geht. Ist dann alles in 2 Minuten erledigt. Was die dann mit den Blättern machen, sei dahingestellt. Schön gestapelt, vielleicht sogar in den PC abgetippt, oder es wird nachts nur einfach warm…
Wählt als Beruf was Einfaches aus, was jeder versteht. Die können es sowieso nicht nachprüfen, was ihr seid. Gebt ihr z.B. Büroarbeiter an, kommen dumme fragen, wie: Was machst du da? Wie sieht es aus? Einfach ist Ingenieur, Student usw… sollte jedoch realistisch rüberkommen. Mit 40 noch Student wirft wieder dumme Fragen auf. Ach ja, Polizist, Militärler usw. ist sicherlich auch nicht so gerne gesehen.
Ihr braucht noch 2 Feuerlöscher und 2 Warndreiecke. Das wollen die Senegalesis gerne sehen. Ein Satz Ersatzlampen wäre auch nicht schlecht. Man sucht sich in Marokko daran zu Tode.
Lasst den Alk zu Hause. Gibt’s auf der Strecke genug, in Gambia ist er wieder recht günstig. Aber die Mauretanier haben ein Alk-Verbot. Kann böse enden. Und die Autos werden gründlich danach gefilzt.
Und an jeder Kontrolle wird nach Cadeau (Geschenken) gefragt. Gut gehen hier Kulis, Kalender (hatten gerade Jahreswechsel), erstaunlicherweise die roten oder gelben Warnwesten. Besonders an der Grenze zu Gambia hatten sie sich darum gestritten. Aber oft reicht ein bestimmendes „Ich habe nichts“, wenn es zu viel werden sollte. Ist halt jedes Mal Ermessenssache. Teilweise wollten die unsere Reifen vom Dach, damit wir sie weiter lassen. Gab es jedoch nicht.
Extrem konnte es man damit an der Grenze zu Mauretanien damit beschleunigen. Könnt ja ne Tüte zusammenpacken. Ein bisschen Tee, Zucker, Kulis, Süßigkeiten usw. rein.
Nehmt noch Handtücher und Klopapier für euch mit. Ist oft Mangelware, wenn überhaupt vorhanden.
In Mauretanien war abends Mückenmittel angesagt. Und dieses Jahr war es richtig feucht, die ganze Stadt stand vor ein paar Wochen noch knöcheltief unter Wasser. Selbst wir haben noch größere Pfützen erlebt. Ist eine super Moskito-Zuchtstation. Das Autan Tropical wirkt leider nur 2 Std. Also nehmt was Stärkeres. Sollte 50% DEET enthalten. Alles darunter ist nur Spielzeug. Aber achtet darauf, in den Konzentrationen kann es Hautreizungen geben. Ebenfalls wird Kunststoff angegriffen. Als weg mit der Uhr.
Eine Wolldecke kann auch nicht schaden.
Wenn ihr die Preise für die 4 Einspritzleitungen von der Pumpe zu den Düsen in Erfahrung bringen könnt und diese nicht zu teuer sind, nehmt alle 4 als Ersatzteil mit. Ebenfalls die Kunststoff-Halteklammern. Uns hat es 2 Leitungen zerlegt. Aber dazu näheres später.