Ja, auch ich war überrascht von den Differenzierungen und der Objektivität der Reportage, halte aber einen "wind of change" für etwas verfrühte Hoffnung...
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Kurzübersicht
Das Sexkaufverbot in Schweden und seine Folgen für die Prostituierten: Was Sexarbeiterinnen erzählen / Warum der Freier in Schweden ein Fischkopf ist / Selbstbewusst und selbstbestimmt: Undine, Katharina und Hannah, Sexarbeiterinnen in Hamburg / Immer mehr Druck: Das schwedische Sexkaufverbot soll in Europa Fuss fassen / Frauen gegen Frauen: Sexarbeiterinnen wehren sich gegen Feministinnen.
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Artikelnummer: 84223-14
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Für alle, die an einer kurzen Inhaltsangabe interessiert sind:
Es wurde das schwedische (auch nach Norwegen und Island exportierte) Modell erläutert und hergeleitet. Für mich neu:
- Es gibt kein Prostitutionsverbot an sich, aber ein gegen die Freier gerichtetes Verbot, Sex zu kaufen.
- Prostituierte werden massiv eingeschränkt: Sie können nur noch Hausbesuche machen; bei käuflichem Sex in der eigenen Wohnung droht der Verlust derselben Zwangsräumung; bei Hotelprostitution droht ein Zuhältervorwurf an das Hotel, etc.
Kernaussagen über die Gründe:
- Aus der patriarchalischen Sicht müssten die per se schwächeren und daher recht- und wehrlosen Frauen vor der größeren Macht der Männer geschützt werden.
- Im Sinne einer Vision einer idealistischen Gesellschaft brauche es die Prostitution nicht, so dass man sie bewusst erschwere, um sie einzudämmen.
Immerhin scheinen erste Beamte und Offizielle einzuräumen, dass es nicht gelingt, die Prostitution zu beseitigen, und dass eine weniger eindimensionale Diskussion über das Thema vonnöten sei.
Als Gegenpol wurde das deutsche Modell der Legalisierung genannt und weitgehend an Hamburger Beispielen dokumentiert. Alle Insider-Stimmen waren eindeutig: Prostitution lässt sich nicht verhindern; eine Verschärfung der bestehenden Rechtslage drängt Prostituierte nur in die Illegalität und macht sie von Dritten abhängig.
Interessant: Eine Sozialarbeiterin des EU-Projekts "Indoors" (Anlaufstelle für alle indoor-Sexarbeiterinnen) machte für Hamburg folgendes Mengengerüst zur Herkunft auf (Straßenstrich ausgenommen):
30% deutsche Sexarbeiterinnen
35 40% Sexarbeiterinnen aus der EU
je 10% aus Osteuropa, Asien und Lateinamerika
Der ganz überwiegende Teil arbeite freiwillig ohne Menschenhandel als Hintergrund. Die Entscheidung zur Prostitution sei bei den Migranten in aller Regel Folge der Migrationsentscheidung, sprich: Die Mädels kommen nach Deutschland, haben aus verschiedensten Gründen (Ausbildung reicht nicht oder wird nicht anerkannt, keine Arbeitserlaubnis, etc.) Probleme, eine Arbeit zu finden und entscheiden sich dann (willentlich und wissentlich) zur Prostitutionsausübung, manchmal auch für eine befristete Zeit.
Wenn das alles so eindeutig ist, frage ich mich erst recht, warum die GroKo und Frau Schwesig so scharf darauf sind, alle möglichen gesetzlichen Verschärfungen zu beschließen, die nur Nachteile für die Mädels bringen. Ist es etwa die schwedische Vision einer idealistischen Gesellschaft???