Ich würde die Finger von Paysex lassen. Oder von Sex an Silvester. Die Vorstellung ist ja immer dass man ins neue Jahr poppt, während die anderen draussen die letzten Sekunden herunterzählen, und dann gemeinsam kommt, wenn draussen das Feuerwek einsetzt.
Passiert aber nie, und an Mitternacht ist erst mal der "Freund"/Beschützer/Pimp dran, oder alle Rückzugsmöglichkeiten gerade belegt, weil andere schneller waren... - wenn sie Dir nicht eh schon zu besoffen ist und aus dem Schlund nach Prosecco, Magensäure, und Kippen riecht.
Meine Maus ist in der Heimat und ich muss in KW52 auf die Rechner der Revision aufpassen, also kann ich nicht mit wegfliegen.
Ich leg mich also an Silvester schon ein paar Jahre nach dem Aushängen der Briefkastentüren und dem Wegsperren der Mülltonnen in der vorher gut gelüfteten warmen Heizungskeller zum Schlafen (der einzige Platz, wo ich nix von Feuerwerken mitbekomme). Morgens um 7 geht es dann im Morgengrauen gut ausgeruht mit dem Bergradl durch eine ausgestorbene Stadt, und man kann sich für fast 1.5h lang vormachen, dass man als einziger überlebt hat
dann sind die ersten mit dem Hund draussen.
Wieder zu Hause werden Neujahrsgrüße ausgetauscht, die Handies und das Telefon ausgemacht, himmlische Ruhe.
Vor anderthalb Jahrzehnten war ich mal richtig schlimm krank, meine damalige
Beste von allen schrieb genervt an ihrer Seminararbeit, da hab ich Silvester kurzfristig in der Firma verbracht, als Admin damals hatte man ja alle Schlüssel. Vom 6. Stock im menschenleeren Industriegebiet auf dem Loungesofa im Empfangsraum, den Blick über die halbe Stadt samt Olympiahügel im Hintergrund, warm in Decken eingewickelt, Ingwertee schlürfend.
Ist mir mehr und positiver im Gedächtnis geblieben als die Absturzparties die Jahre davor und die kompliziert langen Fondue- oder Racletteabende danach.
Irgendwann probier ich Eisangeln an Silvester aus, aber dazu brauche ich einen anderen Job.