Die Professorin Julia Wege beschäftigt sich viel mit Prostitution. In ihrer Doktorarbeit untersuchte sie die Lebensbiografien von Frauen in der Prostitution.
In einem Artikel auf schwäbische.de sagt sie, dass Annoncen systematisch durchforstet werden.
Im Artikel steht, dass viele Fälle zur Anzeige gebracht worden sind. Dadurch zerstören sie das Leben vieler Frauen. Da steht ,,Übt Die Prostituierte ihren Beruf weiterhin an unerlaubten Orten aus, steht eine Geldstrafe oder gar eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten an. Hiervon gab es ein Dutzend Fälle im Jahr 2023. Etwa genauso viele Fälle wurden jetzt schon 2024 verzeichnet"
Die von schwäbische.de seien sogar in ein Hotel gegangen und haben die Männer beobachtet, die ein- und ausgingen.
Hier ist der Artikel:
Sexarbeit findet in Hotels im Schussental statt
Die Bordelle sind leer, denn Prostituierte verabreden sich zunehmend online in einem Zimmer. Sie können so mehr Geld verdienen, sind aber auch mehr Gefahren ausgesetzt.
Die Bordelle leeren sich, denn spätestens seit der Corona-Pandemie verlagern die meisten Prostituierten ihre Arbeit zunehmend in Hotelzimmer oder Ferienwohnungen. Auch im Schussental bieten sich Frauen auf einschlägigen Internetseiten an, das bestätigt die Polizei. Schon jetzt liegt die Zahl der Verstöße über dem Niveau von 2023. Das Vorgehen ist, so eine Expertin, zwar oft wirtschaftlicher für die Frauen, aber auch unsicherer. Hingegen die Freier haben mehr Vorteile.
Rezeption meist unbesetzt
„Mit gefällt die Tiefgarage direkt neben dem Hotel und dass die Rezeption immer unbesetzt war. Man läuft einfach rein und geht zum Aufzug. Sehr diskret.“ Das schrieb ein Freier diesen Februar in ein Forum einer Internetseite, auf der Frauen ihre sexuellen Dienste anbieten. Das Hotel befindet sich im Schussental. Genau wie das eines anderen Mannes im Forum, der Ende 2023 schreibt: „Im (... Ort von der Redaktion gelöscht) steigen immer wieder diverse SDL ab. Hat da jemand bereits Erfahrung sammeln dürfen?“ Die Bezeichnung SDL steht für Sexdienstleisterinnen.
Julia Wege ist Professorin an der Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU) und forscht seit vielen Jahren zum Thema Prostitution. Die Bordelle, sagt sie, stehen teilweise leer, die Vermietung von Zimmern darin sei enorm schwer geworden. Auch die Polizei gibt an, dass Sexarbeit in Hotels und Ferienwohnungen insbesondere seit Corona zugenommen habe.
Für die Freier sind Hotelzimmer deutlich angenehmer zu besuchen als Bordelle. „Das ist ein sehr niederschwelliges Angebot. Sie können sich zu Hause am Handy beispielsweise aussuchen, welche Haarfarbe die Frau haben soll. Auch erkennt keiner, wohin sie gehen - wenn da ein Bordell ist, wäre das jedem klar. Die Freier sind also anonymer“, sagt Julia Wege.
Keine Verbesserung der Lage für Sexarbeiterinnen
Die Prositutierten haben die Vorteile der Zimmer schon lange erkannt, doch erst seit Corona habe sich das Vorgehen rasend schnell entwickelt, weil es keine andere Möglichkeit gegeben habe, außer sich online zu verabreden. Bordelle und Laufhäuser sowie offizielle Terminwohnungen hatten damals schließlich geschlossen.
In einem Bordell müsse die Sexarbeiterin bis zu 170 Euro Miete plus Steuern am Tag zahlen, wisse aber nie, wie viele Freier tatsächlich zu ihr kommen, sagt Wege. Sind es zu wenig, verdient sie nichts. Ein Zimmer in einem Hotel oder einem Airbnb sei deutlich günstiger. Julia Wege: „Die Frauen können kalkulieren und festlegen, wann welcher Freier sie besucht. Es ist also planbarer und wirtschaftlicher.“
Eine Verbesserung der Lage für Prostituierte sieht Julia Wege jedoch nicht. In Hotels angemietete Zimmer bedeuten ungeschützte Räume. In Bordellen oder Terminwohnungen gebe es eine Überwachung, häufig einen Alarmknopf, Kolleginnen und Laufkundschaft, die sich einschalten können, wenn es mit einem Freier Ärger gibt.
Zuhälter koordinieren meist die Treffen
Abgesehen davon seien weiterhin die wenigsten Sexarbeiterinnen selbstbestimmt. Geregelt würden die Termine häufig nach wie vor von Zuhältern. „Die haben dann um Beispiel fünf Handys, über die sie fünf Frauen im Internet anbieten und alles koordinieren. In der Regel übernehmen sie auch die Kommunikation mit den Freiern, weil die meisten Frauen Migrantinnen sind und oft kaum Deutsch verstehen“, sagt Julia Wege.
Die Polizei hält die Entwicklung ebenfalls für kritisch, da Schutzmechanismen umgangen werden.
,,Dies erhöht die Gefahr, dass die dort in der Prostitution tätigen Menschen Übergriffen von Freiern schutzlos ausgeliefert sind, oder sexuelle Ausbeutung durch Menschenhändler und Zuhälter erfahren,"
sagt Christian Sugg, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Ravensburg.
Normalerweise müsse Prostitution angemeldet sein. Mit regelmäßigen Kontrollen wollen die Behörden sicherstellen, dass Sexarbeiterinnen gesundheitlich beraten werden. So könne man eventuell auch herausfinden, ob jemand zu dieser Arbeit gezwungen werde. Die offiziellen Prostitutionsstätten würden, so die Polizei, auch immer wieder durch Hilfsorganisationen besucht, um die Menschen dort zu beraten und zu unterstützen.
Recherche in einem Hotel im Schussental
Dass einige der entsprechenden Hotels oder Besitzer von Ferienwohnungen nichts von den Sexarbeiterinnen wissen, halten sowohl Professorin Wege als auch die Polizei für möglich. Schließlich funktioniere die Buchung anonym über das Internet. In anderen Hotels, in der Wege Prostituierte besuchte, sei es hingegen unmöglich für die Hotelmitarbeiter gewesen, die Umstände nicht mitzubekommen.
Auch Schwäbische.de hat eines dieser Hotels im Schussental besucht und beobachtete von der Aula im Eingang aus eine Handvoll Männer, die im Laufe eines Nachmittags zielstrebig an der unbesetzten Rezeption die Treppe hinaufstiegen oder den Aufzug nahmen und das Hotel nach einer halben bis einer Stunde wieder verließen. „Ich nehme an, die Hotelleitung drückt einfach ein Auge zu oder blendet es aus“, sagt Julia Wege. Dabei handle es sich nicht nur um „billige Absteigen“, sondern teilweise auch um gehobene Hotels.
So sieht die rechtliche Lage aus
In Gemeinden mit weniger als 35.000 Einwohnern, was beispielsweise auf Weingarten zutrifft, ist Prostitution verboten. Der erste Verstoß einer Sexarbeiterin wird mit einem Bußgeld geahndet, so Christian Sugg. Davon hatte die Polizei 2023 etwa ein halbes Dutzend Fälle. Dieses Jahr wurde diese Zahl bereits überschritten.
Übt Die Prostituierte ihren Beruf weiterhin an unerlaubten Orten aus, steht eine Geldstrafe oder gar eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten an. Hiervon gab es ein Dutzend Fälle im Jahr 2023. Etwa genauso viele Fälle wurden jetzt schon 2024 verzeichnet.
Sollten Hotelbetreiber in einer solchen Gemeinde von der Prostitution wissen oder sie gar fördern, erwartet sie eine Anzeige wegen Beihilfe. Das selbe gilt, wenn jemand ein Opfer von Menschenhandel beherbergt.
Julia Wege sieht aber auch einen positiven Aspekt. Baden-Württemberg unterstütze die niederschwellige Hilfe in digitalen Räumen. So können die Frauen - wenn sie die Kommunikation mit den Freiern selbst übernehmen - leichter erreicht werden als zuvor. Systematisch durchforstet geschultes Personal die Annoncen von Sexarbeiterinnen, kontaktiert und berät sie.
via
https://www.schwaebische.de/regional...-statt-2418706