Umstrittene Grundsatzentscheidung Amnesty International will Prostitution legalisieren
Für Amnesty International ein "historischer Tag": Die Menschenrechtsorganisation tritt nun für die Legalisierung von Prostitution ein. Doch die Entscheidung ist umstritten: Schon im Vorfeld hatten Kritiker gewarnt, dass der Name Amnesty "beschmutzt" werde.
Amnesty International hat sich in einer umstrittenen Grundsatzentscheidung dazu entschlossen, für die Legalisierung von Prostitution einzutreten. Beim Treffen des Internationalen Rates der Menschenrechtsorganisation in Dublin habe eine Mehrheit der rund 400 Delegierten aus 70 Ländern für diese Position gestimmt, teilte Amnesty mit. Die genaue Stimmenverteilung wurde nicht bekanntgegeben.
"Historischer Tag"
Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty sprach von einem "historischen Tag". Prostituierte seien "eine der am meisten marginalisierten Gruppen der Welt", die sich vielfach einem "ständigen Risiko der Diskriminierung, Gewalt und des Missbrauchs" ausgesetzt sehe.
Die Entscheidung, für eine Legalisierung der Prostitution einzutreten, sei nicht leichtfertig oder übereilt gefallen, hob Shetty hervor. Amnesty setzt sich nun auch für die Entkriminalisierung von Zuhältern und Bordellbetreibern ein.
Kritik an der Entscheidung
Kritiker werfen der in London ansässigen Menschenrechtsorganisation vor, mit der Grundsatzentscheidung an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Vor der Abstimmung in Dublin hatte das Bündnis Koalition gegen Frauenhandel (CATW) in einem offenen Brief gewarnt, der Name von Amnesty International werde "ernstlich beschmutzt", wenn die Organisation sich für eine Legalisierung der Prostitution einsetze.
Prominente Gegenstimmen
Zu den Unterzeichnern gehörten Frauenrechtsgruppen, Ärzte sowie Prominente wie die Schauspielerinnen Meryl Streep, Kate Winslet und Emma Thompson. Eine entsprechende Online-Petition des Bündnisses wurde von mehr als 8500 Menschen unterzeichnet. "Es gibt keine Logik in der Annahme, dass man zum Schutz der Ausgebeuteten die Ausbeuter entkriminalisieren muss", sagte CATW-Chefin Taina Bien Aime. Es sei "wirklich wichtig, dass Amnesty versteht, dass die Welt auf sie schaut und sie wirklich enorm an Glaubwürdigkeit als Menschenrechtsorganisation verlieren würde, wenn das unterstützt wird".
Wo das copyright für diese und ähnliche Slogans, die auf der Strasse skandiert worden sind, läßt sich vermutlich nicht leicht festellen. Ich wüßte auf Anhieb auch nicht zu sagen, wo und von wem er erstmalig verwendet worden ist.
Der Vorwurf des Verrates richtete sich von Dunkelrot an Rot, daß diese durch die Zustimmung zu den Kriegsanleihen die gemeinsame linke Basis verlassen hätten und zu Verrätern an der proletarischen Sache geworden wären. Mit der Kapitulation des Deutschen Reiches 1918 und dem Vertrag von Versailles 1919 hat das nichts zu tun, denn den Dunkelroten war es ja nur recht, daß das Deutsche Reich untergegangen war.
Von den Rechten wurde das mit einer eigenen Propaganda, u.a. mit der Dolchstoßlegende ("Unbesiegt im Felde"), ausgeschlachtet.
Also, ich habe keinen Beleg gefunden, dass dieser Spruch von den Kommunisten stammt. Aber vielleicht hast Du ja einen. Jedenfalls wurde er von den ****s und Deutschnationalen nach 1918 benützt, um die Kapitulation in Versailles anzuprangern. Die wurde von einer sozialdemokratischen Regierung unterschrieben, die allerdings keine andere Wahl hatte.
Die SPD war gespalten, was die Kriegskredite anging, aber die Reichstagsfraktion stimmte geschlossen dafür. Daraufhin klagten die Linken in der SPD:
Es sind diese Abstimmungen die den linken Flügel der Partei und Gewerkschaftsanhänger zum Singen bringen: „Wer hat uns verraten? Die Sozialdemokraten!“
Bei dem Zitat handelt es sich um einen Slogan der deutschen Kommunisten gegen die Sozialdemokratie, nachdem diese im Jahre 1914 den Kriegsanleihen im Reichstag zugestimmt hatte. Nur so am Rande.....
Da passt der Satz: Wer hat uns verraten die Sozialdemokraten!
Einer der bekanntesten N*zi-Sprüche. Dass der auch von Linken gerne benützt wird, bestätgit meine Vermutung, dass zwischen beiden politischen Richtungen außer den Namen keine wesentlichen Unterschiede bestehen.
__________________ Wer glaubt im Besitz der alleinigen Wahrheit zu sein, scheitert am Gelächter der Götter. (frei nach Albert Einstein)
Die Bundeskanzlerin hat sich zur Strafbarkeit des Freiers noch nicht geäußert. Vermutlich kennt sie in ihrem beruflichen Umfeld – neben Silvio, einem Giganten der freien italienischen Presse, und Dominique, dem unermüdlichen Freund viriler Währungen – noch den einen oder anderen Kandidaten ...
Vielleicht mit ein paar Anekdoten zu viel garniert, ist der Artikel des Bundesrichters trotzdem inhaltlich das Beste, das ich je zum Thema gelesen habe. Respekt, dass "Die Zeit" den Artikel abgedruckt hat - das dürfte ihr einige Abos gekostet haben.
Nachtrag: Habe mich bei "die ZEIT bedankt für den Mut, mal einen Artikel gegen den moralisch-kapitalistischen Mainsteam unserer Zeit abzudrucken.
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Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er es am Kragen hätte! (Mephistopheles in Goethes Faust)
Sönke Rix ist frauenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion
Amnesty International hat recht: Wer Sexarbeit kriminalisiert, löst keines der damit verbundenen Probleme. Wer den Anspruch erhebt, Prostituierte schützen zu wollen, sollte sich nicht in ideologischen Kategorien bewegen, sondern mit der Realität auseinandersetzen.
Wir wollen ein Gesetz, das der Sexarbeit einen regulierten Rahmen gibt und so für bessere Arbeitsbedingungen sorgt. Das die Prostituierten schützt und unterstützt.
Na viel ist davon im neuen Gesetz nicht zu erkennen
Der Artikel von Thomas Fischer ist mit das Intelligenteste, was ich zu dem Thema gelesen habe. Vielen Dank für den Link. Ich kann nur jedem empfehlen, das zu lesen. Auch stilistisch ein höchstes Vergnügen!
Erforderlich wäre also zunächst eine Diskussion der Ehrlichkeit und eine Besinnung auf Grundsätzliches. Wir vermarkten Sexualität heute in einem Maße, das historisch einmalig ist. Gleichzeitig übernehmen wir – auch hier wieder auf den Schweißspuren unseres großen Bruders jenseits des Atlantiks – ein Regiment des moralischen Rigorismus und der Frömmelei, das sich skurril ausnimmt vor der Kulisse des Silikon-Fetischismus und des allgegenwärtigen Wettlaufs um Virilität und Sex-Appeal bis ins Greisenalter. Der Fetischismus um sekundäre und tertiäre Geschlechtsmerkmale treibt Millionen von Menschen in wahnhafte "Therapien" jeder Art. Von Plakatwänden und aus Videoclips springen uns 24 Stunden am Tag die Bilder junger oder sehr junger Menschen an, die uns mit nichts anderem als dem Versprechen von Geilheit auffordern, in unserem Leben einen Sinn zu sehen. Darf man Sie, verehrte Model-Contest-Veranstalter, liebe Misswahl-Organisatoren, fragen, warum ausgerechnet freiwillige Prostitution das untere Ende dieser Zivilisation darstellen soll?
Als moralischer Übermaßstab hat es freilich unser aller Kanzlerin nicht nötig selbst Stellung zu dem Gesetzentwurf zu beziehen.
Die hat doch nie eine Meinung zu etwas. Bruno Jonas empfahl das, da dies die Bandbreite der politischen Handlungsmöglichkeiten erweitert.
Merkel wartet ab, was die öffentliche Meinung und die Umfragen sagen. Dann tut sie eventuell etwas, wenn nicht der CDU-Wirtschaftsrat oder Opus Dei protestieren.
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Man muss Prof. Dr. Thomas Fischer dankbar sein für diese Analyse. Er wagt sich aus der Deckung und räumt auf mit den selbsternannten pseudomoralischen Kauders, Schwarzers, Maas's und Schwesigs.
Als moralischer Übermaßstab hat es freilich unser aller Kanzlerin nicht nötig selbst Stellung zu den Gesetzentwurf zu beziehen.
Die Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers (oder der Bundeskanzlerin) ist in Art. 65 S. 1 des Grundgesetzes geregelt. Diese Kompetenz wird in der Praxis durch Koalitionsverträge bis zur Unkenntlichkeit verwässert.
hier ein interessanter Beitrag eines derzeitigen Bundesrichters am Verfassungsgericht.
Gut zu Lesen mit vielen Hintergründen dieser Thematik und auch des aktuelles Gesetzes:
Fazit: "Fazit: Die geplanten Gesetzesverschärfungen sind vor allem eines: Placebos in einer unausgereiften politischen Diskussion, die sich nicht entscheiden kann zwischen moralischer Entrüstung und vernünftigem Rechtsgüterschutz. Maßnahmen wie eine Strafbarkeit von Freiern sind unmittelbar kontraproduktiv. Die Kampagne zur umfassenden Kriminalisierung und Ausgrenzung von (freiwilliger) Prostitution ist ein polizeistaatliches Konzept, das nicht die Prostitution abschafft, sondern Prostituierte unsichtbar und rechtlos macht. Der Ansatz von Amnesty International ist rational und an den Menschenrechten der Betroffenen orientiert. Er sollte umgesetzt werden. "
Hab den Beitrag bei N-TV auch gesehen
Ja warum muss man so eine "Asoziale" einladen
Sie hat doch von der Materie keinerlei Ahnung und wirft mit Zahlen um sich die überhaupt nicht empirisch belegt sind...
Warum ladet man nicht Leute ein die wirklich was dazu sagen können?!
Im Hinbblick auf das neue Prostitutionsschutzgesetzt ganz Interessant: Eine Legalisierung von Sexarbeit würde bedeuten, dass der Staat spezifische Gesetze und Richtlinien zur Regelung von Sexarbeit erlässt. Dies könnte zu einem Zweiklassensystem führen, in dem viele Sexarbeiter_innen die Richtlinien nicht erfüllen und somit weiter kriminalisiert werden - was vor allem die Sexarbeiter_innen betreffen würde, die auf der Straße arbeiten und am schutzbedürftigsten sind.
Wir lehnen eine Legalisierung nicht grundsätzlich ab, es müsste dabei jedoch sichergestellt sein, dass alle Gesetze, die in diesem Zusammenhang verabschiedet werden, auf die Förderung der Rechte von Sexarbeiter_innen ausgerichtet sind und internationalen Menschenrechtsnormen entsprechen.
In einen TV Sender ist Alice Schwarzer zu Wort gekommen und hat ihre sattsam bekannten Stereotype wiederholt. Ist die schon wieder gesellschaftsfähig nach ihrer bekanntgewordenen Steuerhinterziehung?
Amnesty gewinnt an Glaubwürdigkeit, würde ich sagen. Die Unabhängigkeit von ideologischen Schablonen ist für mich immer ein Zeichen von Glaubwürdigkeit.
Feministische Organisationen dagegen büßen an Glaubwürdigkeit ein, wenn sie das Selbstbestimmungsrecht von Prostituierten und deren Freiheit der Berufswahl nicht anerkennen oder wegdiskutieren. Die haben da was falsch verstanden, was Frauenrechte betrifft. Und die Hollywoodschauspielerinnen, was haben die eigentlich damit zu tun? Richtig! Gar nichts!
Der Aufschrei der Feministinnen war zu erwarten, und jeder gute Christ ist natürlich an ihrer Seite.
FAZ:
Vor der Abstimmung in Dublin hatte das Bündnis Koalition gegen Frauenhandel (CATW) in einem offenen Brief gewarnt, der Name von Amnesty International werde „ernstlich beschmutzt“, wenn die Organisation sich für eine Legalisierung der Prostitution einsetze.
Der Kampf von Amnesty International gegen Ausbeutung und Menschenhandel, der eigentlich auch von den Feministinnen bekämpft werden sollte, ist für CATW plötzlich unglaubwürdig geworden - womit die CATW selbst unglaubwürdig wird: Das wahre Ziel CATW ist politischer Einfluss und Bevormundung, nicht zuletzt auf Kosten von - genau: den Prostituierten.
Und so geht's: Erst einmal muss alles gleich gemacht werden: Schlepper, Frauenschänder, Freier, Zuhälter. Und die DLs sollen weiterhin kriminell bleiben. Das hilft zweifellos, Frauen in legale Billigjobs zu drängen, wo sie dann erst richtig ausgebeutet werden können. Für CATW besteht eine Prostituierte wahrscheinlich nur aus deren zweifellos schützenwerter Vulva, während die übrige Frau ruhig ausgebeutet werden darf. Immerhin können diese christlich zu verdammenden Frauen auf diese Weise doch noch in den Himmel kommen, weiteres Wohlverhalten vorausgesetzt.
Interessanterweise will sich AI nicht für eine Kriminalisierung der Freier einsetzen ... es scheint international doch noch vernünftige Leute zu geben.
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Amnesty International will Prostitution legalisieren
CATW
Immerhin können diese christlich zu verdammenden Frauen auf diese Weise doch noch in den Himmel kommen, weiteres Wohlverhalten vorausgesetzt.
