kein einziger meiner Sätze war ganz.
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Nicht einmal das brauchen sie. Ich hatte vor einigen Jahren mal den Fall, da wurden die Kernpunkte sogar so wiedergegeben. War eine "große" Tageszeitung. Damals bekam man den Artikel vor der Veröffentlichung sogar noch zum Lesen und Bestätigen. Hat wenig genützt. Man hatte das Ganze in einer Art und Weise in den Kontext eingebaut, mit entsprechender Überschrift und Einbettung in andere Artikel, dass man das ganze als ein Irrläufer dargestellt hat. Die Fakten stimmten, die Überschrift hat man angepasst und sich hinterher damit rausgeredet, dass man das redaktionelle Recht hat und man keinerlei Fakten im Artikel verändert hat. Mit dem Kontext hat man dem dann noch die gewünschte Richtung gegeben (Stichwort: Es muss ja
einen geben, der das Gegenteil erzählt.)
Unser TE hat damit noch die "Chance", dass man ihn zwar unverfälscht wiedergibt, den Kontext und die Anmoderation so darstellt, dass er wie ein armer, bemitleidendeswerter, unzurechnungsfähiger Idiot rüberkommt und seine Aussagen in genau den Kontext stellt.
Ich mache so etwas garantiert nicht mehr. (Video-)Interviews erst recht nicht. So ein aalglattes A*schloch, wie der typische Spitzenpolitiker oder Wirtschaftsheini in Topposition bin ich nicht, genau wie die anderen.
Also frage dich vorher, ob die folgende Fähigkeiten hast:
* Unabhängig von der Frage unbeirrt eine Standardantwort zu geben. Die kann auch länger sein. Auf evtl. Nach- und Gegenfragen die Schallplatte mit Sprung geben, d.h., du wiederholst immer dieselbe Antwort.
* Dabei komplett emotionslos zu bleiben und ein Standardgrinsen aufzusetzen. Auch hier ungeachtet der Frage.
* Alles so zu formulieren, dass nicht nur die Gesamtaussage Null ist, sondern auch die Aussage jeder möglichen Auswahl von Worten daraus. In jeder Reihenfolge.
Selbst dann ist man dem Redakteur ausgeliefert, denn man hat weder die Macht, die Einbettung zu beeinflussen noch hat man ansatzweise das Recht, die Verwendung die Rohmaterials zu kontrollieren. Die verbleibende Sanktion, keine Interviews mehr zu geben, zieht als Bundeskanzler, Vorsitzender einer sogenannten etablierten Partei oder Vorstandsvorsitzender der Luftschlösser AG. Damit brauchst du auch nicht darauf zu hoffen, dass man dir unangenehme Nachfragereien erspart. Ganz im Gegenteil. Du hast als 08/15 Idiot deine Schuldigkeit getan, kannst nun frei nach Belieben vorgeführt werden, und für das nächste Mal findet man schon den nächsten Idioten.
Aus meiner Sicht ist das wie ein Spiel, bei dem man nur versuchen kann, den eigenen Verlust zu begrenzen. Es gibt aber in keinem Fall etwas zu gewinnen. Also sollte man es sein lassen.