Es steht und fällt mit dem Zugriff auf ordentliches Werkzeug.
MDF auf einer 1a Säge glatt, gerade und rechtwinklig geschnitten kannst fast besoffen zusammenkleben, wird dicht und stabil.
MDF mit einem stumpfen oder auch nur verharzten Blatt entlang einer leidlich fixierten Schiene auseinandergerappelt hinterlässt Brandmarken, ungerade oder ausgefranste Schnitt- und später Leimkanten, und irgendwann willst das nur noch alles anzünden, weil es nach windschiefem Hasmsterkäfig ausschaut.
Die Ausschnitte gehen am besten mit Oberfräse und dem richtigen Fräsbit vorne und einer Frässchablone oder -Rahmen.
Ein bisschen solltest Dich mit Holzbearbeitung schon auskennen, z.B. beim elektrischen Zerspanen *I M M E R* Staubmaske tragen. Wenn das dir unbekannte Holz z.B. Eibe oder Wacholder ist, kannst am Staub noch am gleichen Tag eingehen, der ist giftig. Wenn das interessant gemusterte Holz für die Frontplatte z.B. durch einen Holzpilz entstanden ist, fast gleiches Problem, nur dass man an einer Mykose in der Lunge noch ekliger stirbt. Viele verkaufen solche Hölzer, keiner sagt dazu, dass man das erst mal in den Ofen legen muss um den Pilz zu stoppen, hinterher das Holz im Vakuum mit Harz infusionieren muss, damit es stabil wird (dann ist es effektiv ein plastiniertes Holz a.k.a Plastik) und dann nochmal zum aushärten in den Ofen.
Alle fabrizierten Holzpartikelplatten: auch Feinstaubmaske, weil du nicht weißt ob der der Schichtmeister in der Fabrik nicht ein wenig zu viel Härter in den Leim gekippt hat.
Bei "reclaimed pallet wood" - auch gerade superhip - extrem vorsichtig sein, die müssen gegen Holzsschädlinge behandelt sein, aber nur eine von vier zugelassenen Methoden ist der Dampfautoklave, die anderen drei sind Chemie - sowas willst nicht in der Wohnung haben!
Verleimen: normaler Weißleim a.k.a PVA (polyvinylacetat) reicht dicke. Die Konstruktion muss halt genügend große Klebeflächen aufweisen, dann ist das alles kein Problem. Polyurethankleber würde ich bleiben lassen, der wird spröde und bröselt irgendwann weg, bei Echtholz macht er braune Streifen.
Du brauchst Zwingen, kleine Zwingen, große Zwingen, C-Zwingen, viele Zwingen und dann noch ein paar Zwingen mehr, und einen Lederhammer oder ein Paar sehr leidensfähiger Handballen. Die Zwingen müssen nicht Dir gehören, aber sollten sauber sein und diese Plastikschuhe an den Klemmflächen sollten alle da sein. Sonst wieder viel Arbeit vorm Lackieren.
Kleine Bierdeckelchen aus Pappelsperrholz vermeiden Druckstellen, z.B. im Echtholz-Furnier. Druckstellen im Echtholz kannst mit einem Frotteelappen und einen Dampfbügeleisen wieder rausholen, ausser bei Eiche und anderne stark tanninhaltigen Hölzern, da ist die Druckstelle dann weg, aber oft ein Farbumschlag an der Stelle, da nehme ich ggf. lieber Wachs.
Nach dem Spannen und Zwingen geht man was futtern, wäscht sich die Pfoten und macht dann den noch gummiweichen Leimüberschuß mit der/den Ziehklinge(n) sofort weg, weil das nur ein Fünftel der Arbeit ist, die man sonst am nächsten Tag hat.
Kanten: leidiges Thema.
Es schaut geiler aus, wenn die bügelfaltenscharf sind, sind aber dann auch am empfindlichsten.
Rundfräsen schaut nach 90erJahre Biomöbeln aus, kann keiner mehr sehen. Handrundschleifen wird selten gleichmäßig.
45° Anfasen mit der Oberfräse: ein kleiner Zuckerer und die Kante ist im Arsch.
Ich hab mir einen Fasenhobel mit Anschlägen besorgt, das Messer ist rasiermesserscharf und der Schnitt ziehend. Macht kleine, feine Fasen ohne Schleifen. Ein Traum.
Lackieren oder Oberflächenbehandeln: da kann man sich auch Frust holen, je nach Anspruch und Werkzeug.
Große glänzende Oberflächen sind schwer. Ein Flunserl oder ein dämliches Insekt schafft es immer auf den noch nassen Lack.
Oder man macht etwas ausgeflipptes, klebt eine japanische Zeitung von Flughafenkiosk auf und lackiert klar über. Ich hab auch schon mal welche mit dem alten Flecktarnmuster der BW gemacht, das war mit Schaumstoffrolle gerollert und die Flecken mit Schablone draufgerollt. Diskoboxen wurden auch gerne mal auf Sprühkleber mit schwarzem Autoteppich beklebt. Kunstleder, Tapete, Samt, anything goes.
Oder man baut in Massivholz (dafür eignet sich aber nicht jedes Holz) und wachst dann nur.
Elektronik: die paar recht groben Verbindungen kann jeder löten, wenn du die nicht verkaufen und nicht in Verkehr bringen willst (Ware gegen Geld) dann kannst auf RoHS sch***en und Lötzinn mit Blei drin verwenden, damit kanns jeder. Lüften beim Löten, Blei geht ohne Umweg aufs Hirn.
gesunder Menschenverstand:
Ich hab schon gebrauchte Boxen gekauft, weil sie sich angeblich sch***e anhören. Es ist ein gar nicht so seltener Fehler, dass eines oder mehrere Chassis verkehrt angeschlossen sind und sich die Membran gegengleich bewegt. So etwas macht fiese Löcher in den Frequenzgang. Das checkt man mit einer kleinen 1.2V Zelle, in dem man schaut, wie die Membran ausgelenkt wird.
Oder das Bassreflexrohr hinter der Bassreflexöffnung ist abgefallen und kullert unmotiviert im Gehäuse herum, dann kann man wenn man im Betrieb von hinten neben der Box steht, sie durch dieses Loch "husten" hören. Um solche Fehler zu lokalisieren eignet sich eine 1m Papprolle als Hörrohr ungemein gut.
Was auch häufig ist, dass ein Chassis durchgebraten ist oder die Membran geknickt oder am Übergang Spule Konus der Konus weichgeworden ist. Das ist oft "nur" Pappe mit Harz, und das kann man halt zerstören.
Was für Boxen hast du dir denn gebaut?
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Viele. Was sonst solte man in den 90ern tun, als Boxen in Autos, Wohnzimmer und Schlafzimmer zu bauen?
Da waren auch achteckige, doppelwandige, sandgefüllte Spanplattenmonster dabei, oder Satelliten/Subwoofer in Beton gegossen - leider hatten ich und mein Kumpel vergessen, der Form des Subwoofers Grifftaschen zu verpassen, so dass man das Ding auch zu zweit nicht recht gut bewegen konnte. Der WAF war 0.
Erinner mich nicht...
Ich besitze noch:
Einmal Visaton Vox 80 in MDF, matt grau Granitoptik. Waren mal weiß, dann abgewohnt, irgendwann fiel mir der Effektlack in die Finger, abgeschliffen, gespachtelt, gerollt => relativ ansehbar und robust.
Einmal Visaton Vox 80 in Eiche/Nussbaum massiv. Das Holz stammt von Sofaseitenteilen vom Wertstoffhof,
gerade bei so kleinen Teilen ist das ein gangbarer Weg. Den Boden hab ich abgewandelt, der ist dicker und hat seitliche Bohrungen, so dass ich die Box mit so kleinen C-Zwingen wie von einer Schreibtischlampe am Tisch festzwingen kann. Dann schmeisst sie die Reinigungsfachkraft im Büro nicht immer unabsichtlich mit dem Staubsaugerschlauch erst um und dann runter, das ist nämlich dem ersten Paar öfters passiert.
Das ist jetzt nicht Super-Hifi, aber allemal besser als so Plastikbrüllwürfel, vor allem können die auch gut laut werden, ohne zu scheppern. Dies zweite Paar hat in den Innenkanten Dreiecksleisten und noch ein paar andere Kniffe. Ein Hingucker sind sie allemal!
2 Paar Canton Nestor, die mir mal für 220€+Abholung in den gleichen Woche zugelaufen sind, 1mal zerlegt, gelüftet, poliert, neue Watte rein (war ein Raucherhaushalt) und die Terminals ordentlich eingedichtet.
Dann noch so Satellit/Subwoofer Dinger, wie sie in den 90ern hip waren, der Subwoofer hiess glaub ich Visaton Virus, die Satelliten waren auch aus der Vox-Serie glaub ich. Ein bisschen was steht auch noch im Keller. Ich sollt mal wieder aufräumen.
Warum fast immer Visaton?
Nun ich hab noch studiert, und einer meiner Jobs war bei einem Veranstaltungstechniker. Ich hab Anlagen für Diskos mit aufgebaut, und später auch auf Zuruf repariert. Da waren wir manchmal unter dem Mindestbestellwert, und da fielen halt bei Bestellungen manchmal Testexemplare oder Engineering samples ab, entweder Monacor oder Visaton. Die Monacor gingen an den Kollegen, die Visaton an mich. Das war das was ich kannte, mein Wissen kam aus Datenblättern, Büchern und Katalogen, das Internet gabs noch nicht so richtig, MDF gabs auch noch nicht im Baumarkt, das hatten wir vom Schreiner. Privatboxen waren damals aus E1-Spanplatten, die PA-Boxen aus Multiplex.
Ich würde erst mal gebraucht schauen, ist einfach derzeit der billigste Weg, viele müssen ins Altersheim oder eine kleinere Wohnung, da müssen sie die großen Boxen abstoßen. Aquarien sind aus gleichem Grunde pissbillig...
Selbstbau rentiert sich noch, wenn du was auf Maß brauchst. Ein Subwoofer, der in der Küche auch zugleich als Kühlschrankpodest dient, zum Beispiel: Bier ohne Bücken, ordentlicher Bass und keine Universalabstellvermüllungsfläche auf dem Kühlschrank mehr, die ist dafür nämlich jetzt zu hoch.
Oder wenn das Neunkanal THX im Heimkino im Wandaufbau verschwinden soll. Oder natürlich als Hobby, aber da mach ich lieber andere Sachen. Die Zeiten, wo eine nach Hause gebrachte Bekanntschaft beim Anblick eines Nakamichi Kasettendecks und kathedralengleichen Lautsprecherboxen instantan tropfnass wurde, sind lange vorbei.
Fang halt mit was kleinem, einfachen an:
https://www.referenzboxen.de/index_hi...hifi/vox80.htm
Wenn du in München wohnst, kannst Dir ja auch mal das hier anschauen, Haltestelle Feldmoching. wahrscheinlich besser vorher anrufen (nein, das bin nicht ich, ich finde die Box nur sehr interessant, und hab sie mir da mal angesehen).