München-Rocker
München. Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen hat am Dienstag in München ein Prozess gegen zwei Mitglieder der Rockergruppe Bandidos begonnen. Die 41 und 44 Jahre alten Angeklagten müssen sich wegen versuchten Mordes an einem anderen Rocker verantworten. Sie sollen am 11. November 2011 in ihrem Clubhaus in Türkenfeld (Landkreis Fürstenfeldbruck) ihr Opfer mit Fäusten, Füßen und einer Taschenlampe halbtot geschlagen haben. Beide räumten ein, dem 26-Jährigen, einem Mitglied ihrer Untergruppe Gringos, eine Abreibung verpasst zu haben.
Mehrere Rocker reisten als Zuschauer zu dem Prozess an. Das Landgericht München II ordnete scharfe Eingangskontrollen an, um gewalttätige Zwischenfälle zu verhindern. Täter und Opfer gehören dem Münchner Rotlichtmilieu an.
Der ältere Angeklagte, ein gelernter Kraftfahrzeugmechaniker mit Meisterbrief, betrieb in München ein Bordell. Sein Komplize, von Beruf Industriemechaniker, war zuletzt Türsteher. Das Opfer hatte einen Escort-Service. Die Freundin des 26-Jährigen schaffte im Puff des 44-Jährigen an, nahm ohne Absprache Urlaub und wurde gefeuert. Das spätere Opfer soll eine Abfindung verlangt haben - dies war laut Anklage der Hintergrund der Gewalttat.
Der 44-Jährige gehörte den Bandidos nach seinen Angaben erst seit einem Jahr an. Die Gruppe habe von ihm erwartet, dass er dem 26-Jährigen eine Abreibung verpasse, sagte er vor Gericht. „Ich bin davon ausgegangen, dass es eine Loyalitätsprüfung sein sollte.“ Der Angeklagte gab zu, „ziemlich aggressiv“ zugeschlagen zu haben. „Ich wusste nicht, was er drauf hat, und er ist 20 Jahre jünger.“
Inzwischen ist der 44-Jährige bei den Bandidos ausgetreten. Er hat sich bei dem Jüngeren entschuldigt und einen Täter-Opfer-Ausgleich mit 10 000 Euro Schmerzensgeld, 1000 Euro Schadenersatz sowie einem Kontaktverbot vereinbart. Das Opfer wird bei Fortsetzung des Prozesses am Donnerstag gehört.
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