Insgesamt war ich von der Veranstaltung schon beeindruckt. Ich erfuhr von der Grünen-Stadträtin Lydia Dietrich nun zum ersten Mal, wie der rigorose Münchner Sperrbezirk zur Stande kam. Er ist der schärfste in Deutschland und umfasst 98% des Stadtgebietes. Die erste Verschärfung kam zur Olympiade 1972, zu der man ein sauberes München präsentieren wollte.
Die zweite wurde von Gauweiler eingeleitet, und an der ist mittelbar die SPD-Linke schuld. Oberbürgermeister war bis 1978 der populäre Kronawitter Schorsch, der die nächste Wahl 1978 locker gewonnen hätte, wenn nicht die SPD-Linke unter Führung von
Siegmar Geiselberger den Stadtkämmerer Max von Heckel aufgestellt hätte, "weil Kronawitter der Bevölkerung nicht mehr vermittelbar sei." Daraufhin gewann Erich Kiesl von der CSU die Wahl, und Gauweiler wurde 1982 KVR-Referent. Dann kam die Sperrbezirksausweitung, wie sie heute noch existiert. Und die Spider-Murphy-Gang wurde berühmt mit ihrem Lied dazu.
Kiesl fiel aber bald wegen diverser Korruptionsfälle auf, und Kronawitter gewann 1984 triumphal die nächste Oberbürgermeisterwahl und blieb OB bis 1993, als ihm Christian Ude folgte.
Ich war damals in der SPD aktiv und stritt - obwohl ich mich selbst eher zum linken Flügel zählte - heftig mit Geiselbergers Anhängern um die Risiken, Kronawitter nicht mehr aufzustellen. Aber die wollten stur ihren Kollisionskurs fortsetzen. Eine von den damaligen linken Furien traf ich neulich durch Zufall wieder. Sie lebt jetzt in Australien, ist Großmutter und immer noch so laut. Irgendeine Einsicht in damalige Fehler hat sie bis heute nicht. Schuld an Max von Heckels Niederlage waren die dummen Wähler und nicht die Streitigkeiten innerhalb der SPD. Jaja.
Doch nun war der Sperrbezirk von der CSU eingeführt und ist nicht mehr leicht zu ändern. Gestern erfuhr ich nämlich, dass den nicht nur die Stadt München festlegt, sondern auch die Regierung von Oberbayern, an deren Spitze ein Regierungspräsident steht. Dieser Regierungspräsident wird erstaunlicherweise nicht vom Volk gewählt, sondern - wie ein russischer Provinzgouverneur vom Kreml - von der bayerischen Staatsregierung eingesetzt. Der hat die Oberaufsicht über die demokratisch gewählten kommunalen Körperschaften. Deswegen kann der Stadtrat den Sperrbezirk gar nicht alleine ändern. Und da Gauweiler und der Regierungspräsident damals beide von der CSU waren, ging diese Sperrbezirkserweiterung glatt durch. Und jetzt haben wir den Dreck im Schachterl.
Der Film läuft ab übermorgen. Wer viel Zeit hat, soll sich ihn ruhig anschauen und bewundern, wie die hübsche Lena sich die Zähne putzt und duscht, weil der Film gut gemacht ist. Viel Neues erfährt unsereiner vom Film nicht.