Er war Peepshow-Chef. Er drehte Pornofilme. Er entdeckte Tyra Missoux. Er erfand Sachsen-Paule. Er machte seine eigene Frau Isabel Golden zur liegenden Legende, ehe er mit pornounverdächtigen Pärchen die Serie „Magma swingt“ ins Leben rief. Vor vier Jahren dann der Abschied vom Pornobizz. Und der Ehefrau. Seitdem lebt er sich solo aus. Und ist glücklich: Klaus Goldberg.
Ein folgenreiches Interview – der letzte, der fünfte Teil
Der Trend geht momentan ja zum „Do-it-yourself-Porno“, jeder ist für sich selbst der beste Pornodarsteller. Klingt in der Vorstellung zunächst mal merkwürdig. Aber ist es nicht seltsam, sich selbst anzusehen und sich dann quasi auf sich selbst einen runterzuholen?
Naja, die Leute erwecken damit eine gewisse Aufmerksamkeit, wenn sie ihren Clip dann noch auf irgendeine Plattform stellen. Aufgrund der Kommentare, bekommt man natürlich auch eine gewisse Bestätigung. Wir sind ja jetzt unter Männern. Stell dir vor, ich würde mich jetzt drehen wie ich wichse und spritze. Nehmen wir mal an, ich spritze richtig viel ab … wobei man das ja alles sehr schön türken kann.
Das musst du gleich erzählen wie.
Du kriegst auf einmal Kommentare wie „oh, du spritzt so geil ab“, „mit dir würd ich och gerne“ oder „wenn meine Frau das sieht, dann will die das du unbedingt zu uns kommst“. Nur so als Beispiel jetzt. Das ist halt eine Selbstdarstellung. Mehr ist es im Grunde genommen nicht.
Jetzt schnell die Tricks wie man mengenmäßig was machen kann.
Du weißt das ja als Mann selbst, wenn du nicht richtig in Form bist, dann bleibt im Grunde genommen auch eine große Ejakulation aus. Ganz normal. Du hast nicht genug Flüssigkeit zu dir genommen, du hast dich nicht richtig ernährt, du hast nicht genug geschlafen … also alles spielt ja dabei eine Rolle. Jetzt kann man, so haben wir das immer beim Porno gemacht, eine kleine Leitung legen. Das ist praktisch ein kleiner Gummischlauch, der wird so unterm Hoden und unterm Schwanz geklemmt, sodass, wenn die Kamera von oben filmt, der Schlauch überhaupt nicht zu sehen ist.
Der wird hinten durch die Arschkimme gezogen, dann steht im Prinzip ein Meter weiter die Maskenbildnerin, die hat Kieselerdegel mit ein bisschen Libbys-Milch angerührt. Das sieht original aus wie Sperma! Und die Konsistenz ist auch die gleiche, also dieses etwas Dickflüssige. So, und dann drückt die auf den Blasebalg oder auf die große Spritze, die da dran hängt, und dann schießt das vorne raus, also halleluja. So viel du möchtest. Das ist der ganze Trick dabei.
Aber dann wird es schnell wieder abgemacht, wenn die Kamera eine andere Stellung einnimmt.
Du machst einen Gegenschnitt wie der gerade sein Gesicht verzieht, weil er gerade kommt, und schon ist der Schlauch weg. Ach, man kann so vieles machen. Das ist überhaupt gar kein Problem.
Und das schmeckt dann auch ähnlich für die Darstellerinnen?
Nee. Die Darstellerinnen sind davon oft nicht so begeistert, wobei das alles gesund ist. Kieselerde-Gel ist nichts, was dem Körper schadet. Ganz im Gegenteil, für Haare und Nägel das Gesündeste, was du zu dir nehmen kannst. Na und Büchsenmilch hat wohl auch noch keinem geschadet. Es kommt auf die Dosierung an – es darf nicht zu viel Libby’s Milch sein. Die macht ja weiter nichts, als diese kleinen Fäden in der Soße. Und das sieht so echt aus. Da habe ich aus Spaß, müsst ich direkt mal nachgucken, ob ich das Foto noch habe, einer Frau einen ganzen Eimer davon überm Kopf gegossen. Hab mich daneben gestellt und später unter das Foto geschrieben: der Regisseur war geil.
Was wir alles erfahren … kleiner Expertentest zwischendurch: was ist eine Travel-Pussy ?
Ähm.
Ein handliches Stück Plastik, nach dem Prinzip von Schwimmflügeln, die mit Wasser gefüllt werden.
Ach ja, ich weiß. Und das konntest du dann ficken … herrlich. Wunderbar. Toll.
Dafür ist es nicht teuer, kostet nur ein paar Euro. Gut, jetzt wieder ernsthaft. Die Zukunft des Genres: Zeichentrickfilmporno, 3D-Porno via Virtual-Reality-Brille oder etwas ganz anderes?
Der Porno in 3D, der ist ja nicht neu erfunden. Den gab es schon Anfang der Achtziger Jahre in den Kinos, du hast eben diese Brille aufbekommen und dann zeigten sie „Pornos“ so im Kolle-Stil. Da hat die Hausfrau geputzt, bückte sich und du lagst im Prinzip als Zuschauer drunter, hast ihr in die Möse geguckt. Sowas gab es doch alles schon. Keene neue Erfindung.
Also bei den neuen interaktiven 3D-Pornos, die mit dem Smartphone gekoppelt sind und die via Brille wenige Zentimeter vor deinen Augen ablaufen, fand ich die Wirkung schon phänomenal. Du hast wirklich den Eindruck, du bist es, der da sexuell aktiv ist, da es mit drei Kameras am Kopf des Hauptdarstellers aus seinem Point-of-View gedreht ist. Der Clou, als brillentragender Konsument kann man nun an sich herunterschauen, denn die Sichtposition ist während des Betrachtens ständig im 180-Grad-Winkel veränderbar, hat plötzlich einen Adoniskörper oder, wenn man es sich als Frau anschaut, plötzlich schon mal einen Schwanz. Viele Konsumenten, so die Beobachtung bei der Markteinführung der Virtual-Reality-Brille, rissen sie sich runter, weil es ihnen zu intim war.
Prima. Und wie ist das vom Kopf? Hast du einen Ständer bekommen?
Nee. Ich fand es nicht erregend. Ich war von der Technik wahnsinnig beeindruckt, mir war es nur irgendwie zu nah. Ich hatte das Bedürfnis, Abstand zu gewinnen.
Da gibst du dir doch selbst die Antwort. Wenn du dir einen Porno anschaust, dann möchtest du ihn als Animation für dich haben und möchtest dabei das machen, was du machen möchtest. Dich wichsen oder mit deiner Frau rumgeilen oder was auch immer. Aber wenn ich nun nur mit dieser Brille beschäftigt bin …
Das wird doch auch viel kosten. Ich glaube nicht, dass sich sowas auf dem Markt jemals durchsetzen wird. Ich gehe da von mir aus. Ich gehe gerne ins Pornokino. Wenn ich mich da hinsetze und mir meinen Schwanz wichse, da habe ich es doch lieber, wenn da eine Frau von der Seite kommt und mir einen bläst, sich fingern oder ficken lässt, als dass ich da jetzt in diesem Porno mitspiele und mir meine Illusionen nehmen lasse.
Also wenn, dann müsste man das ja vervollständigen. Dann müsste man nicht nur die 3D-Bilder haben, sondern ich müsste auch was an meinem Schwanz merken.
Ja, und das ist tatsächlich die Folgeerfindung, ein taktiler Ganzkörperanzug. Die Technik soll allerdings noch nicht so ausgereift sein. Wenn man jetzt also loslegen will: Taucheranzug anziehen, Glupschbrille auf, Film ab. Ist eine ziemliche Prozedur. Müssen wir uns so den Wichsfreund der Zukunft vorstellen?
Also, du fragst mich ja persönlich, mir wäre das alles too much. Zu aufwändig. Nichts ist schöner, als einen Körper zu spüren. Ich habe mir als Pornograph, wenn ich mich mal so bezeichnen darf, meine Intimität immer vorbehalten. Man hat mich immer gefragt, du hast ja so viele Frauen in deinem Leben gehabt und so viele Filme gemacht, kannst du das denn überhaupt noch sehen. Nein, ganz im Gegenteil. Mich hat die Pornographie immer wieder zurückgebracht.
Ich finde nachwievor Blümchensex unheimlich geil. Ich finde Schmusen schön. Ich finde Frauenkörper total schön. Ich bin nicht pervers geworden noch sonst irgendwas. Natürlich entwickelt man sich im Laufe der Zeit weiter, aber das macht jeder Mensch, das hat mit der Pornographie nichts zu tun. Also ich konnte da immer sehr gut abschalten: wenn ich Pornofilme gedreht habe, habe ich Pornofilme gedreht. Und wenn Feierabend war, dann war ich eben der Klaus Goldberg und ganz normal.
Viele, nee das stimmt nicht, einige Frauen waren enttäuscht gewesen (lacht). Die dachten Wunder, was ich mich denen mache. Na, ich mach auch nicht die Rolle rückwärts, ich fick die doch auch nicht auf dem Baum.
Ich wohne ja hier in so einer Reihenhaussiedlung. Und als wir hier eingezogen sind, da haben die Leute echt gedacht, ich hab hier jeden Tag zwanzig nackte Mädchen um mich herum und die tanzen alle Hula-Hula. Die Leute haben gemerkt, der ist ganz normal. Der geht einkaufen, der macht dieses, der macht jenes. Natürlich haben sie über mich gequatscht, weil ich zu der Zeit auch noch oft im Fernsehen war, aber sie haben gemerkt, dass ich völlig normal bin. Manche Männer aus der Nachbarschaft sind zu mir gekommen und haben gefragt, ob ich nicht mal einen schönen Film für sie hätte. Na klar, warum denn nicht. Ich habe mein Archiv, daraus habe ich ihnen einen Film gegeben und alles ist schön gewesen.
Du bewahrst hier im Haus dein Archiv auf?
Ich habe leider Gottes nicht alle Filme archiviert, aber einen großen Teil, leider das Gros noch auf VHS, die werden unterdessen alle hinüber sein, aber das was auf DVD ist, die habe ich alle.
Aber guck mal, als ich anfing, da habe ich viel als Produktionsleiter und Standfotograf gearbeitet, die Filme habe ich natürlich alle nicht. Aber die, die ich wirklich unter meinem Namen machte, schon.
Gibt es noch Kontakt zu den alten Darstellerinnen und Darstellern?
Zum Teil ja. Es wird immer mal wieder ein bisschen aufgefrischt. Ich habe zum Beispiel mit Mandy Mystery , die ich nachwievor total lecker finde, obwohl sie jetzt auch fünfzig ist, und ich habe zum Produzenten Dino Baumberger noch einen wahnsinnig guten Draht. Den ich kürzlich auf der Venus traf und mit dem ich zusammen ein Bier getrunken habe. Es war nicht alles heller Sonnenschein und es gab auch immer mal wieder Diskussionen, aber im Grunde genommen bin ich fast mit jedem im Guten auseinandergegangen. Deswegen bin ich heute noch mit vielen befreundet.
Es ist ja manchmal so, wenn man nicht mehr aktiv tätig ist, wird man auch schnell vergessen.
Die Vergessenheit … auf die Warte ich aber schon ziemlich lange. Ich war mit meiner Freundin kürzlich auf der Venus gewesen, da habe ich nämlich nichts davon gemerkt. Die Venus ist ja immer was besonderes, egal ob die Tendenz abfallend oder steigend ist, da gibt es viele Hintergründe, weshalb sie nachgelassen hat oder nicht mehr so viel Aussteller da sind. Das hat ja alles seine Gründe. Dafür kann die Venus ja nichts. Die Venus gibt jedes Jahr das Bestmögliche und ist immer noch die größte Pornoausstellung Europas, das darf man nicht vergessen.
Jedenfalls sagt meine Freundin zu mir, sie möchte über die Venus. Ich sag, ach du scheiße, das neunzehnte Mal, okay, machen wir. Innerhalb einer Dreiviertelstunde habe ich zwei Interviews gegeben, habe ein paar Autogrammwünsche, ein paar Fotowünsche erfüllt und eigentlich habe ich nichts gesehen. Das ist ja auch ein bisschen Balsam für einen, der über vier Jahre schon nicht mehr dabei ist, dass mich die Leute immer noch erkennen und mögen. Bitten höflich um ein Autogramm. Alles schön.
Eines noch: ich bin nie auf die Straße gegangen und habe den großen König gespielt. Nie. War auch nie mein Ding. Erstens habe ich durch meine Statur sowieso immer ein riesen Auftreten, bin 1,92 m lang und wiege 130 kg. Ja, mein Gott, so ein Mensch fällt nun mal auf. Da kannst du auch Feinmechaniker bei Siemens sein. Ich habe immer zu meinen Fans gestanden, habe mich um einen ganz natürlichen Umgang bemüht. Das ist einfach geblieben. Und wenn jemand einen Wunsch an mich heranträgt, also wenn ich das irgendwie erfüllen kann, wie ein Autogramm, da mach ich das selbstverständlich. Ist doch überhaupt keine Frage. Aber ich selber, für mich, habe mit der Branche abgeschlossen.
Vielen Dank Klaus. Vielen Dank für deine herzerfrischende Ehrlichkeit.
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