Der ganze Fußball in einem Spiel – oder: warum Abseits nicht immer nur dann Abseits ist, wenn der Schiri pfeift …
damit ist eigentlich schon alles gesagt – wenn man dabei war …
beim 2:1 gegen den Glubb …
in diesem Spiel steckte alles, was Fußball ausmacht … oder sogar, was das Leben ausmacht …
Hoffnung, Resignation, Ärger, Freude, Spannung, Glück und Verzweiflung … und Lernerfolge … dazu mehrfach unerwartete Wendungen … in strahlendem Sonnenschein (der Tip des Tages war der meines Kumpels „
eine Joppn solltest schon mitnehmen“
) … und in prickelnder Atmosphäre …
es haut mich doch irgendwann noch vom Stangerl da unten …
meine Nerven …
das alles vor voller Hütte … 68.500 in der Arena …
wo waren die eigentlich die ganze Zeit ?
all die Monate zuvor, in denen wir – und vor allem das Team – sie hätten gebrauchen können …
muss denn die Hütte – um im Bild zu bleiben – immer erst abgebrannt sein, bevor sie alle hinterm Ofen hervorkriechen …. ?
so machte ich mich zu Beginn einfach nur darauf gefasst, das letzte Spiel in der Arena zu erleben … zu dürftig waren die Leistungen in den letzten Heimspielen gewesen, um noch ernsthaft an den Klassenerhalt glauben zu können …
und nach dem zu erwartenden Chaos rund um das Spiel hätte man dann wohl am Ende sogar auch zufrieden sein können, aus dieser Bruchbude endlich rauszukommen ...
aber man hat heute auch wieder einmal sehen können, was für ein Potenzial in diesem Verein – immer noch – steckt oder stecken würde …
es wäre wirklich und ernsthaft schade um das alles … um den Verein … nicht um die Mannschaft … diese Mannschaft …
die war heute wiederamal vogelwild …
… bis zur Pause … eigentlich auch noch danach … aber …
und sah so aus:
Eicher – Kagelmacher, Vallori, Schindler, Bandowski – Stahl – Simon, Adlung, Wittek – Rodri, Rama
Fröhling hatte also einen „6“er geopfert, zugunsten eines zweiten Stürmers …
klar, schließlich musste ein 3er her, koste es was es wolle …
allerdings war bis zur Pause das gleiche Fazit zu ziehen wie in all den anderen Heimspielen zuvor …
da kannst Du aufstellen wie und wen Du willst … wenn die Einstellung nicht stimmt …
kein Spiel nach vorne … kein Aufbau erkennbar … keine Spielidee …
der erste „Torschuss“ nach 26 Minuten … Jannik Bandowski verzieht einen Distanzschuss von halblinks um mehrere Meter …
abgesehen davon, dass uns ein klassischer Aufbauspieler fehlt … ein Phänomen übrigens, das wir dort oben auf der Tribüne seit Jahren sehen und reklamieren … aber eben die maßgebliche Vereinsseite offenbar nicht …
abgesehen davon also ist auch die Laufbereitschaft unter aller Sau … da rührt sich kein Schwa...
unsere Stürmer schauen immer erst, wohin der Ball gespielt wird und laufen dann hinterher … anstatt erst zu laufen und sich dann anspielen zu lassen … idealerweise ineinandergreifend … aber dazu ist natürlich auch ein wenig Verständnis untereinander vonnöten …
die erste wirkliche, halbe Chance nur wenige Minuten vor der Pause … Kagelmacher-Flanke von rechts, Rama-Kopfball aus zentraler Strafraumposition … aber doch weit rechts an der Kiste vorbei …
die mangelnde Laufbereitschaft gilt aber nicht nur für die Offensive … auch hinten fehlt es da gewaltig … wobei manche, wie Schindler, ganz einfach zu langsam sind – wie sich in einigen Laufduellen bestätigte … andere wieder wirken eher bocklos …
so auch (der ausgemusterte ?) Vallori unmittelbar vor der Pause, der auf unserer rechten Abwehrseite nahe der Eckfahne einen Gegenspieler einfach nur nicht energisch genug stellt … die Flanke wird von einem von hinten heranrauschenden Angreifer der Glubberer per Flugkopfball am kurzen Fünfer-Eck gnadenlos versenkt … 0:1 kurz vor der Pause …
so wich die zuvor vielleicht doch noch ganz vage Hoffnung zur Pause der endgültigen Resignation … der Glubb ohne viel zu tun klar besser … und die unseren … ja, die wurden ja wirklich immer noch schlechter ...
zur zweiten Hälfte kam Marius Wolf für die rechte Seite und den bis dahin komplett unsichtbaren Krisztian Simon …
und mit ihm kam endlich Dynamik in unser Spiel … die hatte die ganze Zeit über gefehlt … Bewegung auf rechts … und Jannik Bandowski ließ sich auf links inspirieren …
damit ließen sich „unsere“ zehn Minuten nach der Pause auch überbrücken …
dazu ging es auf „unsere“ Seite, die Nordkurve zu …
der Glubb war abgemeldet … Adlung begann mit einem Distanzschuss aus vollem Lauf aus Strafraumdistanz, der die Latte oben streichelte …
gut zehn Minuten nach der Pause dann Freistoß von rechts aus dem Halbfeld … Adlung direkt auf die Birne von Vallori, der die Kugel aus zentraler Strafraumposition in die Maschen wuchtet … der Ausgleich …
und Vallori hatte auch seinen Fehler vor dem Rückstand wieder ausgeglichen …
jetzt hätten wir nachsetzen müssen … wir brauchten den 3er … der so oft reklamierte Killerinstinkt …
aber … nach kurzem Aufflackern verblasste das wieder ein wenig …
dann, knappe 20 Minuten vor Schluss eine Flanke von links in den Strafraum … Rodri fällt … der Schiri pfeift auch … aber deutet Hand an … da hatte so ein Nermbercher Werschtl im Kopfballduell die Pfote zu Hilfe genommen …
Elfer also … omei … der war noch gar nicht richtig gepfiffen, noch niemand hatte wirklich einen Gedanken gefasst – da schoss mir sofort ein „Kioyo“ durch den Kopf … meinem „Hintermann“ übrigens auch … wir stießen das beinahe im Chor hinaus …
der berühmte (verschossene) Elfer des Francis Kioyo … der seit unserem letzten Abstieg 2004 immer (fälschlicherweise als lediglich letztendlicher Knackpunkt, aber nicht als Ursache) mit diesem Abstieg gleichgesetzt wird …
ja, so isser, der Sechzger … vollgestopft mit Traumata …
manchmal wünsch` ich mir wirklich ein schlechteres Gedächtnis …
aber Adlung schnappt sich die Kugel … und verwandelt staubtrocken und sicher halbhoch nach links … Schäfer im Glubb-Tor legt sich in die andere Ecke … 2:1 …
sollten wir auf einmal doch wieder zurück im Rennen sein ? … die Nachrichten aus den anderen Stadien (die wohlweislich im Sinne der Truppe nicht öffentlich in der Arena „ausgeplaudert“ wurden) waren ja sooo schlecht nicht …
und wir drückten jetzt doch weiter … Adlung mit einem weiteren Distanzschuss aufs Kreuzeck, den Schäfer gerade noch rauskratzt …
einen Elfer hätten wir auch nochamal bekommen müssen, als Rama bei einem Dribbling im Strafraum weggegrätscht wird …
aber der Schiri gab ihn nicht … ja, klar, ein zweiter Elfer für uns – geht ja nicht, kann ja nicht sein …
selbst aus meinem Gedächtnis kann ich kein Spiel hervorkramen, in dem wir einmal zwei Elfer …
und dann fünf Minuten vor Schluss … schneller Gegenzug der Glubberer über halblinks … direkt gespielt … einer halblinks im Strafraum frei … legt an Eicher vorbei ins lange Eck … der Ausgleich …
ja zefix …
wie kann man nur so blöd sein ?
so entsetzlich dämlich … sich im „eigenen“
Stadion in dieser Lage so kurz vor dem Spielende auskontern zu lassen …
Verzweiflung griff um sich, eine Welt stürzte da reihum gerade ein …
und niemand nahm wahr, dass zwar alle weiterspielen wollten … aber der Schiri fehlte …
nach angestrengtem Suchen konnte er an der Außenlinie festgemacht werden …
was war los ?
ein Flitzer ? etwa gar der Gerhard Poschner ?
oder hatte er sich verletzt ?
nix von alledem … nach ewig langer Zeit, in der sich bei uns die Fassungslosigkeit immer mehr (fest)gesetzt hatte, kam er zurück, reckte den Arm in die Höh` … und nahm das Tor zurück …
unglaublich … sowas hab` ich auch noch nicht erlebt … und mein Geburtsjahr liegt auch schon etwas weiter im letzten Jahrhundert …
das sind Gefühle – das kann ich Euch sagen …
seelische Wechselbäder …
Abseits sollte es wohl gewesen sein … hm, mir war in „Echtzeit“ ehrlich gesagt nix aufgefallen … und das tut es sonst fast immer …
es dauerte auch nicht lange, bis mir das von einem offenbar vor dem Glotzophon sitzenden Kumpel (
@ tobi) per SMS bestätigt wurde … „kein Abseits“ …
egal, haben wir eben wieder einmal `was fürs Leben gelernt ...
Abseits ist also nicht nur wenn der Schiri pfeift … manchmal ist es das auch dann, wenn er nicht pfeift …
diesen Herrn Dr. Drees (oder so) möchte ich bitte für unsere weiteren Spiele gerne anfordern …
wobei … also der zuvor nicht gegebene Elfer (der ist nämlich tatsächlich nur, wenn er pfeift …oder ?
) ... und bis dahin tendenziell gegen uns gerichtete Pfeiferei … doch auch nur eine Pfeife …
die restliche Spielzeit und die fünf (!) Minuten Nachspielzeit zogen sich ewig …
aber danach brachen Szenen los als ob wir gerade in den Europa-Cup eingezogen wären …
typisch Sechzig: himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt … Gefühle wie sie in dieser knappen Abfolge wohl wirklich nur der Fußball hervorrufen kann …
dabei haben wir – nüchtern betrachtet – eigentlich gar nicht viel erreicht …
weder im Spiel … genau besehen waren es ein Kopfballtreffer aus einem Standard und ein Elfer … wir haben den vor allem in der zweiten Hälfte fürchterlich schwachen Glubb keineswegs an die Wand gespielt …
noch in der Tabelle … mit einer „normalen“ Niederlage im letzten Spiel in Karlsruhe sind wir nach wie vor ein hochwahrscheinlicher Absteiger …
mein zuletzt schon so oft bemühtes weiteres déjà-vu …
Mini-Einzelkritik …
Vitus Eicher … beim Gegentreffer aus kurzer Distanz chancenlos … im übrigen o.k. …
Gary Kagelmacher … anständige Partie … fehlt wegen der fünften Gelben leider nächste Woche in Karlsruhe …
Gui Vallori … zu pomadig beim Rückstand … den Ausgleich markiert … passt scho …
Christopher Schindler … erschreckend einmal mehr seine Defizite in der Schnelligkeit …
Jannik Bandowski … in der ersten Hälfte indiskutabel, in der zweiten nach Anlauf annähernd das dynamische Pendant zu Marius Wolf auf der anderen Seite … leider auch mit ein paar zu vielen Stockfehlern …
Dominik Stahl als alleiniger „6“er … nach wie vor keine Ahnung, warum der während seiner Verletzung zum großen Hoffnungsträger ausgerufen wurde … es reicht doch, in ihm einen Spieler aus den eigenen Nachwuchsreihen gefunden zu haben, der auch mal mitspielen kann … mehr nicht … aber mehr wird das auch nicht …
Krisztian Simon rechts … soll angeblich dabei gewesen sein …
Daniel Adlung zentral … hm, schwierig … Vorlage zum Ausgleich, Siegtreffer per Elfer kalt wie eine Hundeschnauze … dazu zwei brandgefährliche Distanzschüsse … und der „fighting leader“ … wahrlich nix dagegen zu sagen … aber irgendwie stört mich seine hohe Fehlpassquote doch …
Maxi Wittek links vorne … leider auch von ihm viel zu wenig zu sehen … schien in der zweiten Hälfte dann mehr und mehr Jannik Bandowski den offensiveren Part auf links übernehmen zu lassen …
Valdet Rama … wieder etwas übermotiviert … und zu ballverliebt …
Rodri … als zentraler Stürmer wirklich herausragend … seine Lustlosigkeit und Laufverweigerung wurden eigentlich nur durch sein Dauergemotze getoppt … der war nicht auf dem Platz, wusste offenbar nicht worum es geht … mit dieser Einstellung fordere ich für ihn eine Stammplatzgarantie … auf der Tribüne …
die Einwechslungen …
Marius Wolf zur Pause neu auf rechts für Simon … setzte mit seiner Dynamik Signale … eine Bestätigung aber auch für die Meinung derer, die ihn von der Bank kommend für stärker halten …
Kai Bülow die letzte Viertelstunde für Dominik Stahl … der personifzierte Stockfehler diesmal ohne solchen …
und Korbi Vollmann die letzten zehn Minuten für Arbeitsverweigerer Rodri … 80 Minuten zu spät …
so, also … und nu ?
oft machen die das nimmer mit mir … schließlich bin ich anerkannter Herzpatient …
meinen Blutdruck wollt` ich heut besser nimmer messen …
letztes Spiel in Karlsruhe … die haben heute gewonnen, sind also voll im Aufstiegsrennen dabei …
aber wer weiß, wofür es gut ist, wenn die auch a bissi Druck haben …
kann uns auch entgegenkommen …
und wenn nicht … kommt uns auch `was entgegen … der Zug nämlich …
alles ist möglich …
am Ende bleibt auch noch eine weitere Option … Drittletzter und Relegation …
… vor 70.000 …
gegen Holstein Kiel … mit Manuel Schäffler … der wird uns dann drei Eier ins Nest …
o.k., o.k. ... ich hör` ja schon auf … mit meinen déjà-vus … und Ahnungen … und so …
es bleibt doch noch spannend …