Die Legende lebt und es geht ihr gut: Rue St. Denis
Hier begann alles, und hier ist das Mekka. Das Weltzentrum des Paysex, das Eldorado. Man drehte hier Filme und schrieb gemütvolle Lieder.
An einem gnadenlos heißen Augustnachmittag hatte ich hier den ersten Hurenstich meines Lebens, seitdem gehöre ich dazu. Und diesen Namen werde ich immer nur mit höchster Ehrfurcht nennen:
Rue St. Denis, Paris
Und jüngst, an diesem kalten Tag im Feb06, schlug mein Herz wieder so schnell wie damals.
Anreise mit der Metro No. 1, Ausstieg Chatelet. (Montmarte kann man vergessen, das ist Touri-Zone.)
Sofort die ersten Kontakte. Erster Eindruck: Der Winter in Paris muss hart gewesen sein, denn er hinterließ eine Spur der Verwüstung. Gesichter mit tiefen Frostfalten, nur notdürftig mit Makeup übermalt. Viele Fliegerjacken aus Leder, jede Menge echter Pelz, aber keine Moonboots und Skianoraks wie bei uns.
In der Fußgängerzone um die Ex-Hallen beginnen die Tarife bei 30 Euro und steigern sich, je weiter man nach Norden geht. Oben, also dort nahe der Porte de Saint-Denis, ist man bei 60 angelangt.
Endgeil: Die ewigen Staus durch entladende LKW, Hütchenspieler und Tagelöhner, die auf den nächsten Job warten. Noch immer Textilviertel, und die Sweat Shops fahren ihre Tagesproduktion über den Gehsteig.
Viele Frauen kenne ich noch aus meiner Zeit in der New-Economy, als unser Startup in Paris eine Filiale besaß. Dann der Schock: Einige von denen sind ganz schön gealtert. Wie ich wohl wirke, wenn sich eine an mich erinnert? Geht wohl jedem so, also abhaken.
In der Rue Blondel steht eine Rothaarige im Pelzmantel. Wozu lange diskutieren, ab dafür.
Im Zimmer, ungefähr auf Stuttgarter Phönix-Level möbliert, startet sie sogleich einen Strip-Tease. Scheiße, die hat nur schwarzes Leder an, fast schon Domina-Optik! Wie sie sich auszieht, ist endspitze. Dann steht sie vor mir, nur in schwarzen Halterlosen und Highheels, und mir kommt wieder so eine Idee: "Zieh doch den Pelzmantel wieder an!" und sie "Pas de problem, cherie".
Die Nummer, die jetzt folgt, könnte dem sündigen Paradies des Dr. Freud in der Wiener Berggasse entstammen. Frz, GV, Pos, aber alles voll auf Safer und nix mit FO, FT, ZK & Co und dem ganzen AIDS-Scheißdreck. Vive la France, und das meine ich ernst.
Nach solchen Nummern könnte man süchtig werden. Vielleicht ist es aber besser, dass Paris so weit entfernt liegt. Man freut sich schon auf den nächsten Abstecher, auch wenn noch einige Monate bis dahin vergehen.
Bis dahin habe ich meine häuslichen Sensationen, z.B. eine Partnerin, die es bis heute nicht fassen kann, dass Judith von den Helden beim Southside Festival blaue Gummistiefel trug.
e45
P.S.: Jemand beim Eric Burdon Konzert am 10.3. im Auditorio Palma? Wer fliegt mit rüber? Meldung per PN!
Folgendes Foto ist nicht von mir, nur der Ordnung halber, aber es gibt das Flair der Straße wieder:
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Hurensex ist eine Alternative, wenn auch nur eine Scheiß-Alternative, denn die Erotik einer liebenden Frau wird dem kommerziellen Paysex langfristig immer überlegen sein.
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