Es ist und bleibt natürlich nur Fernseh-Unterhaltung und kein Geschichtsseminar, was uns Showrunner Michael Hirst da in 4 Staffeln präsentiert hat. Es bleibt aber, vielleicht auch gerade deswegen, ein sehr angenehmes Gefühl zurück. Nichts zum „Niederknien“, jedoch gehobene Unterhaltung in prächtiger Ausstattung mit zum Teil sehr guten Schauspielern und jeder Menge ausführlicher Kampfszenen. Wer hier geschichtliche Genauigkeit erwartet sollte es lieber lassen, wer sich aber gerne gut unterhalten lassen möchte, dem kann ich die Serie empfehlen.
Bisher wurden 4 Staffeln gedreht, die fünfte ist beauftragt bzw. in Produktion. Die Serie betrachtet den Beginn der Wikingerzeit im Frühmittelalter und thematisiert sowohl die nordische Mythologie (ja auch der Blutadler kommt vor, Menschenopfer usw.) als auch die Berührung mit dem Christentum und der sich daraus ergebenen Zwiespälte und Widerstände sowie natürlich die Raub- und Beutezüge nach England, Paris und ins Mittelmeer. Und wie es sich gehört, ordentlich gevögelt wird auch.
Die Hauptpersonen sind Ragnar Lodbrock, König von Kattegat, die Schildmaid Lagertha und die Söhne Ragnars sowie der geniale Schiffsbauer Floki und viele mehr. Die ganze Serie wird aber sicher von Ragnar getragen, verkörpert von Travis Fimmel, der ihm genau das Ausmaß an Vielschichtigkeit gibt, das seine Faszination ausmacht. Ragnar Lodbrok ist eine Figur aus der nordischen Sagenwelt. Ob wer wirklich gelebt hat ist nicht sicher. Die Figur der Lagertha ist an eine nordische Kriegerin angelehnt. Verkörpert wird sie von Katheryn Winnick.
Wie immer sei auf die ausführlichen Reviews bei
https://www.serienjunkies.de/vikings/ verwiesen und bei Wikipedia findet man auch so einiges zum Nachlesen. Zusätzlich findet man bei ganz einfacher Suche auch sauber aufgelistete „Fehler“: einer davon ist, dass die Wikinger wohl grundsätzlich immer mit Helm kämpften, was sie in der Fernsehserie nicht tun… Na ja, das war wohl der Optik wegen und ist für mich eine kleinkrämerische Feststellung: natürlich ist das hier eine eigene Kunstform, die mit der Wirklichkeit nicht Schritt halten muss. Wozu auch? Wie es ganz genau und hundertprozentig richtig war, kann eh keiner in aller Zuverlässigkeit beurteilen. Es ist, wenn auch an Geschichte stark angelehnt, eben doch Fiktion.
Vikings ist eine der Serien, die mit zunehmender Staffelanzahl/-dauer besser wird. Die Staffel 4 ist besonders lang: 20 Folgen à ca. 45 Minuten und die 2. Hälfte dieser Staffel ist für mich der Höhepunkt der Entwicklung, wenn auch mit einer – sicher ganz und gar nicht überraschenden – Entwicklung, die die Gefahr birgt, dass die Stringenz verloren geht, die Pole der Serie sich verschieben und zwar so, dass der Reiz weg sein könnte.
Achtung Spoiler!!!
Die Serie steht und fällt imho mit Ragnar Lodbrok, der von Travis Fimmel ganz wunderbar verkörpert wird. Allein die Folge, als er gefangen genommen wird, der Dialog mit König Egbert von Wessex und das Ende sind absolut sehenswert. Dem steht das Ende von Egbert wenig nach, ebenfalls unter die Haut gehend inszensiert. Da sind doch so manch andere Figuren ein wenig holzschnittartig ausgefallen.
Nun denn, in der letzten Folge der Staffel 4 tritt ganz am Schluss schon Jonathan Rhys Meyers als Bischof Heahmund auf, ein alles andere als gewöhnlicher Geistlicher. Das wird dann vielleicht doch ganz spannend zu sehen sein, wenn er auf einen Sohn von Ragnar trifft: „the ruthless and boneless“ Yvar.
Ende Spoiler!!!
Alles in allem mehr als nur gelungen und ich freue mich schon auf Staffel 5, die wohl auch wieder 20 Folgen haben soll…
Trailer Staffel 1:
https://www.youtube.com/watch?v=VWBDosdLhoY
Trailer Staffel 4:
https://www.youtube.com/watch?v=4CvEBz3k3Ew