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Alt  02.12.2009, 00:11   # 34
Gordon666
Agent Triple-Six
 
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Gordon666 ist offline
Post Agent Triple-Six auf Entspannungstour

Vorgeschichte:
Eine Bahnhofstoilette, sieben mal vier Meter fünfzig, räumlicher Realismus, gekachelt.

Während ich hier auf meine Kontaktperson wartete, um den Koffer mit den Geheimdokumenten zu übergeben, dachte ich so bei mir: „Ach, ich schaffe es doch vielleicht noch zu Ihr.

Es war ein beschwerlicher Weg bis hier hin, den kaum ein Besucher trockenen Fußes zu Ende gehen konnte. Denn da sind die blassgelben Pfützen vergorenen Urins, die der unebene graue Boden aus stumpfen, geborstenen Fliesen mit tückischen Tiefen versieht. Gleich gefährlichen Prielen in der Wattenlandschaft vor Saint Malo bei ablaufender Flut.
Der letzte Sonnenstrahl zielt mit voller verbleibender Kraft auf die Tümpel scheinbar zielloser Erleichterung. Die halbgeöffnete Tür einer Einzelzelle lockt mein Auge auf eine der WC-Schüsseln. Reich verziert mit den Protokollen manch turbulenter Notsitzung und zum bersten Gefühlt wie das Füllhorn der Pandora bietet sich mir ein Blick des Ekels. Durch überreizte Sinne noch dringt das, was die Gestaltungskraft des Werkes potenziert. Die gewaltige Wirkung des Geruchs. Eine bislang vernachlässigte Ausdrucksform künstlerischen Schaffens entführt meine Phantasie in eine fremdartige geheimnisvolle Welt. Was stand Pate bei der Kreation dieser Düfte? War es eine von der Sahara-Sonne gemarterte Ziegenherde in der trockenen Wüste? War es die Sargkammer eines vergessenen Pharaos im Tal der Toten? Oder doch nur der Innenhof der Eiweiß- und Fettverwertung Hamburg Ost?
In den skurilen Wandmalereien suche ich nach einer Antwort:
- Tritt näher, er ist kürzer als Du denkst
- An diesem Ort da wohnt ein Geist, der jedem der zu lange scheißt, von unten in die Eier beißt.
- Bi-Boy, jeden Samstag ab 10 Uhr
- Siehst Du die Gräber dort im Schnee, das waren die Raucher von HB

Statt auf Klarheit stoße ich auf immer neue Rätsel.

Als zwei pubertierende Jungs im Alter von 13 Jahren mit irgendwelchen (spaßigen) Hintergedanken diesen Ort betreten erlaube ich mir einen kleinen Spaß. Meinen Blick starr auf die Jungs gerichtet, langsam ein Butterflymesser entfaltend, sage ich: „Kalt hier oder?
Das ich dabei den Rauch meiner vor fünf Minuten zu Ende gerauchten Zigarette, Atemübungen als Zeitvertreib, entweichen lasse, lässt die optische Raumtemperatur von zwanzig Grad auf Minus drei Grad im nu sinken. Mit dem Messer entferne ich mir den nicht vorhandenen Dreck unter meinen Fingernägeln, doch dies bekommt keiner der beider mehr mit.

Keine drei Minuten später, aber 48 Minuten zu spät, steht meine Kontaktperson vor mir, zumindest das Aussehen stimmt und so beginne ich mit der Parole: „Der erste Tag ist nicht immer Tag eins.
Eine Rose im Arsch ist schöner als ein Fuß im Gesicht.“, ist seine Antwort.

Ohne weitere Worte übergebe ich den Koffer und lasse meinem Gegenüber den Vortritt. Einen gedanklicher Spickzettel, mit dem Vermerk für die Chiffre-Abteilung wegen hirnloser Parolen die Zusammenarbeit zu verweigern, hefte ich mir ans Kleinhirn.
Der Freitagabend ist gelaufen, als ich nach etlichen Umwegen, zwecks Abhängung eventueller Verfolger, zuhause ankomme ist es zu spät noch einen Drauf zu machen.

Entspannungstour:
Sollte ich Christina dies alles auf Ihre Frage „Wo warst Du solange?“ erzählen?
Ein schlichtes „Arbeiten. Außendienst.“ Musste reichen.

Ich war nicht mehr in Stimmung viel zu erzählen. Zu meiner Überraschung hat sich diesen Samstag im Oktober auch Herr Tief in mein ausgelagertes Wohnzimmer eingefunden. Ob er ein schlechtes Gewissen wegen Herrn Honig und seinen weit übertriebenen Staatsverschwörungstheorien hatte kann ich jetzt nicht sagen. Aber er scheint seine Anwesenheit peinlichst kaschieren zu wollen. Dies macht er indem er mich einige Zeit zuschwallt und mir sogar in den Whirlpool oder in die Sauna folgt. Nach ein paar Stunden kann ich ihm für kurze Zeit entschwinden und näher mich Christina. Wir knutschen ein wenig herum und ich danke Gott dafür Herrn Tief ein wenig mit Pietät ausgestatten zu haben. Mit Christina bin ich mir schnell einig und wir suchen uns ein ruhigeres Plätzchen.

Wie gehabt verläuft unser Zusammensein. Zärtliches Vorspiel und gemütlicher Flüssigkeitstausch durch orale Spielchen. Danach verliebter Schmusesex. Wir haben die 60 Minuten deutlich überzogen, aber mir ist es egal. Wir halten uns in den Armen und küssen uns als mich Christina fragt „Wo warst Du solange?“. Wie schon erwähnt antworte ich mit „Arbeiten. Außendienst.“ in schlechtem Englisch. Als Top-Agent könnte ich auch in Ihren beiden Muttersprachen Spanisch oder Bulgarisch antworten, aber ich muss meine Taugenichts-Tarnung aufrecht halten. Während meine untrügerische innere Uhr mir die 90 Minuten Marke ankündigt, entscheide ich diese ebenfalls verstreichen zu lassen. Denn nachdem eine paar weitere Sätze unsere Lippen verlassen hatten, hatten wir uns einvernehmlich darauf geeinigt mit unseren Lippen etwas anderes zu unternehmen. Meine Manneskraft war kurz vor 100% und somit verlängerte ich den Zimmeraufenthalt auf insgesamt 180 Minuten.

Verliebt und kurz vor der Heirat stehend wollte ich meine Gefühle allen Menschen mitteilen. Jeder Wassertropfen der Dusche war wie eine Liebkosung durch Christina. Das Handtuch so flauschig weich wie ich es hier noch nie erlebt hatte. Ich schwebte auf Wolke sieben nicht nur die Treppe zur Bar hinauf.

Die hier anwesenden Personen waren wohl doch nicht geeignet meine Glückseeligkeit zu teilen und somit entschied ich mich meine Heiratsabsichten für mich zu behalten. Ich gesellte mich gut gelaunt zu Herrn Tief. Seine Worte lösten weitere Glücksgefühle in mir aus, auch wenn ich gar nicht mehr weiß worüber wir eigentlich gesprochen hatten. Ich war schon kurz davor ihm doch von meinen Heiratsabsichten zu berichten als dieses Wesen kurz den Saal betrat. Gedanklich habe ich sofort das Aufgebot wieder abbestellt und meinen Blick nicht mehr von Ihr gelassen, bis Sie das erste Mal mit einem der anwesenden Herren den Kontaktraum verließ.

Kurze Beschreibung:
Dieses asiatische Geschöpf stammt aus Thailand und hört auf den Namen Joy. Da Sie zurzeit die einzige Frau aus dem fernen Land des Lächelns ist, bedarf es keiner weiteren Beschreibung.
Nachtrag: Mittlerweile habe ich auch schon eine weitere Thailänderin dort gesehen.

Im weiteren Verlauf des Abends versuchte ich auf einer Couch sitzend den einen oder anderen Blick auf Joy zu werfen. In den letzten Dossiers über neue Agenten fremder Regierungen war Sie noch nicht aufgetaucht, aber man kennt ja nicht alle feindlichen Agenten. Vorsicht war also angesagt. Längere Scans Ihrer Körperpartie konnte ich nicht aufnehmen. Ihre Anwesenheit im Thekenbereich belief sich auf maximal fünf Minuten, danach verschwand Sie jedes Mal mit einem anderen Gast. Erste Zweifel regten sich in mir es hier mit einer fremden Agentin zu tun zu haben. Würde ein feindlicher Geheimdienst eine Top-Agentin so oft auf das gemeine Volk los lassen, nur um einen Triple-Agenten zu täuschen? Oh Ja, sie würde, also Alarmantennen weiter auf Observierung gestellt!

Mir fiel auf das Joy beachtlich länger als Ihre Gäste brauchte, um sich wieder im Aufenthaltsraum einzufinden. Braucht Sie so lange weil Sie so wild ist? Oh man, meine Gedanken schweifen schon wieder ab. Vermutlich bringt Sie Ihre Agentenutensilien in Ordnung.

Mehrere Kontaktaufnahmen brach ich ab, da ich es nicht schnell genug aus dem hinteren Teil der Couchlandschaft schaffte, um mit Joy ein paar Worte zu wechseln, bevor ein anderer Mann an Ihr dran war. Ich schminkte mir daraufhin dieses Vorhaben für diesen Tag ab. Stattdessen nahm ich wieder Kontakt mit Herrn Tief auf. Diesmal wollte ich seinen Worten Gehör schenken, eventuell fiel doch noch eine interessante Information für mich ab.

Wir standen also Informationen austauschen im Raum herum, als Joy den Raum wieder betrat. Sie steuerte Zielgerichtet auf uns zu, positionierte sich zwischen uns und imitierte meine Gesten. „Was für ein Profi!“, dachte ich bei mir. Erst Stundenlang eine CDL spielen und dann frontal den Triple-Agenten angehen. OK, Sie sollte Ihr Spielchen haben, ich mach mit!
Da die Schließung des Clubs nur noch 45 Minuten auf sich warten ließ und ich gerne länger dieses Spielchen spielen wollte, ließ ich Sie zappeln. Kurz ein paar Formalitäten geklärt, man will ja wissen unter welchem Decknamen ein Agent zurzeit agiert, und Sie dann auf später vertröstet. Eine 30-Minuten-Buchung ist mir zu wenig sagte ich Ihr, nicht ohne einen späteren Besuch anzukündigen. Mit diesen Worten verabschiedete ich mich von Ihr, sprach noch ein paar Worte mit Herrn Tief und verließ dann gegen drei Uhr morgens den Club zur körperlichen Regenerierung. Vorher erkundete ich mich noch bei der Clubleitung wann diese Thai wieder im Club sei. Am nächsten Tag hieß es, also wusste ich schon wo ich den Sonntag verbringen würde.

Thema für den nächsten Tag: Geblasen, nicht geschüttelt.
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Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.
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