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Alt  26.03.2016, 18:26   # 47
kuching
Immer auf der Jagd
 
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The Honourable Woman – Hugo Blick (Regie, Drehbuch, Produktion)

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„Aliens beschließen die Erde zu erobern. Sie zerstören New York, sie zerstören London und landen schließlich auf der Grenze zwischen Israel und der Westbank. Ihre einfache Botschaft an beide lautet: Widerstand ist zwecklos, legt Eure Waffen nieder.

Nun, ich kann Ihnen jetzt im Detail nicht erzählen, was dann passiert, aber am Ende werden Sie Mitleid mit den Aliens haben.“


Nessa Stein (Maggie Gyllenhaal) erzählt diesen Witz während einer Rede vor Mitgliedern Ihrer Stiftung. Die Stein Group, einst ein Waffenproduzent für den damals noch jungen Staat Israel, verlegt nun Glasfaserkabel im Westjordanland und betreibt dort auch Stiftungen für Universitäten. Nur eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation Palästinas, wird für eine dauerhafte Sicherheit Israels sorgen, das ist ihr Credo. Als kleines Kind musste Nessa zusammen mit ihrem Bruder Ephra Stein (Andrew Buchan) den Mord an ihrem Vater miterleben. Dieses Erlebnis führte nicht zuletzt, als sie die Stein Group dann später fortführt, zu diesem Schwenk in der Ausrichtung des Unternehmens.

Relativ schnell wird aber dem Zuschauer bewusst, dass das nicht die ganze Geschichte der Nessa Stein ist. In Rückblenden wird klar, dass Nessa ein Geheimnis hat, das einer der Schlüssel zu den Geschehnissen darstellt. Ein kleiner Junge wird entführt und der Ehrengast, der bei der Rede von Nessa Stein vor Ihrer Stiftung eingeladen war, erscheint nicht. Er ist tot, erhängt am Mast der palästinensischen Fahne. Neben der Geschichte, wer für alles das verantwortlich ist, ist es die Geschichte über Nessa und ihr Geheimnis, dass diese britische Miniserie so spannend macht.

Fotografiert und ausgestattet ist das alles sowieso erstklassig, die Geheimdienste und vor allem der großartige Stephan Rea (Hugo Hayden) als Agent des MI6 mischen überall mit und da gibt es noch die nicht minder geheimnisvolle Nanny Atika (Lubna Azabal), eine Palästinenserin, die sich im Haushalt von Ephra und seiner Frau Rachel um deren Kind kümmert. Es ist Kasim, der Sohn von Atika Halibi, der entführt wird…

Natürlich ist diese Nahost-Geschichte nichts wirklich Neues und natürlich kommt die Geschichte auch nicht ohne gewisse Klischees oder Verkürzungen aus. Dennoch ist The Honourable Woman eine spannende Spionage-Geschichte ohne die teilweise hysterischen Auswüchse so mancher amerikanischer Serien oder Filme. Man merkt, dass es eine Serie aus Europa (BBC) ist, was nicht grundsätzlich gegen die amerikanischen Produktionen spricht und der Vergleich einiger Zeitungen (das bessere „Homeland) ist für mich eh einigermaßen daneben, aber eben eine „europäischere“ Sicht der Dinge liefert.

Maggie Gyllenhaal ist eine Top-Besetzung, sie spielt außergewöhnlich und hat dafür zu Recht den Golden Globe bekommen, mal kühl und selbstbewusst, mal verletzlich und verletzt, devot und dann wieder kämpferisch. Ihr Bruder im Film, Andrew Buchan, ist mir schon bei „Broadchurch“ einer ebenfalls Top-Krimiserie aus dem Süden Englands positiv aufgefallen, er macht seine Sache kaum schlechter, hat eben nur nicht den großen Part seiner Schwester.

Was noch wichtig ist:

Die erste Folge ist imho ein wenig sperrig mit nerviger Musik. Trotzdem dranbleiben! Wenn man dann in der vorletzten Folge denkt: okay, jetzt ist es klar, dann nimmt die letzte Folge nochmal so richtig Fahrt auf mit einem würdigen Finale und einigen Wendungen.
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