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Alt  30.03.2009, 06:40   # 17
basileos
ist den Huren dankbar
 
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basileos ist offline
Viel Glück zum Nicht-Geburtstag, liebe Petra!

Petra stand ein "runder" Geburtstag ins Haus, na ja, eigentlich nur ein halbrunder, aber was soll's, man muß die Feste feiern, wie sie fallen. Eine Aktion, die Scholl-Buben zu einem gemeinsamen Geschenk auf die Matte zu bringen, stieß leider auf wenig Begeisterung, und wir waren dann nur zu dritt. Aber wir haben uns dadurch nicht entmutigen lassen.

Der Avantgardist hat vor zwei Wochen ganz scheinheilig angekündigt, er würde am Mittwochabend zwei Bekannte aus dem ColA mitbringen, die neugierig auf Scholl wären. Das waren dann der Timmy und ich. Petra paßte das gar nicht, weil sie viele Vorbestellungen hatte, und keine Stammgäste abweisen wollte, und ob man die beiden nicht loswerden könnte...

In den Wochen davor hatten wir einen Gutschein vom Feintaschner besorgt, für eine feine Damenhandtasche nach Kundenspezifikation.

Am Mittwoch um halb sieben trafen wir uns vor dem Haus, Glückwunschkarte unterschrieben, Timmy und ich versteckten uns in der Besenkammer, und der Av klingelte. Petra war zuerst ziemlich giftig ("Was bringschde mir da zwei Fremde, weißt doch, daß heut Remmidemmi is, weil ich morge net da bin...")

Als dann zuerst Timmy, und dann ich sichtbar wurde, fiel ihr zum ersten Mal das Gesicht auseinander.

Jetzt kommt eine kleine, aber notwendige laterale Arabeske. Ihr kennt hoffentlich "Die dunkle Stunde der Serenissima" von Donna Leon? Wo Brunetti für einen Freund eine unangenehme Sache regelt? Und der Freund ihm dann einen dicken Umschlag überbringen läßt, worauf Brunetti ganz verzweifelt annimmt, sein Freund hätte ihm Geld geschickt, und diesen Freund daraufhin als Freund streicht. Dann öffnet er doch den Umschlag, aber es ist kein Geld darin, sondern ein Rezept für Muschelragout in Rosmarinsauce, das ihm die Wirtin seiner Lieblingstrattoria nie hatte verraten wollen, und ein Päckchen mit Rosmarin aus Sardinien... Und dann schämt sich Brunetti, hebt den Umschlag an die Nase und atmet das Aroma der Liebe.

Wir sitzen also in der Küche, alle haben ihr Getränk, Timmy sagt ein paar Worte zum bevorstehenden Geburtstag, und übergibt den Umschlag. Petras Antlitz verdüstert sich, und sie erklärt ganz biestig: "Wenn da Geld drin ist, das könnter gleich wieder mitnehme, von em Gast nehm ich kei Geld."

Nein, Petra, da ist kein Geld drin, im Gegenteil, da mußt Du selbst noch was dafür tun.

Und sie öffnet das Kuvert, klappt mißtrauisch die Glückwunschkarte auseinander und liest mit gerunzelter Stirn den Gutschein. Dann fällt ihr zum zweiten Mal das Gesicht auseinander.
"Geil... Geil!!"

Das gibt sie nun gewiß nicht zurück. Sie hat ja selbst in einem früheren Leben das Kürschnerhandwerk erlernt, und weiß zu schätzen, was sie da bekommen hat. Alle Mädchen müssen den Gutschein lesen, und finden's auch Klasse.

Gratuliert haben wir ihr übrigens nicht, Petra ist abergläubisch wie eine alte Betschwester, und wäre ziemlich böse geworden, wenn wir's vor dem richtigen Datum getan hätten.

Der Rest des Abends ist nicht mehr erwähnenswert...
Halt, nein, da war doch noch etwas: An diesem Abend lernte ich die Ayla kennen.

Sommer 2006
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