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Alt  16.10.2014, 11:46   # 3801
Epikureer69
Hedonist
 
Mitglied seit 15.04.2014

Beiträge: 2.332


Epikureer69 ist offline
Vorschnelles "Krisengerede" und so.....

Natürlich ist das Irlandspiel letztlich genauso aus dem Ruder gelaufen, wie zuvor der "Polenfeldzug".

Dennoch sehe ich, medial und bei den sogenannten "Erfolgsfans", viel zu viel Krisengerede.

Warum ?

1. beide Spiele waren mehr eine "Ergebniskrise", als eine "Spielkrise". Natürlich werden auch die Dinge die eigentlich gut funktioniert haben, nach einer Niederlage (oder einem Unentschieden, das eine gefühlte Niederlage darstellt), selbst in der Fachpresse (z.B. "Kicker") schlechter dargestellt, als sie waren.
Es ist noch nicht solange her (1998 - 2004), da hat die deutsche Mannschaft, an guten Tagen, Gegner in der Qualität wie Polen oder Irland niedergekämpft, an schlechten Tagen aber verloren UND waren dabei fußballerisch und spielkulturell unterlegen.

2. die spieltaktischen Lücken, die sich ohne "echte" Außenverteidiger und ohne klassischen Strafraumstürmer ergeben, sind neben dem Ausfall von weiteren erfahrenen Spielern (Schweinsteiger, Özil, Khedira), die auch mal ein Spiel taktisch eigenständig umgestalten können, einfach auch für einen Weltmeister nicht immer zu kompensieren.

3. Fakt ist, dass bereits seit etlichen Jahren, das Auftreten der deutschen Mannschaft (unabhängig von Ergebnis und Aufstellung), von wesentlich weniger "Rumpelfußball" (technische Mängel bei Ballannahme und Ballverarbeitung, stümperhafte Fehlpässe, Versuch mangelnde fußballerische Klasse mit Rennen und Kämpfen auszugleichen usw.), geprägt ist, als in den Jahren 1998 - 2004. Auch in den beiden letzten Spielen, waren die Kombinationen meist flüssig, was Passpiel, Ballan-und Mitnahme betrifft. Da war selbst im ersatzgeschwächten Zustand, ein Klassenunterschied im Vergleich zu den Polen und Iren zu erkennen.
Dass die Ergebnisse nicht gepasst haben, liegt einfach daran, dass fußballerische Klasse und Spielkultur, zwar ein wesentlicher, aber nicht der einzige Erfolgsbestandteil im Fußball sind. Auch elementartaktische Dinge, wie Druck auf gegnerische Flankengeber ausüben (Polenspiel), oder als spielerisch überlegene Mannschaft vier Minuten "die Uhr runterspielen" (Irlandspiel) gehören da eben dazu.

4. der aktuelle Zwischenstand in der Qualifikationsgruppe, mit den nun erforderlichen "Pflichtsiegen" in Irland und Schottland sowie zuhause gegen Polen, verleiht dieser Qualirunde für die deutsche Mannschaft nun eine ganz andere sportliche "Wertigkeit", im Hinblick auf die EM, als eine lockere vorzeitige Qualifikation, die die letzten zwei oder drei Spiele zu Freundschaftsspielen degradiert.
Denn jetzt können und müssen auch emotionale Drucksituationen, in Bestbesetzung, ohne weitere "Experimente", eingeübt werden, wie sie bei einem EM-Turnier, spätestens ab der k.o. - Phase, einfach dazugehören.

5. Nach dem "legendären" 4:4 in der WM-Qualifikation gegen Schweden, war es in den Augen der Erfolgsfans und "Krisenjournalisten", offensichtlich für eine Biene leichter zum Mond zu fliegen, als für die deutsche Mannschaft den WM-Titel zu gewinnen (hoffentlich hat von denen mittlerweile jeder ein Endspielvideo).
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"Sex, Fußball und Saufen", wobei im höheren Lebensalter die "Kardinaltugenden" zwei und drei, im Leben eines Mannes immer mehr an Bedeutung gewinnen.

"Man sieht den Splitter im Auge des Anderen, aber nicht den Balken im Eigenen."

Dieses Zitat widme ich meinen besonderen "virtuellen Freunden" hier.

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