Thema: Cuba
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Alt  21.01.2009, 16:48   # 8
grubert
 
Mitglied seit 03.11.2006

Beiträge: 2.038


grubert ist offline
Einschätzung Kuba

Hallo Leute,

für diejenigen, die sich derzeit für Kuba interessieren, ein paar Einschätzungen, die ich letztens in einem anderen Forum veröffentlicht habe, zur gefälligen Beachtung:


...Es gibt in jedem "casa partikular" ( Häuser mit Lizenz zur Privatvermietung ) ein sogenanntes casa-buch, in das du und die chica eingetragen wird. Wird die chica bei Kontrollen in mehr als 2 casas entdeckt, gibt es richtig Ärger. Klär daher vorher mit dem casa Wirt ab, ob er die chica ohne Eintragung bei Hinterlegung ihres "carnet" Personalausweis mit rein läßt.


Hallo xxxxx,


bei den priv. Casas liegt ja genau da das Problem. Natürlich würde gern jeder Casa Besitzer bei jedem Touri die Augen zudrücken, warum auch nicht. Immerhin ist er ein Mann, ein Cubaner und einer, der von den Touris lebt. Drei fette Gründe.


Leider hat die Sache einen Haken. Wenn er eine Chica reinlässt OHNE sie ins Buch einzutragen, ist er bei den des öfteren stattfindenden Kontrollen (leider auch morgens um 0600 Uhr) der Gearschte: ihm wird die Lizens, seine Bude an Touris vermieten und so die paar wenigen, aber dort lebenswichtigen Extradollar (oder sind es mittlerweile gar Euros) verdienen zu dürfen, die eh nur den staatstreuen, also denen, die vom System profitieren (ansonsten sind das im Gros wohl die uniformierten Folterknechte und die IMs [für Vergessliche: so werden die "Informellen Mitarbeiter" der Stasi in einer ähnlichen, aber gottlob mittlerweile von der Geschichte überholten Staatsform genannt, auf Deutsch also Spitzel] und natürlich die exklusive Klicke um den Diktator, aber die vermieten keine Casas, haben die nicht nötig, und die vielleicht sogar ein paar der allgegenwäritgen Scheißhausparolen ["Sozialismus oder Tod!"] glauben), verliehen wird, entzogen.


Damit wird sein Status in Cuba von "mir geht's ganz gut" auf "jetzt bin ich ein ganz armes Schwein, genau wie die meisten anderen" geändert. Jeder, der schon mal auf der Isla war und auch nur etwas die Augen aufgehalten hat kann sich in Ungefähr vorstellen, was das bedeutet.


Wir sehen, die Sache ist vielschichtiger als oftmals gedacht und für Cuba - Einmalurlauber wie mich z.B. ziemlich undurchsichtig. Das Gröbste sollte man allerdings wissen und keinesfalls außer acht lassen. So kompliziert sich das für jemanden, der nur mal etwas Spaß auf einer netten Insel haben will, auch anhört, sorry, das ist das Gröbste!


So sei denn auch erwähnt, dass flicflacs Umschreibung "richtig Ärger" für den Casa Besitzer das von mir beschriebene, immerhin existensbedrohende Szenario, für die Chica u.U. mehrere Jahre Zuchthaus, ich glaube sie nennen es "Umerziehungslager" o.ä., und für unsereins nichts nach sich zieht. Gentlemanlike geht anders, oder?


Ich kenne Leute (zum Glück nur aus Foren und nicht persönlich), die fahren seit ewigen Jahren nach Kuba, glauben dort "Freunde" zu haben und eine "Freundin", dieses für das Nonplusultra und, und das ist das Schlimme daran, die halten sich für politisch korrekt und blicken auf Thailandspaßreisende (z.B., beliebig erweiterbar) herab. Das ist wirklich übel, hat aber IMO mit deren IQ und/oder mit Realitätsproblemen zu tun.


Zuchthaus dafür, dass Chica Kontakt mit Westlern hatte ist schlimm genug. Aber die beiden wesentlichen Umstände, nämlich die, dass sie es deswegen machen, weil sie schlicht nichts zu fressen haben (auch wenn SEX ihrem Naturell entgegenkommt, aber das ist bei dieser Debatte nicht wichtig) und dass es äußerst wenig Spaß machen dürfte ausgerechnet in einem solchen Land, in dem eh schon die größte Mangelwirtschaft herrscht, soll meinen, wie wird es denen in diesen Schweineknästen erst ergehen müssen, sollten erst recht unseren Blick ein wenig schärfen. Wir kriegen ja von alledem nichts wirklich mit und setzen uns nach dem Urlaub unbehelligt von irgendwelchen offiziellen Stellen einfach in den Flieger. Wie bequem. Unbehelligt von seinem Gewissen sollte IMHO keiner bleiben.


Simpler Dreisatz (die drei: Casabesitzer, Chica, Touri, und die unterschiedlichen Folgen für jeden), dessen ebenso simples Ergebnis (s.o.) sich jeder vor Augen halten sollte, bevor er was falsch macht. Das wäre IMO derzeit schlicht sich ein Ticket zur Isla Grande zu kaufen, jedenfalls wenn man mit der Möglichkeit nach bezahltem, guten Sex liebäugelt und nicht nur in Varadero am Strand die Ölsardine geben will oder in Havanas Altstadt die (sicherlich sehenswerten) Ruinen, in denen allerdings nebenher noch die Leute VEGETIEREN, bestaunen will. Weltkulturerbe, wie schön. Durch die Dächer regnet es rein, auf dem Scheißhaus fließt kein Wasser, und bei jedem Hurrikan haben alle Angst, das diesmal ihre Bruchbude einstürzt. Und im Topf herrscht Leere.


Im Hotel ist chica auch möglich mit gleicher Problematik, allerdings sollte Hotel möglichst vorab von hier gebucht werden, da vorort sauteuer.

Ich glaube wie Du, dass die Problematik mit den Hotels schlicht die gleiche ist, vor allem für die Mädels, da sind doch Preisunterschiede bei der Hotelbuchung nicht wirklich ausschlaggebend. Oder?


Nichts gegen Dich xxxxx, mein Plädoyer richtet sich keinesfalls gegen Dich, nur weil Du hier mit dem besten Willen ein paar Tipps gibst und ich ausgerechnet Dich (mehr zufällig) zitiere und Dein Post zum Anlass (nicht als Grund!) nehme, meine Sicht der Dinge rauszulassen. Im Gegenteil. Das ist völlig OK.


Dennoch, es gibt in diesem Forum (wie wohl in jedem anderen auch) einige Leute, die sich dran stören, dass in gew. Ländern "die armen Mädels" von den "bösen Sextouristen ausgebeutet" würden. Meine Sichtweise ist das nicht, ganz im Gegenteil, ich habe an anderer Stelle zur Genüge darüber schwadroniert.


Aber: etwas Menschlichkeit, Gewissen und auch ein Gespür für die individuelle Situation jedes möglichen Reiseziels (und dessen Bewohner) möchte ich jedem wünschen und ans Herz legen.


Für mich persönlich haben diese Überlegungen (und Erfahrungen mit einem brutalen, die Einheimischen unterdrückenden Polizeistaat) dahin gebracht, dass ich eine Reise nach Kuba für mich derzeit ausschließe. Jedenfalls solange diese Zustände Bestand haben. Ich warte ja auch drauf, das sich was ändert.


Ich kann das momentan aber nicht erkennen, wischiwaschi Geschichten wie jetzt die (angebliche?) Änderung mit einer Chica pro Urlaub im Hotel sind nicht verlässlich, die "Politik" auf der Isla, gerade zu den angesprochenen Problemen, ändert sich erfahrungsgemäß ständig, und das u.U. in Abständen von Tagen. Heute so, morgen so. Man kann sich auf NICHTS verlassen unter dieser Regierung, mehr, das ist deren Programm.


Ich halte unterm Strich nichts davon, großartig von "Moral" zu sprechen und mit dem Finger auf andere Leute zu zeigen, ich denke im Leben zählt das, was man tut. Augen auf und Mensch bleiben.


Meine Hoffnung heißt "Obama". Ich hoffe er wird endlich die unsinnige und mittlerweile durch nichts zu vertretende (außer dem ewigen Hass der alten Kuba Garde in Miami, der zwar verständlich, aber mittlerweile ja wohl auch endlich mal ad acta gelegt gehört) Blockadepolitik beenden. Dann geht es auch den Menschen auf der Insel besser.


Wär das nicht schön?


Sorry für die vielen verschachtelten Sätze. Mir fällt es oft schwer die einfachsten Dinge mit wenigen, verständlichen Worten zu erklären.


Glaubt mir einfach mal: Cuba ist kein Land für einen, der auch nach dem Urlaub morgens noch in den Spiegel schauen will. Natürlich entscheidet das jeder für sich selbst, und ich würde keinen verurteilen, nur weil er irgendwas anders sieht. Trotzdem an der Stelle mal eine (meine) klare Stellungnahme und einfach meine Meinung dazu.


"Political correctness" ist eben nicht die Frage nach den üblichen Vorurteilen ("Billigficker, Kind.erf.ick.er, Ausbeuter") und wie man mit ihnen (den Vorurteilen) umgeht, sondern ob man versucht über etwas nachzudenken und ob man das, was man tut, vor sich selbst verantworten kann.


Grubert
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