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Alt  27.07.2017, 11:45   # 176
il_gaudente
 
Mitglied seit 22.07.2017

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il_gaudente ist offline
Giuliettas Spiel in Zimmer 9

Die Jahre bringen es mit sich, dass der Reiz des Unbekannten einschlägiger Erfahrung langsam verblasst; aus dem Feuer des Neuen wird eine Glut des Bekannten - und die Nebel lichten sich; die Nebel, die in der Anfangszeit den Blick aufs Wesentliche verschleierten. Doch was ist "das Wesentliche"? Ich meine, es am Anfang dieser Woche in vorher kaum bekannter Intensität erlebt haben zu dürfen Und das kam so:

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Ein Gegenüber, das mir alles andere als unbekannt ist - verbunden mit dem Casabianca als ein für mich völlig neuer Rahmen. Die Erwartungshaltung ist bei so einem Club naturgemäß hoch. Im strömenden Regen spaziere ich durch Hallein, die Gedanken des Alltags hinter mir lassend; und endlich, jenseits der Brücke über die Autobahn, steht ein schickes Haus. Mondän ist es außen wie innen. Zum Eingang geht es ein paar Stufen hinunter, und wer wirft da zufällig gerade einen Blick zwischen den Vorhängen hinaus, plötzlich mit einem Lächeln auf den Lippen? Siehe unten Läuten, und gleich folgt ein freundlicher, geradezu herzlicher Empfang. Ich bekomme die Modalitäten erklärt und einen ersten Einblick ins Haus präsentiert; die Gemütslage schwenkt rapide auf jene um, die diesem Umfeld angemessen ist.

Es ist erst knapp nach 15:00; eine Handvoll Mädls heißt mich willkommen; unverbindliche, lächelnuntermalte Blicke werden ausgetauscht; mich zieht's an der Bar vorbei, und zu den Couches dahinter. Freundlich frägt mich frau, wonach mir getränketechnisch denn der Sinn stünde - das Glas Wasser daselbst ist mir für den Moment gut genug, denn etwas anderes wartet. Nicht etwas, jemand. Giulietta. Die Frau, mit der ich verabredet bin. Das Spiel beginnt. Sie sitzt an der Bar, langes schwarzes Kleid; eines von den Kleidern, die zugleich nichts und alles zeigen. Blicke fliegen zunächst, kokettieren; und dann beginnt der Funkenflug. Zuerst aus dem Feuerzeug, dann aus den Augen. Momente, lange Momente des Hinhaltens; ganz langsam tickt die Uhr. Das Glas ist endlich leer, Giulietta kommt zu mir. Bordeauxroter Lippenstift. Dieses volle, dunkle Rot eines leidenschaftlichen Vamps; ein Akzent, so perfekt den Kontrapunkt zum jetzt noch fast unschuldigen Kleid setzend. Ein Drink, zwei Drinks, der Apéritif für das, was kommt. Worum es sich dreht, ist ganz klar; doch die Frage, wie es wird, schafft das vibrierende Prickeln dieses wunderbaren Moments.

Hinauf ins Zimmer 9, das geradezu Appartementdimensionen hat; wir machen es uns einmal kurz gemütlich. Der Takt zieht an, der Rhythmus verdichtet sich. Die Dusche ist nicht nur groß, sie hat auch einen Spiegel; die Spiegelbilder unserer Körper verschmelzen, meiner unter der Dusche, Giuliettas mit dem Kleid spielend; immer weniger Stoff, immer mehr Haut, ein Schritt zurück, zwei Schritte vor. Die Initialzündung für einen Dialog realer und virtueller Bilder. Ein Sessel steht vor der Dusche, wir tauschen Plätze, Giulietta setzt das Spiel mit ihr selbst fort, in der Dusche: Glanzpunkte werden auf die Haut gesetzt, glänzende Tröpfchen, die langsam verschwimmen - jetzt schon Erregung pur ohne jede Berührung, bloß aus dem Spiel heraus, bloß aus dem Spiel mit Andeutungen, Blicken, dem Visuellen, körperlich noch meterweit entfernt voneinander: Und wissend, dass mir der Pferdeschwanz die liebste Frisur langhaariger Gegenüber ist, bindet sich Giulietta mit einem unvergesslichen Lächeln einen solchen...

Nur Blicke, nur Sehen? Das Szenario wird auf den Kopf gestellt, die anderen Sinne müssen übernehmen, als ich mich am Rand des Zimmers wiederfinde. Alles Visuelle ist nun Kopfkino, die Augen sehen nur mehr die virtuellen Bilder, die Giulietta für mich und in mir zeichnet. Stehend, dort verankert, wo ich bin; alles ist nun Tastsinn, Haut an Haut, und nicht nur Haut: Beschleunigen und bremsen, ausgeliefert stehe ich da, das Crescendo aller Crescendi beginnt, und plötzlich, unvermittelt... - platsch, der Regen, der draußen prasselt; ein kalter Guss klatscht auf mich; Eindrücke schießen kreuz und quer. Die Zeit verdichtet sich, alles reduziert sich auf einen Moment, der ein magischer wird; miteinander eins werden genau so, wie wir uns im Raum befinden, alle Sinne nun in die Mitte konzentriert, der Sehsinn immer noch im Kopfkinomodus, taaaack, taaaack, taaaack, vom Rhythmus der gegeneinander stoßenden Körper befeuert. So, genau so abspringen, in den Höhepunkt? Mit Schwung, mit vollem Schwung hinein, wild, vor Erregung berstend, zusammen, gemeinsam, in etwas bis jetzt Unerlebtes.

Poch. Poch. Poch. Poch. Ich höre meinen Herzschlag. Ich fühle Giulietta an mir, intensiv. Szenenwechsel, wir finden uns auf dem Bett wieder. Alles, was gerade eben noch unerbittlich erregt-konzentrierte Fokussierung war, ist nun der Leichtigkeit gewichen. Leichtigkeit? Dessert. Es ist noch ein bisschen Zeit verblieben. Zeit für Giulietta; Zeit, ihr nochmals ein Crescendo zu bieten. Ein Fluffiges, Spielerisches, eine Einbahnstraße hinauf auf den Lustberg; wie das Tüpfelchen auf dem i nach einem Gourmet-Menü der Extraklasse. Das Telefon am Zimmer reißt uns aus dem Dialog der Nacktheit. Unten, an der Bar, darf der Dialog ausklingen, zurück im Outfit des Entrées. Ganz anders ist die Stimmung nun, das Vampige hat dem Fröhlichen, Unbeschwerten Platz gemacht. Die Zeit verfliegt. Und dann: vorbei.

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Was ist nun das Wesentliche in diesem Umfeld? Für jeden etwas anderes. Wham bam, thank you, Ma'am? Perfekt für den, der das sucht. Guter Sex? Einfach. Viele Mädls bieten das in exzellenter Weise. Doch das ist für mich bei weitem nicht alles. Es ist das Spiel zweier Menschen umeinander, miteinander; die gemeinsame Reise in ein buntes, vielfältiges Land voller Sinnlichkeit und Leidenschaft, mit allen Sinnen, mit Haut und Haar, mit Körper und Geist - eine Reise, wo der Weg genauso wichtig ist wie das Ziel. Das passt nicht in ein "fickt 10 von 10 Punkten"-Schema. Adäquate Gegenüber sind selten; sie sind Edelsteine, individuell, speziell, einzigartig. Von allen Sternen am Himmel der Sinnlichkeit, die ich kenne, hat für mich noch keine so hell gestrahlt wie Giulietta. An einem Tag, wo's vor Regen kein Erbarmen gab, scheint in mir auf einmal die Sonne. Und das Lächeln vertreibt die schweren Tropfen vom Himmel. Völlig losgelöst von den Schlaglöchern des Alltags darf ich heimfahren. Danke, Giulietta...
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