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Alt  25.09.2017, 18:52   # 904
stb99
Ruheständler
 
Mitglied seit 15.05.2002

Beiträge: 2.540


stb99 ist offline
@Epikuereer69

Dieser Satz führt die ganze Parteiendemokratie ad absurdum. Wohlgemerkt es geht mir dabei nicht um die "KroKo" und was ich oder andere von ihr halten, sondern lediglich um die schwachsinnige Worthülse.
Du übersiehst ganz, dass Union und SPD nicht gleichzeitig in eine Regierung gehen können. Schließlich braucht man einen von beiden, der die Rolle als größte Oppositionspartei im Bundestag spielt. Sonst müsste man eine ganze Reihe an ungeschriebenen Regeln und Gepflogenheiten ändern, die man so seit Jahrzehnten hat. Nur kann man das alles nicht offen zugeben.

Eine Regierungskoalition, die von 68% auf 52% fällt und damit fast ein Viertel ihrer Stimmen verliert, kann man zudem als abgewählt betrachten. Selbst wenn es rechnerisch immer noch dazu reichen würde, um sich weiterhin durchzuwursteln.

Von daher ist es in gewisser Hinsicht auch konsequent, wenn man aus so einem Debakel die Konsequenzen zieht und sich nicht am einem "weiter so" beteiligt. Eigentlich sollten das auch zwei andere Parteien tun, aber wie man gestern Abend schon gesehen hat, wird man aber auch so absolut nichts lernen.

Gut möglich, dass Martin Schulz auch keine Lust auf Koalition mit der Union hat, sondern auf eine rot-rot-grüne Mehrheit gehofft hat, wovon man meilenweit entfernt ist.


warum die SPD auf 20 Kommairgendwas Prozentpunkte "abgekracht" ist.
Da muss man nicht lange suchen. Die SPD hat über Jahre konsequent ihre Basis verraten und den Anspruch, sozialdemokratische Politik zu machen, aufgegeben. Die heutige SPD ist eine Partei, die sich in der Rechtsnachfolge der alten SPD befindet und auch denselben Namen benutzt, das war es aber schon. Sozialdemokratische Politik kommt von dort schon lange nicht mehr. Das einzige, was sie noch zustande bringen, ist neben der Schaffung eines Staates a la 1984, das Überbieten der hirnrissigen Ideen, die von den Grünen kommen. Ab und zu gibt es auch noch neoliberale Ideen. Irgendwann scheinen sie letztens auch mal das Wort "Gerechtigkeit" verstaubt in ihrer Mottenkiste gefunden haben, aber ohne zu wissen, was das eigentlich sein soll. Die alten, treuen Wähler, die alles schlucken, sterben langsam weg. Neue kommen kaum noch, weil das Klientel, das früher mal SPD gewählt hat, dort nichts findet. Die anderen brauchen sie nicht. Denn für neoliberale Politik kann ich gleich zur FDP gehen, für kommunistische Spinnereien zur Linken und wenn ich mir nicht im Klaren bin, welche Toilette für mich die richtige ist, dann eben zu den Grünen. Dafür braucht es keine Kopie. Da gibt es schon die Originale.

Wie nach der Wahl in NRW ein Ortsverband treffend bemerkt hat: Wer nur noch Politik für Minderheiten macht, braucht sich nicht zu wundern, wenn er keine Mehrheiten mehr bekommt.

Zudem steht Martin Schulz für ein Liebäugeln mit rot-rot-grün und spätestens seit der Landtagswahl im Saarland müsste klar sein, dass das ein großer Teil der Bevölkerung nicht will.

Herr Gauland mit dem Satz: "Wir holen uns unser Land und unser Volk zurück."

Einfach "großartig" ! Nur schade, dass ihn keiner der schlauen Politmoderatoren gefragt hat, was er eigentlich damit meint.
Wenn es von Herrn Gauland kommt, dann kann er doch sowieso nur den Lebensraum im Osten meinen.

Spaß beiseite. Was er sagen will, dürfte jedem, der sich etwas mit Politik beschäftigt, klar sein. Da braucht es jetzt nicht die Spitzfindigkeiten. Nachfragen hätte man können. Hat auch sicher seine Gründe, warum man es nicht gemacht hat.

Denn Nachfragen gehört seit Jahren nicht mehr zum Geschäft von Politmoderatoren. Man stelle sich nur mal diverse Interviews vor, wenn man da nachfragen oder auf die Beantwortung der Frage drängen würde. Gerade in dem Fall ist es außerdem gefährlich, denn es könnte ja eine schlüssige Antwort kommen, die zu allem Überfluss nicht das enthält, was man gerne möchte. Worte in den Mund legen ist vor laufender Kamera auch blöd, und eine eidesstattliche Erklärung treibt man auch nicht so schnell auf. Und dann stelle man sich nur mal den Supergau vor, da käme auch noch eine Antwort, der viele zustimmen würden, und das von einem, den es niederzumachen gilt? Was macht man dann? Oder da kämen Aussagen, die bei einer letzten Wahl gerade noch im Programm der Unionsparteien standen.

Im Prinzip unterscheidet sich der Spruch auch nicht von den Wahlslogans von anderen Parteien. Andere reden von "Zeit für Gerechtigkeit" oder "von einem Deutschland, in dem wir gerne leben" und da könnte man auch mal nachfragen, was sie damit meinen. Erst recht in Hinblick auf ihre Politik, die sie gerade eben noch gemacht haben. Tut man aber auch nicht.


Der Rest war eben das "afterwahlübliche" Geschwätz, mit dem sich jeder das Ergebnis schönreden will,
Und genau hier liegt das Problem. Den Wahlausgang scheinen fast alle unisono als einmaligen Betriebsunfall zu sehen, an dem sie zudem keinerlei Schuld tragen. Lehren zieht man keine. Muss man auch nicht, da man in der eigenen Sicht unfehlbar und das Volk bloß zu blöd ist.

Zumal man bald sehen wird, wie die FDP ihre Chance mit dem Wiedereinzug nach vier Jahren Abstinenz, was im Normalfall der sichere Tod ist, dazu nutzen wird, wieder einmal alle ihre Positionen aufzugeben und für ein paar Silberlinge in eine Regierung zu gehen. Und was bei einer Union, die sich den Grünen annähert, als Politik rauskommt, ist sicher auch nicht das, was der durchschnittliche Unionswähler erwartet. Beim Gebahren von Herrn Seehofer wird es ohnehin spannend, wie er die Stimmen von der AfD für seine Partei (zurück-)holen will.

Danke von