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Alt  13.08.2012, 21:46   # 18
Sahnestäbchen
 
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Sahnestäbchen ist offline
Na ja, der eigentliche Sinn des Datenschutzes ist ja nicht, die Opfer von Straftaten – in diesem Fall die ehrlichen Steuerzahler bzw. die Finanzämter und -behörden – daran zu hindern, Straftätern – in diesem Falle Steuerhinterziehern und Beihelfern – ihre Taten nachzuweisen, sondern zu verhindern, dass irgendwelche Dritten, die kein berechtigtes Interesse an Daten haben, sich einfach Zugriff verschaffen können, beispielsweise um mit den Daten Handel zu treiben, ihre Werbestrategien zu optimieren oder irgendwelchen Unfug zu treiben.

Aus dem Datenschutz einen Täterschutz zu machen, das ist m.E. auch in dem Falle, dass es sich bei den Tätern um sog. "Leistungsträger" handelt, die eine vermeintlich größere Lebensleistung vorzuweisen haben als der Otto-Normal-Bürger, nicht gerechtfertigt. Es ist mitunter schon fragwürdig, wenn dies in der Strafzumessung manchmal über Gebühr Berücksichtigung findet, obwohl vor dem Gesetz ja alle Menschen gleich sein sollten.

Im Übrigen muss man sich auch mal fragen, ob es sich bei den vermeintlichen "Leistungsträgern" tatsächlich um solche handelt. Insbesondere Angehörige jener Berufsgruppen, die sich daran gesund stoßen, dass andere Menschen fernab von zuhause kein Dach über dem Kopf haben, leisten nicht allein dadurch mehr als andere, dass eine Notlage eintreten könnte, wenn sie ihre Dienste nicht anböten. Bestimmte Freiberufler, die davon leben, dass andere Menschen gepflegt werden müssen, sterben oder sich in einer Notlage befinden oder aber künftig einmal in eine solche geraten könnten, leisten ebenfalls nicht automatisch mehr als andere. Vielmehr gibt es unter ihnen – wie in jedem anderen Beruf auch – gute und schlechte, einsatzbereite und solche, die mit der Überwindung der Schwerkraft stets größere Probleme haben.

Einige der zuvor genannten Berufsgruppen beziehen ihr Honorar erfolgsunabhängig. Wer in der Realwirtschaft etwas leistet, bekommt bei Erfolglosigkeit hingegen keinen Pfennig. Und wer beispielsweise lediglich bestimmte Zertifikate anbietet, der mag zwar mächtig ins Schwitzen kommen, aber er erzeugt realwirtschaftlich keine Werte. Ein Malocher in der Fabrik oder auf dem Bau tut dies sehr wohl. Wo sollte das Geld herkommen, wenn die Malocher alle streikten und sich realwirtschaftlich nichts mehr tut?

Die dämliche und bei näherer Betrachtung eher mittelalterlich anmutende Unterscheidung in zwei Klassen, sog. "Leistungsträger" bzw. "Eliten" und andere, in "Privatversicherte" und andere, in Adlige und andere usw. widerspricht dem Grundsatz, dass alle Menschen gleich sind und jeder im Alltag irgendwo auf den anderen angewiesen ist. Sie ist mit der Physik und der Verfassung in weiten Teilen nur äußerst schwerlich vereinbar. Vielmehr dient diese Unterscheidung doch meistens dazu, zu rechtfertigen, dass sich die eigene Klientel ein größeres Stück des zu verteilenden Kuchens abschneiden dürfen soll, oder dazu, zu rechtfertigen, dass man der eigenen Klientel per Gesetzgebung neue Geschäftsfelder eröffnet.

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