Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt  24.10.2017, 08:01   # 262
elmoor
 
Mitglied seit 22.10.2017

Beiträge: 9


elmoor ist offline
Paranoia im Wohnzimmer

Nachdem ich mich in der Nacht zuvor im Samya benommen habe wie die sprichwörtliche Axt im Walde, bekämpfe ich Montagmorgen meinen Kater indem ich Ibuprofen fresse wie andere Leute Smarties und mir ein fettiges Frühstück hinterschiebe. Es wird besser, meine Lebensgeister erwachen wieder ...

Das Wetter ist herrlich für einen Tag im vorangeschrittenen Oktober. Keine Wolke am Himmel und bis zu 25 Grad. Wieso nicht doch in den Living Room fahren? Dort soll es ruhiger sein und einen gediegenen Aussenbereich geben.

Ich setze also mit meinem sündhaft teueren Supersportwagen von Köln nach Kaarst über.

Gegen 12:30 lande ich im Gewerbegebiet an und schleiche zuerst ein paar mal um den Laden herum, da ich nicht so recht verstehe, wie das mit dem Stahlgitter funktioniert. Da auf dem kleinen Stellplatz davor jedoch auch Autos mit gelben Schildern stehen, wähne ich mich am richtigen Ort. Ich klingele und werde eingelassen. Witzig: Wann immer ein Neuankömmling schellt, kann man es im Club weiträumig hören. Ob die Huren dann aus Reflex nass werden wie ein konditionierter, pawlowscher Hund?

Die Blondine am Empfang rrrollt schon herrlich das „r“ und fragt mich ob ich schon mal da war. Ich verneine und kriege eine Clubführung angeboten. Klar, gerne. Sie will noch wissen, wo ich vom LR erfahren habe. Ich will witzig sein und sage: in der Werbung um 20:15 vor der Tagesschau. Das versteht sie irgendwie nicht. Nun ja.

Cleo führt mich herum. Sie ist groß, hat eine witzige Frisur an der sie auch dauernd herumhantiert (schwarz, zugeschnitten, gewellt - tatsächlich wie Cleopatra), spricht laut meinen vorherigen Infos nur englisch aber versucht sich bei der (sehr kurzen) Führung auf deutsch und hat angeblich eine sehr lange Zunge mit der sie auch umzugehen weiß. Die sehe ich zwar erstmal nicht aber auch ihre Nase ist beachtlich.

Die Stimmung ist ganz anders als gestern. Ruhige Musik und eher etwas lahme Besucher. Die Eisbären sind älter und zu teilen aus Holland oder vermutlich Belgien. Viele chillen. Im Hintergrund läuft Musik in vertretbarer Lautstärke. Im Essensbereich wird in Ruhe gespeist. Von dort halte ich mich aber während des kompletten Besuches fern, da ich froh bin überhaupt etwas in den Magen bekommen zu haben und es eben auch ganz schön penetrant nach Futter riecht.

Bevor ich die Treppen hinab steige um mich umzuziehen sehe ich noch eine barbusige, kleinere Dame die aufgeweckt wirkt und grade einen Gast nach der Behandlung verabschiedet. Die scheint schon wieder fit zu sein, denn sie grüßt mich lautstark und grinst.

Am Spind sind auch die Badelatschen und ich finde einfach keine, die an meine winzigen Kinderfüße passen. Ich muss mich mit den zu großen Plastikraketen also sehr vorsichtig bewegen um nicht aufs Maul zu fallen.

Oben flüchte ich erstmal auf eine der Liegen draußen und qualme eine halbe Packung Kippen. Mein Kopf fickt mich noch von gestern und ich bekomme Panik, dass ich keinen hochkriege. Das geht zwischendurch so weit, dass ich mir sogar P0rn am Handy reinziehe um in Wallung zu kommen aber Pustekuchen, selbst das triggert mich nicht. Ich glaube, ich habe irgendwas kaputt gemacht.

Ich will wieder nach unten in die Sauna und werde wieder von dem blonden Früchtchen angegangen. Sie stellt mir bis zur Treppe nach und will wissen, wo ich den wohl bitteschön hin möchte. „In die Sauna.“ sage ich verdutzt und sie schmollt ein bisschen. Ich bin noch ganz- und gar nicht in Stimmung und sie macht mir auch etwas Angst, weil sie äußerst lebhaft wirkt und mir danach jetzt nicht ist.

Die Sauna ist geil und heiß. Herrlich, mein Staminabar bewegt sich gen Farbe Grün. Ich beobachte durch die Scheibe den Masseur bei der Arbeit und muss kurz mal rausspringen, weil ein fertig gekneteter Eisbär sich ausversehen in mein abgelegtes Fell wickeln möchte.

Nach der Dusche nehme ich mir oben ein Bier und setze mich wieder raus. Auf dem Rasen haben die Damen schlechte Karten mit ihrem Schuhwerk. Dort ist es sicherer vor ihnen. Es machen sich trotzdem zwei Rumäninnen mit türkischen Wurzeln auf den Weg zu mir. Lori, Flori ... wasweißich die heißen doch alle gleich. Merkwürdig sind ihre Sprachfertigkeiten: Sie sprechen gut deutsch aber verstehen mich offenbar kaum wenn ich etwas sage. Vllt. liegt es aber auch an meinem fehlenden, rheinländischen Dialekt. Beide turnen mich ab. Die Dünnere hat zudem eine just verheilte Schürfwunde am linken Knie und unrasierte, schwarz behaarte Untrarme. Die andere schaut unter meinen Bademantel und sieht, dass tote Hose herrscht. Die trollen sich.

Ich lasse mir drinnen einen Kaffee geben. Cleo stellt sich daneben und will mich mit Schokolade füttern. Das funktioniert normalerweise todsicher bei mir. Woher weiß sie das nur? Aber auch hier schüttele ich wie ferngesteuert den Kopf. Ein schlimmer Zustand.

Mit dem Kaffee setze ich mich auf eine Couch und beobachte die Situation. Es wird soweit nicht animiert, das ist mir momentan aber auch nur recht. Auf dem Sofa neben mir sitzt ein Bär mit einer SDL, die gestenreich mit ihm redet. Irgendwann steht er auf und lässt sie zurück. Sie wechselt dann an meine Seite. Ich frage Gloria nicht nach ihrem Alter, weil ich glaube das ist auch besser so. Ich sage ihr mehr- oder minder direkt, dass ich sie nicht Zimmern werde und reagiere nicht auf ihre unter meinen Bademantel fahrenden Hände. Was denn mit ihrem Verehrer von eben sei, frage ich. Den hätte sie heute schon verwöhnt sagt sie und lügt meiner Vermutung nach. Sie ist aber nett, offen und spricht deutsch. Ich mag sie. Sie hat auch einen kleinen Knall und ich muss öfter mal Schmunzeln bei ihrem Gerede. So frage ich sie nach 10 Minuten dann doch mal nach ihrem Serviceangebot, woraufhin sie einige Sekunden inne hält, ganz konzentriert an mir vorbei schaut und sagt: „Ja. Also. Natürlich. Das ist eine sehr berechtigte und sehr gute Frage.“. Irgendwann verabschiedet sie sich.

Ich lasse meine Blicke schweifen. Ich bin immer noch nicht bereit aber einige Frauen sehen galaktisch gut aus. Es gibt eine Dame mit längeren Haaren, stark tätowiert, solariumgebacken und mit straffen Silikonbrüsten. Sie pult sich gelangweilt an den Fingernägeln und den Haaren herum und raucht zwischendurch mal eine. Weiß jemand wer sie ist?

Mit mir wird das heute aber nichts mehr. Ich flüchte irgendwann nochmal vor Blondie und sauniere ein paar Mal. Gegen Nachmittag suche ich das Weite.

Ein schöner, gemütlicher Club und das krasse Gegenteil zum Samya. Iwann komme ich nochmal mit mehr Lust dorthin.

Antwort erstellen         
Danke von