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Alt  16.04.2016, 18:52   # 438
didavi
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Mitglied seit 13.02.2016

Beiträge: 147


didavi ist offline
Das artemis hat wieder geöffnet. Mich würde es mal interessieren, wie der Betrieb aktuell aussieht und ob man riskieren kann, mal vorbei zu schauen. Wieviele Damen wurden von der Razzia abgeschreckt? Läuft der Laden jetzt irgendwie auf Sparflamme oder kann es sich doch lohnen?

Zu den Ermittlungen: Wenns für den Betreiber keine U-Haft gibt, dann kann die reale Beweislage nicht so schlimm sein. Die Presse kann nur das berichten, was die Ermittler denen sagen. Und die Ermittler werden natürlich nie sagen, dass sie nix gefunden haben und die ganze Razzia eigentlich ein Flop war. Gesetze und Kriterien zur Scheinselbstständigkeit sind meiner Meinung nach derart schwammig gehalten, dass man im Prinzip jeden Betreiber ans Kreuz nageln kann. Und wenn der Staatsanwalt sich nicht komplett zum Zirkusclown machen will, dann zieht er eben eine schwammige Karte und baut darauf eine Anklage auf. Ist ja schließlich "das Millieu". Da sind die Vorurteile derart groß, dass sogar manche Freier auf die Idee kommen, sie wären vor lauter Zwang im Club...und auch wenns nur der Druck des Spermas auf den Klöten ist. Jedenfalls gibts spezielle Kriterien für Nutten bzgl. Scheinselbstständigkeit ohnehin nicht. Die Kriterien die ich bisher gelesen habe, gehen eher in Richtung Baugewerbe und mittelgroße Firmen. Ich weiß jedenfalls nicht, wozu eine Nutte ein Geschäftsgebäude haben sollte. Die vorliegenden Gesetze und Richtlinien haben mit dem Rotlicht nur wenig zu tun, nämlich ungefähr genausoviel wie man eben braucht, um im Zweifelsfall eine Anklage stricken zu können.

Mich persönlich verwundern solche Razzien immer wieder. Anfangs wird groß getönt und am Ende muss der Staatsanwalt eine Wischi-Waschi-Anklage aufbauen und die dann mit Mühe und Not durchdrücken. Es gab schon Razzien da ist man gestartet mit Menschenhandel und Zwangsprostitution, am Ende kam "nur" Sozialbetrug bei raus und das auch nur weil man es so interpretiert hat. Es wird außerdem viel phantasiert im Millieu. Vor allem manche Freier finde ich ziemlich erschreckend. Beim artemis sollen die ja gesungen haben wie die Wiener-Sängerknaben. Dabei frage ich mich allerdings, woher ein 0815-Freier Insider-Informationen liefern möchte? Da werden fast immer nur Befindlichkeiten und Vorurteile zum besten gegeben. Der Staatsanwalt behandelt das dann als Beweis, zumindestens landet es als "Faktum" in der Presse. Wie wird sowas wohl aussehen, wenn einige dutzend Freier (ja 0815-Freier wie du und ich) etwas zu Protokoll geben:

Ermittler: Glauben Sie, dass im artemis Zwangsprostitution oder Scheinselbstständigkeit betrieben wird?

Freier: Ja natürlich. Das weiß doch jeder. Jede Hure hat einen Zuhälter, sonst wärs ja keine Hure.

Ermittler: Woran machen Sie das fest? Haben Sie diesbezüglich Beobachtungen gemacht?

Freier: Ja. Habs im letzten "Tatort" in der ARD so gesehen. Und das rote Licht hier im Puff sieht genauso aus wie das rote Licht im "Tatort". Und letztens stieg eine Hure aus einem Porsche aus und ist dann alleine in den Club gelaufen. Der Fahrer war ein Mann und sah aus wie ein Zuhälter. Der sah gar nicht so aus als könne er sich so einen Porsche leisten. Also wars ein Zuhälter.

Ermittler: Danke, das reicht uns. Ist natürlich ein klarer Beweis, den wir verwerten können.

Nüchtern betrachtet kann ich mir nicht vorstellen, dass der Betreiber eines Großbordells, welches super läuft, sich dem Risiko aussetzen sollte minderjährige, nicht gemeldete Zwangsprostituierte zu halten? Das macht keinen Sinn. Mag ja sein, dass ein paar Frauen einen Loverboy haben, den sie aushalten. Aber ob das private Blödheit ist oder realer Zwang, kann im Prinzip niemand, auch nicht der Betreiber eines FKK beurteilen. FKK-Betreiber ist schließlich kein Stasi-Agent. Inwiefern muss er sich die Frauen anschauen, ob die im Hintergrund jemanden stehen haben? Und wieso überhaupt hat eine Frau eigentlich einen Zuhälter? Was soll das bringen? Es gibt gerade in Deutschland 1000 Anlaufstellen für Prostituierte die aussteigen wollen. Vom Weißen Ring, übers Frauenhaus bis hin eben zur Polizei. Man kann abtauchen, untertauchen, wegtauchen. Ist es nicht eher so, dass die Frauen eben nicht untertauchen wollen, weil sie das viele Geld gewohnt sind. Meiner Ansicht nach besteht der Zwang eher darin, dass die Nutten zwanghaft das Geld wollen. Der Rest ist weitgehend eher Märchenland. Das artemis (ich war einmal dort) läuft darüber hinaus derart blendend, ich glaube der Zwang besteht wenn überhaupt nur darin, dass man dort nicht arbeiten darf, wenn man sich zu sehr anstellt. Aber dass der Betreiber es nötig hätte Frauen anzukarren und mit Ketten im Keller festzuhalten, das halte ich für ein gigantisches Gerücht.

Und auch das Thema Scheinselbstständigkeit ist wie bereits geschrieben lächerlich. Ja, aus meiner betrieblichen Praxis her kenne ich Freelancer. Es wäre allerdings reinste Utopie zu behaupten, dass die sich nicht an Regeln, Richtlinien oder Ziele des Auftragsgebers halten müssten. Gewisse Mindeststandards der Zusammenarbeit zwischen einem Freelancer und seines aktuellen Auftraggebers müssen schließlich irgendwie vereinbart werden. Kann ja nicht jeder kommen und nach eigenem Gusto mal 2, mal 5 Stunden arbeiten und am Ende nix abliefern. Also dieser gesamte Kriterienkatalog für Scheinselbstständigkeit ist derart schwammig oder derart für andere Gewerbe hin ausgelegt, dass ich mir beim Pay6 manchmal nur an den Kopf lange, wie sich der Gesetzgeber das vorstellt. Wenn eine Hausdame (darunter verstehe ich Thekendame, diejenige die einigermaßen schauen muss, dass Ordnung herrscht an den Kleiderschränken, den Fickräumen und im Barbereich) einem selbstständigen Mädchen die Bitte mitgibt einem neuen Gast den Club zu zeigen, dann kann man das theoretisch schon als Abhängigkeit von Weisungen verstehen. Man könnte aber auch sagen, dass die selbstständige Dame es gerne tut oder sogar um solche "Aufträge" gebeten hat. Denn dann hat sie schon mal einen Frischling bei der Hand, der womöglich vor lauter Dankbarkeit einer Kundenaquise doch schon recht offen ist. Da gibts 1000 Beispiele, die man für oder gegen einen FKK-Club zurechtbiegen kann. Von daher sind solche Razzien eben ein Witz. Man soll erst mal ordentliche Kriterien aufstellen. Das ist ja im Endeffekt wie ein Fußballspiel, bei dem die Regeln erst mitgeteilt werden, nach dem Anpfiff. Frei nach dem Motto: "Foul ist, wenn der Schiri pfeift".

Und ja, organisierte Kriminalität gibts auch in der Altenpflege. Da muss man nicht erst ein paar schwarze Schafe im Rotlicht erlegen:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unt...a-1087576.html

wenn die Inhaber/Geschäftsführer in Haft sitzen, kann oder darf da der Betrieb überhaupt fortgeführt werden?
Ist der Inhaber nicht bereits auf freiem Fuß? Und wenn nicht, so ein Prokurist ist schnell ernannt oder er war schon vorher da. Und wieso soll jmd. sein Geschäft nicht weiter führen dürfen, wenn er im Knast sitzt? Der FC Bayern wurde ja auch nicht geschlossen, als Uli Hoeneß im Knast saß. Ja ok, blödes Beispiel.

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Danke von