Nicht dass uns die Erzählerin nicht gewarnt hätte: "Orgasmus ist kein Nachttischlämpchen."
Auch ihre Geschichte ist kein Nachttischlämpchen: Selten hat eine Prostituierte mit so schnoddriger und zugleich poetischer Stimme eine so atemlose Gesellschaftskritik unternommen. Die Wohnung, in der sie anschafft, könnte überall sein. Männer gehen bei ihr ein und aus, schleppen Fantasien herein, Familienunglück, Einsamkeit, Größenwahn. Die Protagonistin ist vor allem davon genervt, dass die Herren den Unterschied zwischen Therapie und Prostitution nicht kapieren.
Ihr Geschlechtsorgan bezeichnet sie als "Reinstecksel", was die Distanz, die sie zu ihrem Job und ihrem Körper hat, verdeutlicht. Es geht letztlich auch nicht um ihre Person. In ihrer Wohnung kämpfen Menschen gegen den Überdruss der allseits verfügbaren digitalen Sexualität und die Leere, die sich trotz allem einstellt.
Die Figur der Prostituierten eignet sich als Beobachterin für dieses Geschehen ganz vorzüglich. Die 1979 geborene Autorin setzt sich in ihrem Roman als eiskalte Kritikerin ein. Ihre Umgebung analysiert die Erzählerin präzise, bisweilen gehässig, und doch werden diejenigen, die Sex kaufen und verkaufen, nicht verurteilt. Die Kritik ist umfassender Sexkonsum im Netz macht einsam, schuld ist aber weniger der Sex als das digitale Einerlei und die Sucht aller nach dem Immer-mehr.
Petra Hùlová: Dreizimmerwohnung aus Plastik
A. d. Tschechischen von Doris Kouba
Kiepenheuer & Witsch
Köln 2013; 192 Seiten
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Happiness is a journey, not a destination
Referenzen
Loveme: Was richtige Frauen von Labertaschen halten hat uns ja unser Indi schon erklärt
Sonny Albanasi: ich sags ja ungern aber: der indianer hats irgendwie drauf...
Rosa Monster: So isser der Indi, Profi durch und durch, da hat alles Hand und Fuß
Donaldo: ich nehme mir
Indis Schicksenthread als Vorbild
Hans Dampf: Indi hat Recht.