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Alt  20.02.2016, 17:38   # 6
Gulman
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Gulman ist offline
Dagegen beim Menschen (ich bin ja selbst ein Anhänger von GFS und lasse mich gerne mal verwöhnen und genieße das): Gewalt ist offiziell verpönt. Vergewaltigung strafbewehrt.
Das heißt aber natürlich nicht, dass es das nicht gibt. Der Sexualtrieb ist natürlich sehr stark verankert, da die sexuelle Reproduktion die Art erhält. Wäre der Trieb zu schwach, gäbe es kein Belohnungssystem, würde die Zahl der Nachkommen geringer sein und es kann dadurch passieren, dass die Art auf lange Sicht verdrängt wird. Evolution eben.

Wir sehen uns zwar gerne als etwas besseres, als unsere Mitlebewesen, aber wir sind auch nur Primaten. Mich würde sehr wundern, wenn Bonobos keinen "Spaß" am Sex hätten. Wir unterschätzen auch gerne die kognitiven Leistungen der Tiere und wir sprechen gerne Tieren ein Bewusstsein ab.

Zurück zu Gewalt. Evolutiv ist es erstmal egal, ob z.B. die Weibchen schwächer sind und die Männchen die Reproduktion mit Gewalt durchsetzen oder ob beide gleich stark sind und sie es einvernehmlich machen. Relevant ist, was hinten raus kommt.

Sobald (wie beim Menschen) aber nach dem Akt und der Geburt die weitere Pflege der Jungen wichtig ist und das Lebewesen intelligent ist, kann bei Gewalt passieren, dass die Pflege abgelehnt wird (siehe Mensch). Ist eine hormonelle programmierung stark genug, kann das kompensiert werden. Wenn aber auch nur ein zu großer Prozentsatz wegen der Gewalt beim Akt nachträglich schlechter aufgezogen wird, wäre das evolutiv nachteilig. Daher ist Gewalt langfristig nachteilig, obwohl kurzfristig durchaus von Vorteil (in Bezug auf die Zahl der Schwangerschaften - lassen wir Pille mal weg).

Wir haben aber noch genug der einprogrammierten Gewalt in uns. Wir sind nicht so weit vom Stockentenerpel entfernt. Nicht von ungefähr werden viele Männer übergriffig, wenn sie ohne Konsequenzen dürfen (z.B. in Kriegen). Nicht von ungefähr ist Macht und Ohnmacht (z.B. als Rollenspiel) für viele sexuell erregend. Lustsklave / Lustsklavin für begrenzte Zeit zu sein, ist für viele sehr erfüllend, ebenso wie es erfüllend sein kann, der Herr, die Herrin zu sein.

Wenn man diese inneren Anlagen richtig kanalisiert, ist das alles ja kein Problem (z.B. BDSM-Szene).

Ich selber sehe aber keinen großen generellen Unterschied zwischen menschlicher und tierischer Sexualität. Die Sache mit dem Orgasmus ist natürlich spannend. Aber auch ohne Orgasmus kann Sexualtrieb vorhanden sein. Das wäre also kein sehr großer Unterschied. Der Orgasmus kann viele Funktionen haben. Für die "Weibchen" ist es auch sicherlich sinnvoll, dass die "Männchen" nach dem Orgasmus beruhigende, müde machende Hormone ausschütten. Das hat früher wohl die Gealttätigkeit spätestens dann gestoppt (dann ja nicht mehr sinnvoll, nur noch schädigend).

Bitte nicht falsch verstehen. Reale Gewalt ist ethisch nicht vertretbar. Ich argumentiere nur rein evolutiv. Und beim Menschen ist erzwungener Sex zwar proximat begründbar, ultimat aber von Nachteil, weshalb das evolutiv bedingt immer seltener werden müsste.

Die Anlagen für gewalttätiges Verhalten sind aber noch vorhanden (siehe Krieg usw.). Es wäre spannend, herauszubekommen, ob sie noch gar nicht rausgemendelt sind oder ob sie nur durch kulturelle Evolution (unsere aktuellen Mortalvorstellungen und Gesetze) kompensiert werden.
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Manch einer, der vor der Versuchung flieht, hofft doch heimlich, dass sie ihn einholt.

(Giovanni Guareschi)

Es ist besser, zu genießen und zu bereuen, als zu bereuen, dass man nicht genossen hat.

(Giovanni Boccaccio)
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