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Alt  31.01.2014, 23:49   # 11
grubert
 
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grubert ist offline
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Mittags latsche ich rüber zur großen SM Shopping Mall. Der Hypermarket ist gut sortiert, hier finde ich auch gutes Bodywash und andere Artikel, die JJ nicht hat, der kleine 7/11 auf der Fields schon gar nicht. Riesig der Supermarkt, es gibt auch Klamotten, alle denkbaren Getränke und auch frisches Obst. Ein KG Reis kostet ab 36 Piso, wenn man es kiloweise kauft, dann ist es die allerschlechteste Qualität, der etwas bessere Reis kostet um die 50 - 60. Eine Putze verdient 100 oder 120 am Tag. Da macht man sich Gedanken. Ich frage mich, wie die einfachen Leute hier überhaupt noch über die Runden kommen bei den weltweit gestiegenen Nahrungsmittel- und Energiepreisen.



Dann nachmittags an das Jeepney Terminal schräg gegenüber der Margarita Station. Dort sind etliche Garküchen, wo die Philis essen. Ein Expat Kumpel meinte, dort könne man beruhigt essen. Ich will „Sisig“ probieren, darauf bin ich auch durch ihn gekommen. Es sind kleingehackte, knusprig gebratene Schweinsohren mit Zwiebeln. Man isst Reis dazu, bekommt eine Chile Schote und Calamanci, das sind diese Mini – Zitronen, dazu.



„Iiiieeeh, Schweinsohren, werden jetzt einige sagen. Als ich Kind war gab’s die bei uns noch in der Erbsensuppe, zusammen mit Pfoten (Eisbein). In Norddeutschland gibt es ein Gericht „Snuten un Poten“. Also, was soll’s. Vor allem, man halte sich mal vor Augen, was Zuhause alles in die Wurst kommt, das ist so ziemlich alles, was „abfällt“ beim Schlachten. Da sind Schweinsohren noch das Appetitlichste. Alles, was gekuttert wird, wo man nicht mehr die einzelnen Bestandteile sieht, wie z.B. Leberwurst, Fleischwurst oder Fleischkäse, enthält Dinge, die wir einzeln sicher niemals essen würden.



Das Sisig schmeckt sehr gut, ich nehme noch was anderes vom Schwein nach, es ist mit Erbsen und Kartoffeln in einer Sauce gekocht. Ebenfalls lecker. Als ich beim Essen bin, kommen 5 oder 6 Angestellte des ABC Hotels in ihren Arbeitsuniformen, die wohl Feierabend haben, und bestellen allerlei aus den Töpfen zum Mitnehmen. Ist halt das normale Phili Essen hier.

Ich bezahle für die beiden Portionen incl. zwei kleiner Flaschen Coke 120 Piso.



Auf dem Weg zur Margarita Station, ich ziehe mir dort zum Nachtisch ein Stück des famosen Blueberry Cheesecakes rein, auf den ich eine Kugel Vanilleeis platzieren lasse, nebst eines Potts „Brewed Coffee“, spricht mich mal wieder einer der Bettler an. Es ist ein etwa 16jähriger Junge, völlig verdreckt, Plastiksack in der Hand, wahrscheinlich sammelt er irgendwelche Abfälle, die er als Wertstoffe für ein paar Cent verkaufen kann. Ich reagiere zuerst nicht. Es ist ein heikles Thema. Es gibt hier auch eine Art Bettler Mafia, es sind z.B. Frauen mit geliehenen Babys auf dem Arm, die auf der Fields gruppenweise abgesetzt werden zum Touri Anbetteln. Denen gebt bitte nichts. Das ist organisiert. Auch die Einheimischen sind auf die nicht gut zu sprechen, zumal sie die nicht kennen, die kommen von außerhalb.



Wenn ich aber jemanden sehe, dem es offensichtlich wirklich dreckig geht, dem gebe ich schon mal etwas Kleingeld. Ist nicht leicht zu unterscheiden. Werft auch das Essen nicht weg, was im Restaurant übrig bleibt, sondern lasst es Euch zum Mitnehmen einpacken. Das ist hier absolut üblich. Schenkt es dann draußen irgendwelchen Kids, die freuen sich, glaubt mir...



Erst als der Junge auch dann noch dranbleibt, als ich bei einem der mobilen Verkäufer ein paar Wachteleier und frisch gedämpfte Erdnüsse kaufe, erkenne ich, dass der arme Kerl wirklich Hunger hat. Er deutet auf ein „Balut“, das sind angebrütete Enteneier, die hier von so ziemlich allen heißbegehrt sind. Ich lasse zwei einpacken und drücke ihm noch die Münzen in die Hand, die ich ja eigentlich eigens für den nächsten Bettler eingesteckt hatte. Er lässt einen Teil des Geldes vor Nervosität fallen, als er versucht, es in seine „Geldbörse“ zu stecken, die aus einer Art altem Babystrumpf zu bestehen scheint. Nee scheiße, was geht es uns doch unverschämt gut, und wie wirklich mies geht es anderen... man kann das alles schwer händeln und muss sich mit den Realitäten abfinden. Was niemanden abhalten sollte, hier und da zu helfen, auch wenn es immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist – es ist doch immerhin ein gefüllter Magen für einen Tag. Und Hunger ist bitter.

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